Süddeutsche Zeitung

Bauausschuss:Grafing: Länger gratis parken unter der Rotter Straße

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Warum die Stadt die kostenlose Nutzungszeit in der Tiefgarage verlängert.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Manchmal macht einfache Mathematik komplexe Dinge anschaulich: Etwa 1,2 Millionen Euro kostete der Anteil der Stadt Grafinger an der Tiefgarage unter dem alten Brauereigelände zwischen Rotter Straße und Kellerstraße. Ausgelastet ist die innenstadtnahe Parkgelegenheit jedoch nur zu etwas mehr als der Hälfte. Deshalb öffnet Grafing die Garage jetzt für Halbtagsparker - das Votum in der jüngsten Bauausschusssitzung ist aber denkbar knapp ausgefallen.

"Wir sind von mehreren Firmen um den Marktplatz herum darauf angesprochen worden, dass gerade die nur halbtags arbeitenden Kollegen echte Probleme haben, in der Nähe der Arbeitsplätze Parkplätze zu finden", umriss Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) den einen Teil der Geschichte. Der zweite ist die derzeit eben vergleichsweise schlechte Auslastung der Garage. Betrachtet man die Belegung der Garage, könnte man nämlich auch sagen: Der Stadtrat hatte ein bisschen viel Geld für ein paar wenige Parkplätze ausgegeben.

"Wenn wir das jetzt kombinieren, dann lasst uns doch die erlaubte Parkdauer hochsetzen", schlug Obermayr vor. Die dann verbesserte Attraktivität der Marktplatz-Arbeitsplätze sei "akute" Wirtschaftsförderung. Der konkrete Vorschlag lautete: Das bislang bei drei Stunden endende gebührenfreie Parken um zwei auf fünf Stunden zu verlängern.

Grundsätzlich in Frage stellen wollte den Zusammenhang im Bauausschuss niemand. Wohl aber gab es Warnungen vor negativen Auswirkungen auf die nicht Berufstätigen. "Ich habe das Parkhaus auch schon komplett zugeparkt gesehen", berichtete CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg. Etwa bei Beerdigungen an der gegenüberliegenden St. Ägidius-Kirche. Aber auch bei anderen größeren Veranstaltungen in der Nähe.

"Wer länger als die drei Stunden parkt, kann die paar Meter in die Stadt gehen."

Rechbergs CSU-Fraktionskollegin Susanne Linhart sensibilisierte für eine weitere negative Folge. "Wenn künftig mehr Beschäftigte fünf Stunden lang parken können, habe ich die Sorge, dass es für alle anderen schwierig wird, die einfach nur kurz für ein paar Besorgungen in die Tiefgarage wollen - das will ich nicht." Der oberirdische Parkplatz südlich der Rotter Straße 8 sei tagsüber schließlich fast immer belegt.

SPD-Stadtrat Franz Frey sah es ähnlich. "Wenn jemand länger als die drei Stunden parken möchte, dann kann er doch die paar Meter vom Volksfestparkplatz schnell in die Stadt gehen." Direkt neben den Arbeitsplätzen gelegene Parkplätze zu schaffen, zähle für ihn nicht gerade zu den Kernaufgaben einer Kleinstadt.

Letztendlich fand Obermayrs Vorschlag der auf fünf Stunden angehobenen gebührenfreien Höchstparkdauer im Ausschuss eine knappe Mehrheit von sieben zu fünf Stimmen. Gleichzeitig will die Stadtverwaltung aber die Anregung von Sepp Carpus (CSU) prüfen, ob nicht in der Rotter Straße mit einem auffälligeren Schild auf die Existenz der Tiefgarage hingewiesen werden könnte? "Ich glaube, es hat sich einfach noch nicht bei allen herumgesprochen, dass diese Parkplätze dort zur Verfügung stehen."

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Quelle:
SZ vom 03.01.2020
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