Süddeutsche Zeitung

Infoveranstaltung:Engere Straßen und ein schöner Platz

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Die Straußdorfer stellen ihre ersten Umbaupläne für die Ortsmitte vor. Die Frage, wie die Wunschliste finanziert werden kann, dürfte für die Realisierung entscheidend sein

Von Thorsten Rienth, Grafing

Vier Jahre lang hat eine Gruppe Straußdorfer Aktiver eine lange Liste von möglichen Projekten zur Dorferneuerung erarbeitet. Aus ihr hält das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) eine neue Dorfmitte um den Pfarrhof für förderwürdig, einen überplanten Schulhof sowie Maßnahmen entlang der Staatsstraße 2080. Bis zu einer fixen Entscheidung, ob die Stadt Grafing die 2,4 Millionen Euro aus der Kostenschätzung locker macht, scheint es allerdings noch eine Weile hin. In Straußdorf wie im Stadtrat herrscht noch Diskussionsbedarf - das ist beim Infoabend am Donnerstag klar geworden.

Das Maßnahmenpaket sieht zum Beispiel eine Umgestaltung der Staatsstraße in der Ortsmitte vor. Neben einem Belagwechsel, der Straße und Gehweg optisch besser abgrenzt, soll auch das Größenverhältnis verschoben werden - die Straße würde ein bisschen enger, der Gehweg etwas breiter. Zwischen Kirche und Pfarrstadl ist ein Dorfplatz geplant. "Hierfür gilt es, die bestehende Friedhofsmauer unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes zu versetzen", heißt es in den Planungsunterlagen. Das alte "Millihaus" - immerhin die erste Milchsammelstelle Bayerns - soll wieder genutzt werden. Denkbar wäre ein Ausstellungsraum, ein Mehrzweckgebäude oder ein Dorfladen.

Angelehnt an die Idee einer "Grünen Lunge" können sich die Planer einen Ausbau des Bereichs um die Bründlingskapelle vorstellen. Ein "ruhiger, meditativer Ort" könnte dort entstehen. Örtliche Besonderheiten wie Hanglage, Teiche und Bachläufe würde dieser einbeziehen. Stärker genutzt werden soll in Zukunft auch der Pfarrstadl. "Im Verbund mit dem entstehenden Dorfplatz könnte hier ein aktiver und wichtiger Raum für die Gemeinschaft entstehen", erklärte der Sprecher der Dorferneuerer, Florian Wieser.

Wie am Ende alles aussehen soll, darüber herrscht in Straußdorf indes noch Diskussionsbedarf. "Wenn man da jetzt 15 Parkplätze mitten in den Ortskern 'rein klatscht, dann widerspricht das doch dem eigentlichen Ziel einer dörflichen Erneuerung", mahnte eine Besucherin. Jemand anderes sorgte sich um die Folgen eines in Richtung Vereinsheim ausgebauten Pfarrstadls. "Man darf doch den Wirt damit nicht kaputt machen!"

"Das ist ja alles noch nicht in Stein gemeißelt", beruhigte Grafings zweiter Bürgermeister Josef Rothmoser (CSU) die Gemüter. "Was wir hier haben, sind die groben Vorschläge eines Stadtplaners - die Detaildiskussionen beginnen doch jetzt erst." Selbstverständlich würden man die Straußdorfer Bürger "dabei genauso mitnehmen, wie das in der Vergangenheit der Fall war."

Währenddessen steht auch im Grafinger Stadtrat eine Diskussion an, und zwar über die Finanzen. Den Planern zufolge summieren sich die einzelnen geplanten Projekte auf rund 3,7 Millionen Euro. Nach aktuellem Stand beläuft sich der Grafinger Anteil auf etwa 2,4 Millionen Euro. Bereits im Vorfeld der Info-Veranstaltung hatten Vertreter unterschiedlicher Stadtratsfraktionen die Summe als "indiskutabel hoch" bezeichnet. Im Floriansstüberl stellte auch CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg unmissverständlich klar: "Einen Vorratsbeschluss für das gesamte Paket wird es sicher nicht geben!" Bestenfalls seien Beschlüsse über Einzelmaßnahmen denkbar. Allzu lange darf Grafing die Umbauten allerdings nicht hinauszögern, denn das ALE peilt einen Zeitraum von sechs Jahren an.

Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) stieß derweil mögliche Türen für Kostensenkungen auf: Die Renovierung des Pfarrstadls würde der Rathauschefin zufolge die Kirchenstiftung betreffen. Die hierfür angesetzten Kosten von etwa einer Million Euro müsste deshalb aus dem Grafinger Anteil herausgerechnet werden. Blieben aus dem Grafinger Stadtetat also noch grob 1,4 Millionen Euro zuzuschießen. Einige Maßnahmen, die sich im Zuge der Dorferneuerung als förderfähig herausgestellt hatten, hätte die Stadt in den nächsten Jahren ohnehin anpacken müssen. Verteilt auf eine Projektlaufzeit von sechs Jahren "nähern wir uns bei den Gesamtkosten dann auch leistbaren Bereichen", sagte Obermayr.

Bis dahin wäre allerdings noch eine zentrale Frage zu beantworten: Ob Grafing, sollte eine Pfarrstadl-Renovierung an der Kirchenstiftung scheitern, den Rest des Pakets trotzdem gefördert bekäme?

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Quelle:
SZ vom 24.02.2018
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