Süddeutsche Zeitung

Grafing:Schafshitze

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Veterinäramt schreitet ein, weil Herde keinen Schatten findet

Von Karin Kampwerth, Grafing

Sie leiden still. Die Atmung pumpt. Das Herz schlägt schneller. Sie werden lethargisch und fressen nicht. Die Schafe, noch dazu mit wolligem Pelz, die eine SZ-Leserin in diesen Tagen zwischen Aßling und Straußdorf entdeckt hat, würden sich vermutlich eher nach Schafskälte statt nach der Affenhitze sehnen, die in den vergangene Tagen herrschte und die auch am Wochenende in den Landkreis zurückkehren soll. Noch dazu, weil die Tiere, rund 30 an der Zahl, gerade mal einen kleinen Hänger als Unterstand hatten, um sich wenigstens etwas vor der brennenden Sonne zu schützen.

Die Frau, die täglich zwischen Aßling und Grafing pendelt, hat sich jedenfalls an das Ebersberger Veterinäramt gewandt. Der Eigentümer erhielt umgehend Besuch von Amtstierärztin Birgitt Huber. Nun muss er für einen größeren Unterstand sorgen, wo sich Huber zufolge auch alle Schafe auf einmal vor der Hitze schützen können.

Huber ist froh, dass der aufmerksamen Bürgerin der Zustand der Tiere aufgefallen war. Diese erzählt, dass die Schafe gar nicht mehr gefressen und nur noch apathisch im Gras gelegen hätten. "Das war nicht normal", sagt sie. Auch anderen Pendlern sei das aufgefallen, und als man ins Gespräch darüber gekommen war, stand für die Frau fest, dass sie sich an das Veterinäramt wenden muss, um weiteren Schaden von den Tieren abzuwenden.

"Eine richtige Entscheidung", lobt Huber. Denn Nutztiere litten besonders unter Wärme, weil sie im Gegensatz zum Menschen oder zu Pferden nicht schwitzen könnten. "Die Anpassungsmechanismen sind ganz unterschiedlich", sagt Huber. Schweine suhlten sich in kühlen Pfützen, um die Körperwärme verdunsten zu lassen. Schafe hingegen hechelten wie Hunde, um einen Temperaturausgleich zu schaffen. Umso wichtiger sei es für die Tiere, einen Schattenplatz zu finden.

"Ich bin umgehend nach Straußdorf gefahren und habe bei dem Besitzer sofort Abhilfe angeordnet", so Huber. Das sei noch nicht einmal besonders schwierig. Infrage komme ein Anhänger, unter den alle Schafe passen, manchmal reiche auch ein großer Sonnenschirm aus, Hauptsache die Luft könne zirkulieren. Wenigstens hätten die Straußdorfer Schafe genügend Wasser zur Verfügung. Und nein, bei Hitze würden die Schafe auch nicht gleich sterben. "Aber sie leiden, und das muss nicht sein", sagt Huber.

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Quelle:
SZ vom 11.07.2015
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