Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Mehr Vorbilder

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Die Unterrepräsentanz von Frauen in der Kommunalpolitik ist ein strukturelles Problem. Dieses muss von mehreren Seiten her angegangen werden

Von Franziska Langhammer

Nicht selten begleitet das Thema Gleichberechtigung ein Gemaule im Hintergrund: "Immer das gleiche stumpfe Schema: Mann/Frau". Ja, die Diskussion gestaltet sich bisweilen etwas klischeehaft, wenn Plattitüden hervorgekramt werden, warum Frauen etwa besser zuhören und Männer besser einparken können. Aber: Nein, das ist kein Grund, das Thema fallen zu lassen. Denn allein schon die parteiinterne Entscheidung für den männlichen Bewerber und gegen die weibliche Kandidatin kann viel aussagen. Experten nennen es das "Platzhirsch-Problem", auf das Frauen oft stoßen, wenn sie in Parteien eintreten: Männer nominieren Männer.

Die meisten Parteien schaffen es nicht, den Frauenpart auch nur annähernd paritätisch abzudecken. Eine SPD-Politikerin formulierte es in den Achtzigern einmal so: "Die geringe Beteiligung von Frauen in den Parlamenten ist Verfassungsbruch in Permanenz." Besonders dramatisch ist das in der Kommunalpolitik zu sehen. Dabei gilt: Je höher das Spitzenamt, desto seltener ist es weiblich besetzt. Beispiel Landrat: Bayernweit werden von 71 Landkreise gerade einmal fünf von Frauen geführt. Ein strukturelles Problem ist es also, das zu dieser krassen Unterrepräsentanz von Frauen in der Kommunalpolitik führt, und das von mehreren Seiten - Politik, Arbeitgeber, Gesellschaft - angegangen werden muss.

Beginnen wir im Kleinen: Im Vergleich zur vergangenen Kommunalwahl vor sechs Jahren hat sich im Landkreis Ebersberg schon viel getan; sieht man es so, muss man sagen, dass 24 Prozent an weiblichen Bürgermeister-Kandidatinnen schon ein Fortschritt sind. Diese könnten wieder als Vorbilder für andere Frauen wirken, die sich bisher noch nicht in die Kommunalpolitik getraut haben. Und auf verschiedenen Ebenen zeigen, wie und dass es möglich ist: Frau sein, Mutter sein, berufstätig sein - und politisch engagiert.

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Quelle:
SZ vom 22.02.2020
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