Süddeutsche Zeitung

Corona-Prävention im Landkreis:Eingeschränkter Ferienspaß im Landkreis Ebersberg

Lesezeit: 3 min

Wegen der Corona-Krise mussten Jugendorganisationen bereits viele Events absagen. Auch das Programm im Sommer 2020 ist deutlich reduziert.

Von Antonia Voelzke, Ebersberg

"Man war überwiegend damit beschäftigt, geplante Veranstaltungen abzusagen", sagt Erwin Mehl, Jugendpfleger der Verwaltungsgemeinschaft Aßling, über die vergangenen Monate. Vielen Jugendorganisationen im Landkreis ging es ähnlich. Bestehende Angebote und geplante Veranstaltungen mussten aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden. Nun werden wohl auch viele Freizeiten in den Sommerferien nicht stattfinden zu können.

Skatertage, Fußballturniere, eine Fahrt nach Amsterdam. All das musste Mehl aufgrund der Corona -Krise absagen. "Es ist mehr als ärgerlich", sagt er. Unter den Jugendlichen habe das für eine denkbar schlechte Stimmung gesorgt. Auch das Programm für die Sommerferien sei dieses Jahr komplett hinfällig, denn Abstandsregeln würden die Freizeiten zu einer regelrechten Farce machen, so Mehl. "Für die Eltern könnte das dieses Jahr noch eine harte Belastungsprobe werden", sagt Mehl mit Blick auf die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten in den Sommerferien.

"Viele Eltern haben dieses Jahr ihren Urlaub schon aufgebraucht", sagt auch Ibrahim Al-Kass, Leiter der Jugendpflege in Grafing. Um den Familien in den Sommerferien etwas Entlastung zu schaffen, bietet die Jugendpflege Grafing, trotz Corona, auch dieses Jahr wieder eine Ferienbetreuung an. Vor allem sei das Angebot aber für die Kinder wichtig, sagt er, denn sie seien in den vergangenen Monaten vergessen worden.

"Für die Jugendlichen ist es eine Katastrophe, ihre Freunde so lange nicht zu sehen", sagt Al-Kass. Auch er musste viele Veranstaltungen und Angebote wie das "Chaxter-Café", ein Treffpunkt für Jugendliche, absagen. Um weiter den Kontakt zu halten, hatte das "Chaxter-Café" eine Whatsapp-Gruppe gegründet, in welcher die Mitglieder sich bei verschiedene Challenges herausforderten, erzählt Al-Kass. "Der Wochensieger bekam dann immer einen Getränkegutschein für das Chaxter-Café." Neben der Ferienbetreuung plant der Jugendpfleger noch eine Reihe anderer Sommerferienangebote. Voraussetzung sei die Einhaltung bestimmter Hygieneregelungen. "Bis jetzt gibt es zehn Kletterkurse sowie Projekte mit dem Golfklub Schloss Elkofen", sagt Al-Kass. Weiteres plane er noch. Wie genau das gesamte Ferienprogramm letztendlich aussehe, sei noch unsicher.

"Insgesamt ist für viele Jugendorganisationen noch einiges unklar", sagt auch Philipp Spiegelsberger, Geschäftsführer des Kreisjugendrings Ebersberg. Der Jugendverband steht in engem Kontakt mit vielen Jugendorganisationen und Jugendlichen im Landkreis Ebersberg, um deren Interessen zu vertreten. "Unsere 35 Mitgliedsorganisationen mussten eigentlich alle Veranstaltungen und Freizeiten absagen", sagt Spiegelsberger.

Auch nach den aktuellen Lockerungen werde es dieses Jahr voraussichtlich bei den Stornierungen bleiben. "Die Jugendorganisationen haben bis jetzt kaum Planungssicherheit, viele Zeltplätze öffnen dieses Jahr nicht." Des Weiteren sei die Gefahr, dass sich viele Kinder gleichzeitig infizieren für die Veranstalter zu hoch, sagt Spiegelsberger. "Die Organisationen haben da sehr vernünftig gehandelt", lobt er.

Veranstaltungen des Kreisjugendrings selbst wie Präsenzveranstaltungen und Vorstandssitzungen seien bis jetzt ebenfalls nicht möglich gewesen, so der Geschäftsführer des Jugendverbands. "Auch inhaltlich konnte in letzter Zeit wenig besprochen werden, da einige Mitarbeiter des Landratsamts zum Höhepunkt der Corona-Krise im Gesundheitsamt aushelfen mussten", berichtet Spiegelsberger.

Zur Überbrückung der vergangenen Monate habe der Kreisjugendring viele Themen digital gestaltet, erzählt Spiegelsberger. So zum Beispiel das Projekt "Partnerschaft für Demokratie". "Wir waren wirklich überrascht wie gut das Ganze technisch funktioniert hat, die Resonanz auf die Online-Formate war sehr positiv", sagt der Geschäftsführer des Kreisjugendrings. Mit der eigenen Online-Präsenz möchte sich der Kreisjugendring in Zukunft intensiver auseinandersetzen, so Spiegelsberger: "Wir wollen unser Angebot noch weiter ausbauen." Mit Onlineformaten habe die Organisation in Zukunft immer noch einen Plan B in der Tasche.

Wie es letztendlich mit Ferienprogrammen aussieht und ob wirklich keine Veranstaltungen der Jugendorganisationen stattfänden, kann Spiegelsberger derzeit noch nicht sagen. Die offizielle Empfehlung des Bayerischen Jugendrings sei es, alle Freizeiten abzusagen ungeachtet der zukünftigen Entwicklungen der Corona-Krise, sagt Spiegelsberger. Vielleicht diskutiere der Kreisjugendring aber nochmals im Rahmen einer Vorstandssitzung und es entstehe eine spontane Idee für ein Ferienprogramm.

Trotz der schwierigen Zeiten brauchen die Kinder aber auf den Ferienspaß nicht ganz verzichten. In mehreren Gemeinden wie auch in der Kreisstadt gibt es trotz Corona im Sommer Freizeitangebote - wenn auch in beschränktem Umfang und unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4965053
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 13.07.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.