Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Umsicht statt Aktionismus

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Der Ausbau der Förderzentren ist dringend geboten - genau wie eine sehr sorgfältige Prüfung des Bedarfs

Von Andreas Junkmann

Es soll ja Politiker auf Bundesebene geben, bei denen das Geld zur Zeit recht locker in der Tasche sitzt. Solche, die ohne schlechtes Gewissen irrwitzige Summen in Projekte versenken, die schließlich im Sand verlaufen - und die nicht wenige dafür auf dem E-Scooter zurück in den Bayerischen Wald jagen würden. Deshalb stellt sich fast schon ein Stück weit Erleichterung ein, wenn man sieht, dass zumindest in Teilen der politischen Basis, doch noch die Vernunft Vater der Gedanken ist. So wie im Landkreis-Ausschuss für Soziales, Familie, Bildung, Sport und Kultur (SFB) zu sehen, als es um den Ausbau der beiden Sonderpädagogischen Förderzentren ging.

Der erste richtige Schritt ist es, die Schulerweiterungen nun überhaupt verstärkt voranzutreiben. Denn die Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch Deutschland, wonach Schüler mit besonderem Förderbedarf auch eine Regelschule besuchen dürfen, ist im Landkreis kaum zu spüren. Im Gegenteil: Die erwartete Entlastung der Sonderpädagogischen Einrichtungen ist ausgeblieben, die Zahl der Schüler nach wie vor hoch. Dieser Nachfrage muss der Landkreis gerecht werden, indem er die Möglichkeiten dafür schafft, dass alle Kinder die für sie bestmögliche Betreuung bekommen - und das funktioniert natürlich nur, wenn auch ausreichend Platz zur Verfügung steht.

Dennoch ist es schön zu sehen, dass trotz der akuten Not, keiner der Entscheidungsträger in blinden Aktionismus verfällt. Im Masterplan Schulen sind die Ausbauarbeiten für die Grafinger und die Poinger Schule mit deutlich weniger Kosten vermerkt, als nach ersten Schätzungen tatsächlich auf den Landkreis zukommen werden. Eine Prüfung der möglichen Umbauvarianten - vom detaillierten Raumkonzept bis zu den erwartbaren Fördergeldern - ist deshalb unumgänglich. Die Fraktionen im Kreistag haben nun rund drei Monate Zeit, die Pläne genau zu prüfen. Am Ende soll eine Entscheidung stehen, die sowohl wirtschaftlich vertretbar ist, als auch die Bedürfnisse der Schulen bestmöglich erfüllt.

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Quelle:
SZ vom 29.06.2019
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