Süddeutsche Zeitung

Rechtsradikale Schmierereien:Staatsschutz ermittelt

Die Zeichnungen an einem Wartehäuschen am Bahnhof "Grafing Stadt" zeigen ein stilisiertes Konzentrationslager, eine Deportation und Mord sowie mehrere einschlägige Symbole der Neonazi-Szene. Der Staatsschutz ist eingeschaltet.

An einem Wartehäuschen am Bahnhof "Grafing Stadt" sind wenige Tage nach dem internationalen Holocaust-Gedenktag mehrere rechtsradikale Schmierereien entdeckt worden. Die Zeichnungen auf einer Glaswand und den Schaukästen zeigen ein stilisiertes Konzentrationslager, eine Deportation und Mord sowie mehrere einschlägige Symbole der Neonazi-Szene. Eine Passantin hatte die Schmierereien am Freitag bemerkt und die Ebersberger Polizeiinspektion informiert. Nach deren Angaben ist der Staatsschutz bereits eingeschaltet. Der Sachschaden wird auf mindestens 200 Euro geschätzt. Doch damit nicht genug: Am Samstagabend sind nach Angaben der Polizei an anderer Stelle des Grafinger Bahnhofs islamfeindliche Schmierereien hinzugekommen.

Freilich informierte die Polizei auch die Eigentümerin der Wartehäuschen, die Deutschen Bahn. Ein erstes Reinigungsteam sei bereits am Wochenende vor Ort gewesen, erklärte eine Unternehmenssprecherin am Sonntag. Mindestens ein weiterer Einsatz des Teams sei aber noch nötig. Grundsätzlich verfolge die Bahn das Ziel, Schmierereien nach spätestens drei Tagen zu entfernen. Das geschehe nicht nur aus optischen Gründen. "Es geht auch darum, den Tätern nicht den Erfolg zu gönnen, dass ihre Schmierereien lange zu sehen sind." So sieht das auch die Stadt Grafing und handelt - wenn es sein muss, auch jenseits offizieller Zuständigkeiten. Als vor einigen Monaten ebenfalls an Bahn-Eigentum islamfeindliche Schmierereien aufgetaucht waren, schloss sich die Stadtverwaltung mit der Deutschen Bahn kurz. Dort stand zu dem Zeitpunkt aber kein Reinigungsteam zur Verfügung, das kurzfristig hätte nach Grafing kommen können. "Also haben wir uns abgesprochen, dass der Bauhof das entfernt", erklärte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne).

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Quelle:
SZ vom 02.02.2015 / thri
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