Süddeutsche Zeitung

Gewerbegebiet "Taglaching-Süd":Nur vorläufiger Schlusspunkt

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Die Debatte rund geplanten Gewerbegebiet "Taglaching-Süd", die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient, wird noch eine Weile weitergehen.

Von Thorsten Rienth

Die Brucker Entscheide zum geplanten Gewerbegebiet "Taglaching-Süd" sind der vorläufige Schlusspunkt einer Debatte, die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdient. Debattieren bedeutet, Thesen mit belastbaren Fakten zu untermauern, Meinungen zuzulassen und eigene Ansichten selbstkritisch zu überprüfen. Am besten mit den jeweils stärksten Argumenten der Gegenseite. Die Gewerbegebietsgegner konnten oder wollten eine solche Debatte nicht führen.

Bürgermeister Josef Schwäbl (CSU) warfen sie bis zuletzt vor, mit einem überteuerten Grundstückskauf einem in Geldnot geratenen Landwirt zur Hilfe geeilt zu sein. Dass dies längst entkräftet ist - geschenkt. Gleichzeitig taten sie so, als könnte sich Bruck an die Erweiterung des Grafinger Gewerbegebiets anschließen. Dass dies knapp zwei Millionen Euro mehr kostet - egal. Schließlich unterstellten sie Bürgermeister Schwäbl und Landrat Robert Niedergesäß Vetternwirtschaft in einem abgekarteten Spiel hin. Die beiden seien schließlich CSU-Kollegen. Am Ende echauffierten sich sogar moderate Gegner des Gewerbegebiets über diesen Wahlkampfstil. Er kann aber trotzdem nur ein Grund sein, warum die Schutzgemeinschaft am Wahltag verloren hat. Der Hauptgrund dürfte ein anderer sein. Abstimmungen, die nur einen kleinen Gemeindeteil negativ betreffen, sind schlicht kaum zu gewinnen: Weil Wahlkabinen etwas ganz Persönliches sind. Jeder Pienzenauer, Alxinger oder Wildenholzner, der gestern für "Taglaching-Süd" votierte, stimmte eben auch gleichzeitig gegen etwaige Planungen am eigenen Gartenzaun. Natürlich muss nicht jedes Dörfchen Gewerbeflächen ausweisen. Es gibt aber auch wenig Anlass, das nicht zu tun. Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer fließen komplett an die jeweilige Gemeinde. Kein Wunder, dass sie von diesem potenziellen Geldsegen beinahe berauscht scheinen. Wenn also bei Taglaching bald vier weitere Hektar versiegelt werden, liegt dies nicht nur am Brucker Gemeinderat. Sondern auch an der Struktur der Kommunalfinanzierung.

Ein vorläufiger Schlusspunkt ist der Entscheid deshalb, weil die Gewerbegebietsgegner ihre Niederlage nicht so einfach auf sich sitzen lassen werden. Die Grundzüge einer Klage gegen einen möglichen Genehmigungsbescheid aus dem Landratsamt liegen schon in den Schubladen. Ihr gutes Recht. Denn auch wenn eine deutliche Mehrheit das neue Areal unterstützt, hat seine Ausweisung gesetzeskonform zu sein.

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Quelle:
SZ vom 26.01.2015
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