Süddeutsche Zeitung

Religion:Teil einer 600-jährigen Tradition

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Kathrin und Florian Maier aus Hohenlinden gehören der katholischen Bruderschaft Santa Maria dell' Anima an. Die Gemeinschaft mit Sitz in Rom blickt auf eine lange Geschichte zurück.

Von Greta Wach, Hohenlinden

Es ist ein exklusiver Kreis: Nur etwa 200 Menschen weltweit gehören der Bruderschaft "Santa Maria dell' Anima" in Rom an, einer Organisation, die seit mehr als 600 Jahren besteht. Nun sind auch zwei Hohenlindener Mitglieder: Florian Maier wurde Anfang November in die Bruderschaft aufgenommen, seine Frau Kathrin Maier gehört ihr schon seit fast zwölf Jahren an. "Ihr seid ja ganz schön konservativ!", bekommt das Ehepaar bisweilen zu hören. "Nein", entgegnen sie dann, "wir sind einfach nur katholisch."

Die Bruderschaft von Santa Maria dell' Anima in Rom verfügt über eine lange Geschichte und Tradition. Seit mehr als 600 Jahren trägt sie Sorge für das Päpstliche Institut gleichen Namens. Es ist Sitz der deutschsprachigen, katholischen Gemeinde vor Ort und gilt - neben dem Fürstentum Liechtenstein - als einziger noch existierender Teil des Heiligen Römischen Reiches. Noch heute ist das kirchliche Institut Priesterkolleg und wichtige Anlaufstelle für Pilgerreisende in Rom. Die Kirche befindet sich im Herzen Roms, unweit der Piazza Navona. "Es sind alle herzlich eingeladen, uns zu besuchen!", sagt Kathrin Maier.

Doch einfach so Mitglied werden kann man nicht. Nach ihrer Ausbildung hatte sich Kathrin Maier dazu entschieden, nach Rom zu gehen, um dort zu leben und zu arbeiten. Nebenbei engagierte sie sich in der Santa Maria dell' Anima und wurde damals gefragt, ob sie Mitglied der Bruderschaft werden wolle, wie sie erzählt. Später ging sie zurück nach Deutschland, lernte ihren Mann kennen und ließ sich im Landkreis Ebersberg nieder. So erfuhr auch Florian Maier, Diplomingenieur, Leiter und Inhaber des Familienbetriebs "Auto Maier" in Hohenlinden, von der Bruderschaft. "Rom ist meine zweite Heimat. Wir sind oft dort gewesen und natürlich habe ich meinem Mann auch die Anima gezeigt", erklärt die gelernte Erzieherin. "Die Stadt war sehr überwältigend - so viele Leute, so viel Trubel. Die Gemeinde war dem gegenüber ein Ort der Ruhe, ein Wohlfühlort von Anfang an", so der 56-Jährige. Getreu der Inschrift des Instituts "Heimat in der Fremde" sei er direkt offen und herzlich empfangen worden.

"Es ist schön, Teil dieser Gemeinschaft zu sein"

Die insgesamt etwa 200 Mitglieder aus ganz Europa treffen sich einmal im Jahr - am ersten Sonntag nach Allerseelen -, um sich auszutauschen und die Verbindung untereinander zu beleben. Bei diesen Treffen und auch an sonstigen Feiertagen werden dann der grüne Mantel und die goldene Insigne - als Zeichen der Zugehörigkeit und Erkennung - getragen. "Es ist schön, Teil dieser Gemeinschaft des Glaubens zu sein", sagt Kathrin Maier. "Wir sind total bunt gemischt und gar nicht elitär", betont sie. Die Gemeinde bestehe aus Menschen aller gesellschaftlicher Schichten und jeglichen Alters. Aber der Glaube sei es, der sie alle verbindet.

Vereinzelt gibt es auch kleinere, regionale Treffen. Doch die Mitglieder leben oft weit voneinander entfernt, denn sie kommen aus allen möglichen ehemals zum Heiligen Römischen Reich gehörenden Ländern. Die Mitglieder, die dem Ehepaar Maier örtlich am nächsten sind, wohnen in Nürnberg.

Gemeinsam mit sieben weiteren sogenannten Aspiranten wurde Florian Maier schließlich durch namentliche Eintragung in das 600 Jahre alte Bruderschaftsbuch und Übergabe von Mantel und Insigne in die Bruderschaft aufgenommen. "Das war ein ganz besonderer Moment", sagt er. Angesichts der wichtigen Leute, die sich bereits vor ihm in das alte Buch eingetragen hatten, sei er aufgeregt, stolz und demütig zugleich gewesen. Unter ihnen befinden sich Persönlichkeiten aus Kirche, Politik und Wirtschaft wie der inzwischen verstorbene Papst Benedikt XVI., der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Reiner Haseloff und der österreichische Quantenphysiker und Nobelpreisträger Anton Zeilinger.

Um die Motivation und Beweggründe der Aspiranten zu prüfen, gehört auch ein persönliches Gespräch mit dem Rektor des Instituts zum Aufnahmeritual. Die Mitglieder der Bruderschaft sollen sich mit dem päpstlichen Institut verbunden fühlen und ihren Beitrag dazu leisten, die Dienste der Anima als Ort der Verbindung von Rom mit den Katholiken in der weiten Mitte Europas zu unterstützen. Ihnen kommen Aufgaben wie die Sorge für den Erhalt und die Verschönerung der Kirche, die Pflege des Archivs, die Förderung der Kirchenmusik und der Seligsprechungsprozess für Papst Hadrian VI. zu.

Die Bruderschaft ist kein strenges Korsett

Entgegen der Erwartung vieler bilde die Bruderschaft im Leben der Maiers kein strenges Korsett, das sie in irgendeiner Form reglementiere, erzählen die beiden. Ganz im Gegenteil - sie stifte Sinn und biete ihnen die Möglichkeit, ihren Glauben zu leben. "Wir sind eine fröhliche Gemeinschaft - Menschen, mit denen man lachen kann", so Kathrin Meier. In der Gemeinde begegne man sich stets auf Augenhöhe - als Mensch.

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