Süddeutsche Zeitung

Mitten in Grafing:Freibadfreuden mit Freibadfreunden

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Jedes Jahr trifft man sie wieder - die anderen Schwimmbadleute. Da gibt es viele unterschiedliche Typen.

Glosse von Michaela Pelz, Grafing

Schwimmen ist gesund. Schon 2008 hat man an der Universität von South Carolina herausgefunden, dass Männer, die regelmäßig schwimmen, ein deutlich geringeres Sterberisiko haben als solche, die in ihrer Freizeit laufen, walken oder überwiegend sitzen.

Schwimmen ist aber vor allem eine jener Beschäftigungen, die man definitiv nicht missen möchte. Selbst wenn es sich (aus Gründen) verbietet, das Ganze persönlich als "Sport" zu bezeichnen. Was gibt es Schöneres, als sich der Schwerelosigkeit im Wasser hinzugeben, gerne im Meer, wo das Geräusch der Wellen einen zusätzlichen Entspannungseffekt ausübt. Oder in einem kühlen See, dessen Weite und unergründliche Tiefe einen Hauch von Unendlichkeit verströmt und beim Dahingleiten zum Träumen einlädt.

Man kann natürlich auch ins Freibad gehen. Da ist das mit den unendlichen Weiten nicht immer gegeben, und auch das Träumen sollte man lieber sein lassen. Vor allem, wenn man sich auf die Schnellschwimmerbahn verirrt, wo Menschen, elegant und ohne jedes Atemproblem, dafür mit sauberem Beinschlag, kraulend das Wasser durchpflügen, als bekämen sie es bezahlt. Wer sich bei seinen Körperübungen lieber Zeit lässt, ist der Adonis am Beckenrand, der sich sichtlich ärgert, wenn schon wieder niemand das Dehnen seiner muskelbepackten Oberarme vor dem Sprung ins Wasser bemerkt hat oder er gar vom Bademeister ob seiner Klimmzüge an der Brücke über das Becken gemaßregelt wird.

Er ist kein "alter Bekannter", wie manche der anderen Mitbadenden, deren Namen man zwar nicht weiß, denen man aber mit einem seltsamen Gefühl von Verbundenheit jeden Sommer wieder mit freudigem Wiedererkennen zunickt. Wie der Großmutter, die nun schon dem zweiten Enkelkind das Schwimmen beibringt. Oder dem Paar, das sich nach dem Tauchen immer in diese identischen Bademäntel hüllt, um die man es insgeheim beneidet, vor allem, wenn der Wind wieder einmal ordentlich pfeift.

Wen man dieses Jahr noch gar nicht gesehen hat, ist der sympathische ältere Herr, der immer sein Käppi auflässt beim Schwimmen, um seine Augen vor der Sonne zu schützen. Oder die alte Dame, die sich an Land nur mühsam an Krücken vorwärtsbewegt, im Wasser aber quicklebendig ist. Hoffentlich sind sie bald wieder mit von der Becken-Partie.

Die Einzige, die man tatsächlich nicht vermisst, ist jene Dame, die, während man angeregt plaudernd in Zweier- oder Dreierreihe seine Bahnen zieht, mit vorwurfsvollem Blick und nicht minder anklagendem Ton, hervorstößt: "Sie kommen ja auch nur zum Ratschen her!" Stimmt. Was für die Gesundheit vielleicht nur bedingt förderlich ist. Für die gute Freibadlaune aber definitiv.

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