Süddeutsche Zeitung

Höherwirt in Frauenneuharting:Klein bleiben

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Wirtin Rosi Lemke führt den Höherwirt in zweiter Generation nach ihren Eltern Rosi und Hans Weigl

Von Johanna Feckl, Frauenneuharting

"Ich bin eine Bierwirtschaft." Das sagt Rosi Lemke, verheiratet, Mutter von zwei Kindern und seit Januar 2019 die Wirtin beim Höherwirt in Frauenneuharting. Tatsächlich: Neben dem gesamten Sortiment der Maxlrain-Brauerei finden sich noch weitere Bier-Schmankerl auf der Getränkekarte, unter anderem eine Auswahl vom Wildbräu, der Brauerei aus der Nachbargemeinde in Grafing. Da scheint es schon beinahe paradox zu sein, dass weder Lemke noch ihre Mutter und frühere Wirtin Rosi Weigl große Biertrinkerinnen sind. Wenn es überhaupt einmal etwas Alkoholhaltiges von der eigenen Karte gibt, dann ist es bei Lemke eine Weinschorle, bei ihrer Mutter ein halbes Glas "Leo Weiße".

Die 46-jährige Lemke führt die Wirtschaft in zweiter Generation. Ihr älterer Bruder und die zwei jüngeren Schwestern haben mit Gastronomie eher weniger am Hut. "Bei mir fließt da definitiv das meiste Wirtsblut durch." Lemke lacht. Sie ist gelernte Metzgereifachverkäuferin, an ihren Ausbildungsbetrieb war damals ein Partyservice angedockt und im Betrieb der Eltern war sie auch keine Unbekannte. Daher wusste die Wirtin recht genau, wie das Arbeiten im Gastrobereich aussieht, als sie vor bald zwei Jahren die Wirtschaft übernommen hat. "Irgendwie war es einfach immer klar, dass ich den Betrieb einmal übernehmen werde".

Sechs Jahre ist es nun her, dass Hans Weigl, Lemkes Vater und sozusagen auch der Vater vom Höherwirt, gestorben ist. Lemke und ihre Mutter haben den Betrieb seitdem zusammen geschmissen, bevor die 46-Jährige ihn endgültig übernahm. In der Metzgerei hatte Lemke trotzdem noch gearbeitet, immer halbe Tage, sodass sie nachmittags und abends beim Höherwirt sein konnte. Das macht sie auch heute noch so. Von der Gastronomie allein zu leben, würde nicht funktionieren.

"Ich würde hier nie irgendwas erweitern", sagt Lemke. "Weil es dann einfach nicht mehr das wäre, was es ist." Die spezielle Gemütlichkeit, die es so nur in kleinen Lokalen geben kann - ein bisschen wie auf der eigenen Terrasse -, die wäre dann wohl futsch. Beim Höherwirt gibt es nun einmal Flaschenbier, kalte Speisen, Kaffee und Kuchen - mehr nicht, und das ist auch gut so. Vielleicht wäre andernfalls auch das Du gar nicht so selbstverständlich, das die Wirtin mit der gesamten Kundschaft pflegt, ganz egal ob bekanntes oder neues Gesicht.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2020
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