Süddeutsche Zeitung

Kunst im Landkreis:Meister seines Fachs

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Das Museum der Stadt Grafing kann seine Ausstellung des Künstlers Max Joseph Wagenbauer um drei bedeutsame Werke erweitern.

Von Mathilde Wicht, Grafing

Der gebürtige Grafinger Künstler Max Joseph Wagenbauer kann den großen Entdeckern der bayerischen Landschaft zugeordnet werden: Die Motive des Malers sind stark von seiner Heimat Bayern geprägt, das macht auch die ihm gewidmete Dauerausstellung im Museum der Stadt Grafing deutlich. Und nun ist es gelungen, die bereits gut ausgestattete Sammlung um drei weitere Exponate zu erweitern - sehr zur Freude von Museumsleiter Bernhard Schäfer.

Die neuen Werke konnten - finanziert durch den Förderverein des Museums - beim Antiquariat Wölfle in München erworben werden und sind nun in der Wagenbauer-Abteilung vorzufinden. Das eine ist eine Bleistiftzeichnung auf hellgrünem Papier, sie zeigt eine "Mühle in Pasing", den Titel hat Wagenbauer 1824 eigenhändig am oberen Rand des Blattes notiert. Das zweite erworbene Bild trägt den Titel "Strohgedecktes Bauernhaus". Dabei handelt es sich um eine aquarellierte Federzeichnung auf Bütten von 1795/98, die der Künstler auf eine alte Albumunterlage mit grau laviertem Tuschrand montiert hat. Drumherum findet sich ein handgearbeiteter Echtgold-Rahmen.

Zudem konnte das Museum beim selben Anbieter eine in den 1830er/40er Jahren in der Porzellanmanufaktur Nymphenburg hergestellte Ansichten-Tasse kaufen, die ein von Wagenbauer geschaffenes München-Motiv zeigt. Diese wird künftig ein Ensemble vervollständigen, das aus einer Zeichnung, einem Aquarell und einer Lithographie Wagenbauers mit jeweils ein- und derselben Ansicht von der bayerischen Metropole besteht. So kann der Betrachter den künstlerischen Schaffensprozess vom Entwurf bis zum Endprodukt wunderbar nachvollziehen.

Die Wagenbauer-Ausstellung besteht im Museum Grafing seit 2003, damals wurde das heutige Hauptgebäude eingerichtet und eröffnet. Heute, 19 Jahre später, hängen hier 57 Bilder Wagenbauers. Doch die Sammlung ist weitaus größer: Insgesamt befinden sich etwa 90 Werke im Besitz des Grafinger Museums. "Wir tauschen die Exponate zwar nicht regelmäßig aus, wägen aber schon ab, was wertiger ist, wenn wir ein neues Werk bekommen", erklärt Schäfer. So gebe es beispielsweise Lithographien von Wagenbauer, die keine Unikate, sondern mehrfach gedruckt worden seien. Da würde man dann lieber ein Unikat aufhängen, etwa eine Bleistiftzeichnung oder ein Aquarell mit Originalsignatur.

Max Joseph Wagenbauer, 1775 bis 1829, geboren in Grafing, studiert in München das Zeichnen und spezialisiert sich dann überdies auf klassizistische Landschaftsaquarelle. 1802 wird er Kabinettszeichner und 1815 Inspektor der königlichen Gemäldegalerie. Wagenbauer nimmt dabei als einer der ersten Künstler das Motiv der regionalen ländlichen Welt in seine Arbeit auf. Um Inspiration für die Aufträge von Kurfürst Maximilian IV. Joseph zu sammeln, unternimmt er viele Wanderungen durch ganz Bayern. Unter anderem soll er den Speisesaal des Nymphenburger Schlosses mit großen Gemälden bayerischer Seen ausstatten.

"Über Kunst kann man streiten, jeder hat seinen eigenen Geschmack", sagt Museums-Chef Schäfer. Wer ein Fan moderner Kunst sei, werde Wagenbauers Werke also nicht unbedingt mögen. Jedoch müsse man unabhängig davon anerkennen können, dass der Landschaftsmaler ein "Meister seines Fachs" gewesen sei.

Um an neue Werke zu gelangen, sichtet das Museumsteam jene Kataloge, die einige Antiquitätenhändler herausgeben. Ansonsten sei man auf Hinweise angewiesen. "Viele Antiquitätenhändler in und um München wissen aber schon, dass wir als Museum eine der größten Wagenbauer-Ausstellungen haben, und kontaktieren uns als erstes, falls ein Werk auftauchen sollte," sagt Schäfer.

Bereits 2020 konnte das Museum in Grafing zwei neue Werke Wagenbauers ergattern: eine grau lavierte Tuschfederzeichnung mit dem Titel "Das Sendlingerthor München" aus dem Jahr 1800 sowie ein Aquarell von 1803, das "Haag an der Amper" zeigt. Wichtig sei bei solchen Einkäufen, erklärt Schäfer, das Objekt zunächst im Original zu begutachten. Nur so könne man sicherstellen, dass es sich tatsächlich um ein Werk des Grafinger Malers handle. "Einige Kunstwerke stammen von Schülern Wagenbauers und sehen seinen sehr ähnlich, deswegen müssen potenzielle Exponate vor dem Kauf geprüft werden."

Ein Problem ist zudem, dass derlei Zukäufe meist sehr kostspielig sind. Glücklicherweise aber erhält das Museum hier Unterstützung sowohl von seinem Förderverein als auch von so manchem großzügigen Privatspender. "Bei entsprechenden Angeboten besprechen wir uns jeweils intern und überlegen, wie man das finanziell am besten stemmt", sagt Schäfer. Entweder man könne den Erwerb vonseiten der Stadt selbst finanzieren, oder der Förderverein des Museums müsse eben einspringen. Das Budget sei aber in jedem Fall nicht unendlich - und das Team deshalb über jedes Schnäppchen und jede erfolgreiche Verhandlung glücklich.

Museum der Stadt Grafing, Bahnhofstraße 9, geöffnet sonntags von 14 bis 16 Uhr und donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Anfragen per Mail an museum@grafing.de oder telefonisch unter (08092) 321 05.

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