Süddeutsche Zeitung

Kirchseeon:Musikalität aus dem Bauch

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Schüler der fünften Klassen am Gymnasium Kirchseeon probieren spielerisch Streichinstrumente aus

Von Rita Baedeker, Kirchseeon

Kinder, die sich für die Bratsche interessieren, das sind meist nicht die Vorlauten, weiß die Violine- und Viola-Lehrerin am Gymnasium Kirchseeon, Mirjam Sendtner, aus Erfahrung. Bestätigt hat sich dieser Eindruck einmal mehr in der Praxisstunde Streichinstrumente, bei der die Schüler aller fünften Klassen die Möglichkeit haben, sich während eines spielerischen Schnupperunterrichts für Geige, Bratsche, Cello oder Bass zu erwärmen - oder auch nicht. Die Instrumente werden von Spendengeldern gekauft oder bei der Musikschule entliehen.

Die Lehrer - neben Sendtner sind das der Jazzmusiker und Bassist Josef Ametsbichler sowie Cellist und Fachschaftsleiter Musik, Rafael Gütter -, zeigten den Kindern nicht nur, wie man den Bogen richtig hält, streicht und beim Greifen der Saiten das Handgelenk dreht, sie ließen auch der impulsiven Freude der Schüler am Musizieren freien Lauf. "Es waren an die vierzig Kinder, die sich für den Kontrabass interessiert haben", freut sich Ametsbichler. "Die hatten ernsthaftes Interesse, wollten nicht bloß rumschrubben." Ametsbichler zeigte ihnen, wie man "pizzicato" spielt, also die Saiten zupft anstatt sie zu streichen, und beantwortete Fragen: Ob es kleinere Bässe für Kinder gibt, ob man damit auch Rockmusik spielen kann. "Natürlich", sagt Ametsbichler und lacht. Das Ganze sei ein sehr gelungener Vormittag gewesen.

Dem stimmen die Kollegen vorbehaltlos zu. Mirjam Sendtner bestätigt, dass auch für Geige und Bratsche das Interesse groß ist. "Da kamen welche, die wollten sofort mit Lernen loslegen, manche haben den Bogen sofort raus, die haben schon einen Eindruck von den Instrumenten, sei es aus Konzerten oder durch die Eltern". Es gebe aber auch welche, die keinen Bezug dazu haben. Man merke schnell, wer wirklich Interesse zeige. "Ich fange immer mit der Körperhaltung an, die ist sehr wichtig, und damit, wie man den Bogen hält, denn wer den anpackt, als greife er nach einem Glas, der bringt nur ein Kratzen zustande."

Damit genau das nicht passiert, leistet Rafael Gütter immer wieder Hilfestellung und legt mit Hand an den Cellobogen. "Wir haben diese Praxisstunde vor ein paar Jahren eingeführt und spannende Erfahrungen gemacht", sagt er. "Manche finden hier auf Anhieb ihr Instrument", sagt Gütter. "Da das eine Bauchentscheidung ist, kommt diesem kleinen Praxistest oft entscheidende Bedeutung zu. Wenn Kinder gleich einen schönen Ton hinkriegen, dann wirkt das wie eine Initialzündung."

Das Beste an der Musik-Probestunde aber ist: Jeder, der will, kann sich gleich für ein Jahr kostenlosen Unterricht auf einem der Streichinstrumente anmelden. "Etwa die Hälfte bleibt dabei", "so Gütter, "manche schaffen es bis ins Orchester und in die Oberstufe."

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Quelle:
SZ vom 27.09.2016
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