Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Demo für den Dialog

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Befürworter und Gegner der Umgehung haben beide gute Argumente vorgebracht. Vielleicht ein erster Schritt für eine Lösung

Von Korbinian Eisenberger

Die schlechte Nachricht zuerst: Den Streit wegen ihrer Umgehungsstraße haben die Forstinninger nach wie vor. Auf der Demonstration am Samstag, zu der 150 Einheimische kamen, wurde das Problem nicht gelöst. Nach wie vor wollen viele Anwohner der viel befahrenen Hauptstraße durch den Ort die Umgehung unbedingt haben. Nach wie vor wollen viele, die am Waldrand wohnen, diese Umgehung unbedingt verhindern.

Und wie man es auch dreht und wendet. Egal wem man zuhört, wenn Argumente vorgetragen werden, warum die eigene Position die richtige ist: Viele der Argumente sind verständlich, man kann die Menschen gut verstehen. Etwa, dass Hausbesitzer am Waldrand von Schwaberwegen um jene Natur besorgt sind, die direkt vor ihrer Haustür beginnt. Vielleicht hätte so mancher sich sein Haus dann woanders gekauft, hätte er gewusst, dass hier mal eine Umgehungsstraße gebaut wird - wo der Ebersberger Forst sonst eher eine Schonzone ist. Und man kann verstehen, dass sich die Anwohner der Ortsdurchfahrt gegen die lauten und gefährlichen Lastwagen wehren, aus Angst um ihre Familien. Dass der Verkehr mehr wird, ist wohl nicht nur eine subjektive Wahrnehmung, sondern geht auch aus Statistiken des Staatlichen Bauamts Rosenheim hervor. Dass all dies Teil des Phänomens ist, wie sich die Verkehrslage im Münchner Osten immer mehr zuspitzt, hilft den Beteiligten da nicht weiter.

Hilfreich ist, wenn man sich auf die Suche nach einer Lösung begibt. Und dafür war die Demo am Samstag - auch wenn es ruppige Töne gab - ein erster Schritt. Was die Forstinninger Bürgerversammlung unter Leitung von Rathauschef Rupert Ostermayr nicht leisten konnte, kam auf dem Waldweg am Ortsrand zumindest im Ansatz zustande: Ein Dialog, der Versuch, die jeweilige Gegenseite und deren Positionen zu verstehen. Die Menschen haben miteinander gesprochen, sich teilweise sogar zugehört - und vielleicht ist die Empathie, das Verständnis füreinander dadurch gestiegen. Vielleicht vergrößert das die Chance auf eine Lösung, die näher an den Interessen beider Parteien dran ist. Das ist die gute Nachricht aus Forstinning.

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Quelle:
SZ vom 13.03.2017
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