Süddeutsche Zeitung

An Schulen in Grafing und Markt Schwaben:Mit Kreide gegen Masken

Lesezeit: 2 min

In Markt Schwaben und Grafing protestieren Eltern mit Schriftzügen auf dem Boden gegen die Corona-Auflagen

Von Nathalie Stenger, Grafing/Markt Schwaben

Ob die Grafinger Anti-Corona-Aktion von der in Markt Schwaben inspiriert worden ist oder ohnehin geplant war, wissen wohl nur die Betroffenen selbst. Fakt ist: Die Sprüche auf dem Pausenhof der Grafinger Grundschule sind nur einen Tag nach denen auf dem der Grundschule in Markt Schwaben aufgetaucht.

"Maskenfrei", "Stoppt den Testwahn", "Freiheit" und "Eltern stehen auf" - Sätze und Worte wie diese wurden in der Nacht auf Montag von einem oder mehreren Unbekannten mit Kreide auf den Boden des Markt Schwabener Schulhofs gemalt - pünktlich zur zweiwöchigen Maskenpflicht an Grundschulen im Landkreis, auch am Sitzplatz. Zusätzlich wurde eine Art Gedenkstätte errichtet, mit Kuscheltieren und Grabkerzen. Ein Kreuz ist mit Klebeband dahinter befestigt, ein Schild mit der Aufschrift "Ruhe in Frieden" richtet sich gegen Abstand halten, Hygieneregeln, Alltagsmaske, und auch gegen das Lüften.

"Es war ein Protest gegen die Masken- und Impfpflicht", fasst Schulleiterin Monika Seidel auf Nachfrage der SZ Ebersberg die Aktion der Unbekannten zusammen. Am Montagmorgen vor Schulbeginn habe man die "Inszenierung" aufgefunden und entfernt. Die Polizei sei informiert, es handle sich bei dem Vorfall aber nicht um Sachbeschädigung. Seidel reagierte schnell: "Weil Eltern teils sehr besorgt waren, habe ich einen Brief veröffentlicht, der auch auf der Homepage einsehbar ist. So war klar: Es ist nichts Schlimmes passiert."

Seitdem, so die Schulleiterin, habe sie keinen Protest mehr von Kindern oder Eltern gehört. "Das ist nur eine Minderheit. Ich glaube nicht, dass das die Meinung der Allgemeinheit widerspiegelt." Überhaupt messe sie dem Vorfall nicht so viel Bedeutung bei, so Seidel weiter, ihrer Meinung nach solle man diesen Leuten nicht so viel Raum geben. "Für mich war das Thema schnell abgehakt", sagte sie.

Ähnlich reagierte man nun auch an der Grafinger Grundschule, hier waren am Dienstagmorgen in der Nähe des Eingangsbereichs ebenfalls Schriftzüge am Boden gefunden worden. "Wir wollen dem kein Forum geben", heißt es auf Nachfrage der Ebersberger SZ von Rektorin Christiane Goldschmitt-Behmer. Sie selbst habe die Sprüche nicht einmal gelesen, sondern nur gesehen, dass drei Stellen auf dem Pausenhof beschrieben worden waren, und dem Bauhof Bescheid gegeben. "Die Kreide konnte man wie in Markt Schwaben mit Wasser leicht wieder entfernen", so die Rektorin. Anhand der Schriftzüge habe man erkennen können, dass es sich wahrscheinlich um nur ein bis zwei Personen gehandelt habe. Goldschmitt-Behmer glaubt ebenfalls nicht, dass die Aktion auf dem Schulhof von vielen der 900 Eltern unterstützt werde: "Ich als Schulleitung habe noch nichts Negatives von Seiten der Elternschaft zur Maskenpflicht mitbekommen", sagte sie. Allerdings wisse sie nicht, was an die Lehrkräfte herangetragen worden sei. Weder dem Schulamt, noch den Polizeiinspektionen im Landkreis waren am Dienstag weitere Vorfälle in dieser Richtung bekannt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5085721
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.10.2020
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.