Süddeutsche Zeitung

Interview:Blinde Flecken sichtbar machen

Lesezeit: 3 min

Die Zornedingerin Sabine Berger befasst sich mit Feng Shui und Kunst. Nun stellt sie im Rathaus ihrer Heimatgemeinde aus

Interview von Fraanziska Langhammer, Zorneding

Ein Rathaus als Wellnesstempel, wäre das nicht mal was? Bestimmt würde sich so mancher Mitarbeiter darüber freuen. Vorerst bietet das Rathaus Zorneding jedoch nur eine Ausstellung, die sich mit Feng Shui und Kunst beschäftigt. Die ausgebildete Industriedesignerin und Heilpraktikerin Sabine Berger aus Zorneding zeigt dort "Bilder - Quellen der Kraft in unseren Räumen". Präsentiert werden Werke auf Leinwand in Acryltechnik, die Vernissage findet statt am Freitag, 6. März. Im Gespräch mit der Ebersberger SZ erklärt Berger, wie man Streit am Esstisch vermeiden kann, und warum es manchmal gut ist, mit dem Rücken zur Wand zu sitzen.

SZ: Auf Ihrer Website heißt es, Streits und Diskussionen könnten von der Raumgestaltung beeinflusst werden. Wie könnte ich etwa das Esszimmer so gestalten, dass die Abendessen friedlicher verlaufen?

Sabine Berger: Zuerst einmal schaut man, wie steht der Esstisch, wo die Stühle. Man achtet darauf, dass der Tisch beispielsweise nicht zwischen einer Tür und einem großen Fenster steht. Das nennt man im Feng Shui Durchschuss - die Energie verlässt den Raum durch das Fenster, wenn der Essplatz sich nun dazwischen befindet, erzeugt das Unruhe. Günstiger ist es, den Essplatz an einer Wand auszurichten, die Stabilität bringt. So sollte auch der Esstisch stabil ausgeführt sein, Wärme und Gemütlichkeit erzeugen, damit man gerne am Tisch zusammen kommt.

Hilft das auch bei Streitereien am Esstisch?

Dazu schaut man sich die Personen an, die im Haushalt leben. Wir arbeiten mit der chinesischen Astrologie, da gibt es Freundes- und Feindestiere. Wenn jetzt jemand zum Beispiel vom Geburtszeichen Ratte ist und einem Pferd gegenübersitzt, könnte durch die Konfrontation Streit gefördert werden, denn diese beiden Zeichen stehen sich im Jahreskreis direkt gegenüber und tragen das Konfliktpotenzial von Winter und Sommer - oder anders ausgedrückt: von Wasser und Feuer - in sich. Wenn man dies berücksichtigt, kann man mit diesem Vorgehen sehr viel über die Positionen der Sitzplätze steuern und durchaus mehr Friedfertigkeit erzeugen.

Inwieweit kann eine Umgestaltung meines Büros zu mehr Erfolg verhelfen? Reicht Aufräumen?

Aufräumen ist ein guter Anfang, denn es bedeutet, da passiert etwas mit dem Menschen auch innerlich. Denn wer da gerade aufräumt, der prüft und entscheidet bewusst: Was will ich noch behalten und was nicht? Das schafft Klarheit, und es entsteht Raum für neue Ideen. Obwohl viele mit dem Rücken zum Fenster sitzen, um genug Licht zum Arbeiten zu haben, ist es im Büro von Vorteil, eine Wand im Rücken zu haben. An dieser Wand sollte etwas hängen, das einen stärkt, Bilder sind dafür zum Beispiel sehr gut geeignet. Außerdem ist es sinnvoll, die Tür im Blick zu haben. Diese Position mit der Wand im Rücken und der Tür im Blick nennen wir im Feng Shui Kontrollposition, die uns Sicherheit vermittelt, wodurch wir gestärkter in Arbeitssituationen gehen.

Wie gehen Sie vor, wenn Sie Räume analysieren?

Im Feng Shui heißt es: innen wie außen. Wir betrachten den Menschen systemisch. Die Räume spiegeln die Lebenssituationen der Bewohner wieder. Alles ist in ständiger Interaktion. Ich lasse mir zuerst die Geburtsdaten geben, um herauszufinden, welche Elemente für diesen Menschen förderlich sind. Damit ist gemeint, welche Farben und Formen dienen dem Wohlbefinden, und was gilt es eher zu vermeiden. In den Räumen kann ich anhand des Grundrisses und einer Begehung entdecken, wo etwas in Ungleichgewicht geraten ist.

Was ist damit konkret gemeint?

Viele Menschen kommen zu mir, wenn sie sich in bestimmten Räumen nicht wohl fühlen; das kann auch wieder ein Spiegel des jeweiligen Lebensbereiches sein. Oder wenn es eine Veränderung in der Wohnsituation gibt, etwa weil die Kinder ausgezogen sind, was auch wieder eine Neuausrichtung der Lebensinhalte bedeutet. Auf einige Wohnbereiche legen wir besonderes Augenmerk. Wichtig ist zum Beispiel der Eingangsbereich eines Hauses: Wie werde ich empfangen? Ist der Eingangsbereich eher beengt, oder großzügig? Aber auch: Was sehe ich, wenn ich rausschaue? Vielleicht eine Wand, die mir die Sicht versperrt? Das Erkennen dieser Ankerpunkte führt dann oft auch zur Bewusstmachung der eigenen blinden Flecken. Nicht selten kommt es bei der Person dann zu einem Aha-Erlebnis, weil Feng Shui das Thema im Raum sichtbar macht. Oft kann dann mit einfachen Mitteln viel geändert werden, dazu braucht es keine teuren Möbel.

Die Vernissage zur Ausstellung "Bilder - Quellen der Kraft in unseren Räumen" findet am Freitag, 6. März um 19 Uhr im Rathaus Zorneding statt. Die Künstlerin Sabine Berger wird einen Kurzvortrag zum Thema "Feng Shui & Kunst - Wie Bilder innere und äußere Räume verbinden und so zu mehr Wohlbefinden beitragen" halten. Zu sehen ist die Ausstellung dann bis einschließlich 3. April zu den Öffnungszeiten des Rathauses.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2020
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