Süddeutsche Zeitung

Hochwasserschutz in Glonn:Wasserdichte Pläne

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Seit 2002 diskutiert der Gemeinderat über Maßnahmen gegen Überschwemmungen. Nun legt sich das Gremium auf ein Konzept fest

Von Konstantin Schätz, Glonn

"Auch die weitsichtigen Feuerwehrleute, die beim Aufziehen der Wolkenwand bereits in ihre Uniform geschlüpft waren, rechneten höchstens mit noch mehr überschwemmten Kellern. Dass sie aber in dieser Nacht noch mit dem Boot ausrücken würden, um Familien aus ihren Häusern zu evakuieren, das war definitiv nicht abzusehen als der Starkregen begann." Auf der Website der Marktgemeinde Glonn erinnert ein Text der Autorin Konstanze Kilger an das Hochwasser im August 2002.

Siebzehn Jahre ist es her, seit den starken Überschwemmungen in der Marktgemeinde. Seitdem erhoffen sich die Menschen den Bau eines Hochwasserschutzes. Doch ein Damm ist noch nicht gebaut. Mehrfach traf sich der Glonner Gemeinderat in den vergangenen Jahren, um über das Thema zu sprechen. Es wurde abgestimmt, Gutachten beauftragt und über den Standort des Dammes diskutiert. Doch Missverständnisse zwischen Planern und Naturschutzbehörden, Landschaftsschutzgebiete und das schützenswerte Löffelkraut machten bisher einen Strich durch die Rechnung.

Als sich diese Woche die Gemeinderäte erneut trafen, war Bürgermeister Josef Oswald (CSU) wild entschlossen. Schon auf dem Programm der Gemeinderatssitzung wurde darauf gedrängt, eine Beschlussfassung zu erzielen. Damit es diesmal zu keinen Missverständnissen kommen konnte, lud Oswald den Landschaftsarchitekten Hans Michael Schober, den Ingenieur Florian Pfleger und den Rechtsanwalt Christian Alexander Mayer ein. Sie waren mit der Prüfung mehrerer Varianten beauftragt worden. "So professionell kommen wir nicht mehr zusammen", scherzte Oswald zu Beginn der Sitzung.

Die drei Experten stellten dem Gemeinderat acht Varianten vor, wie der Schutz vor einem sogenannten Jahrhunderthochwasser gewährleistet werden könne. Dabei berücksichtigten sie Kosten, Umsetzbarkeit, Stellungnahmen der Naturschutzbehörde, nationale und europäische Vorschriften und zum Teil die Meinungen einiger Bürger, die von dem Bau eines Dammes betroffen sein könnten. Alle Varianten sehen dabei vor, den Kupferbach, der aus dem Süden nach Glonn fließt, mithilfe eines Dammes aufzustauen. Vor allem das Rückhaltevolumen sei bei den unterschiedlichen Konzepten wichtig. Dieses legt fest, wie viel Wasser aufgestaut werden kann. "Dabei wird immer das Wasservolumen des letzten Jahrhunderthochwassers genommen und ein Sicherheitszuschlag von 15 Prozent miteinberechnet", erklärte Pfleger.

In den anschließenden Diskussionen drehte es sich vor allem um die Höhe der Staudämme. Einige Gemeinderäte bemängelten, dass die bis zu zehn Meter hohen Dämme den Blick nach Süden beeinträchtigen würden. In der Abstimmung sprachen sich die 14 anwesenden Gemeinderäte einstimmig für die erste der vorgestellten Varianten aus. Diese sieht einen hohen Damm für den Augraben vor, ein Gewässer, das in den Kupferbach fließt. Zwei weitere kleine Dämme sollen im Reisenthal und in dem Gebiet zwischen Glonn und dem Reisenthal gebaut werden. Vor allem da sich der hohe Damm nicht direkt vor Glonn befindet, entschieden sich die Gemeinderäte für dieses Konzept. "Man hat mit dieser Variante den geringsten Eingriff in das Ortsbild", erklärte Pfleger.

Die Gemeinderäte beschlossen aber, dass über die Höhe der jeweiligen Dämme noch diskutiert werden müsse. Der bisherige Entwurf sieht einen zehn Meter hohen Damm im Augraben vor und zwei rund drei Meter große Dämme für den Kupferbach. Rund acht Millionen Euro soll die beschlossene Variante kosten. Sie sei damit die günstigste Möglichkeit, um den Hochwasserschutz für die Marktgemeinde zu gewährleisten, erklärte Pfleger: "In diese Zahl wurde alles mit eingerechnet - also Planungskosten, Baukosten und Baunebenkosten". 65 Prozent des Preises könnte sich die Gemeinde durch Fördermöglichkeiten für Hochwasserschutz sparen.

Dass das beschlossene Konzept schon vor einigen Jahren in ähnlicher Form verabschiedet wurde, kommentierte ein Gemeinderatsmitglied mit dem Satz: "Juhu, wir sind so weit wie vor einigen Jahren". Doch dieses Mal sei man besser vorbereitet, versprachen die drei Experten.

Zwei Jahre soll die Planungsphase nun dauern, zwei weitere das Planfeststellungsverfahren. Trotz der aufwendigen Prüfungen betonte Rechtsanwalt Mayer, dass noch in der Planungsphase Probleme auftauchen könnten. "Es lässt sich schwer einschätzen, ob nicht noch neue Kriterien auftauchen, die bei der Planung berücksichtigt werden müssen", erklärte er. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass man eine gute Grundlage habe, auf der man aufbauen könne.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2019
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