Süddeutsche Zeitung

Feier in der Kreisklinik Ebersberg:Chefärztin Cornelia Höß geht in den Ruhestand

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Nach fast 21 Jahren verabschiedet sich die Gynäkologin Cornelia Höß. Die "Pionierin" erhält viel Lob für ihre Empathie und Kompetenz

Von Johanna Feckl, Ebersberg

Man könnte sagen, dass sich Ebersberg einmal komplett erneuert hat, während Cornelia Höß Chefärztin der Gynäkologie und Geburtshilfe der Ebersberger Kreisklinik war. 12 205 Babys sind in den beinahe 21 Jahren ihrer Tätigkeit dort geboren worden, 6100 Mädchen und 6105 Buben - in der Kreisstadt leben insgesamt 12 500 Menschen. Zwar hat Höß die Kleinen nicht alle selbst auf die Welt geholt, aber die Zahlen symbolisieren, was in dieser Zeit alles passiert ist: Ziemlich viel. Am Freitag hat sich Höß im Rahmen einer emotionalen Feier in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Nachfolgerin wird von April an Helen Budiman. Die 41-Jährige arbeitet bereits seit 2011 in der Kreisklinik, zuletzt als leitende Oberärztin in der Abteilung von Höß.

Etwas mehr als 100 Menschen waren gekommen, um sich von Cornelia Höß zu verabschieden und ihr zu danken. Für eine respektvolle Zusammenarbeit, für ihre Empathie als Ärztin gegenüber Patientinnen, für ihre hervorragenden Fähigkeiten als Operateurin, aber auch für einige tolle Anekdoten, die wohl noch lange für Lacher sorgen werden. So erzählte der Geschäftsführer der Klinik, Stefan Huber, von ihrem Dasein als sportliche Autofahrerin: Als ein neuer Kollege ihren Wagen regelmäßig zuparkte, habe Höß kurzen Prozess gemacht und sei eben durch das Dach ihres Cabrios ein- und ausgestiegen. "Und durch den Kofferraum", ergänzte Höß.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) betonte die "Pionierarbeit", die Höß seit ihrem ersten Tag im September 1998 für die Klinik leistete: Das Brustzentrum Ebersberg ist auf ihre Initiative hin entstanden. Mittlerweile ist das psychosoziale Nachsorgeprojekt Teil des "Kooperativen Brustzentrums Südostbayern" und wurde 2017 von der Bayerischen Krebsgesellschaft ausgezeichnet. Ihre hervorragende Expertise als Ärztin, so Niedergesäß, führte auch dazu, dass die TU München Höß 2009 zur Honorarprofessorin bestellte. "Sie waren zwar nicht zuständig für die Kardiologie, aber dennoch waren Sie so etwas wie das Herzstück in dieser Klinik."

Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) ging in seiner Rede näher darauf ein und betonte neben der fachlichen Kompetenz von Höß ihre "Menschenliebe", wie es der Rathauschef nannte. "Mit welcher Empathie du an deine Arbeit herangetreten bist, an dein Team und an deine Patientinnen", sagte Brilmayer, "das ist das Entscheidende, das dich auszeichnet, und dafür möchten wir Dir danken."

Cornelia Höß macht die Kreisklinik zum akademischen Lehrkrankenhaus

Dieses ganz spezielle Etwas, die besondere Kombination aus Know-how und Einfühlungsvermögen - der ärztliche Direktor der Klinik Peter Kreissl erfand dafür gleich ein neues Wort: "Connyphäe". Eigentlich habe er "Koryphäe" sagen wollen, korrigierte er sich selbst. Kreissl hob in seiner Ansprache hervor, dass Höß "das damalige Landkrankenhaus aus dem Dornröschenschlaf geholt hat": Ihrem unermüdlichen Einsatz sei es zu verdanken, dass die Ebersberger Kreisklinik zu einem akademischen Lehrkrankenhaus der TU München geworden ist. Oft habe er mit ihr zusammen im OP gestanden und komplizierte Eingriffe durchgeführt. Und jedes Mal sei er von ihrem Können begeistert gewesen. "Fast möchte ich einmal eine Frau sein, nur um von dir behandelt zu werden", sagte er.

Die Ehrenpräsidentin des Deutschen Ärztinnenbunds Astrid Bühren, die Höß um einen Vortrag gebeten hatte, unterstrich, dass Höß viel in der Frauenförderung in der Medizin erreicht habe: Als sie 1998 an die Kreisklinik kam, war sie die erste Chefärztin, und blieb es auch. "Der Wechsel zu Frau Dr. Budiman nun findet - zum Glück! - von Chefärztin zu Chefärztin statt." Andernfalls würden in der Chefetage nur Männer sitzen, "und das ist einfach nicht mehr zeitgemäß".

Als Cornelia Höß nach all dem Lob nach vorne an das Rednerpult trat, war sie sichtlich gerührt. Die Besucher applaudierten und standen von ihren Stühlen auf. "In Ebersberg habe in mein berufliches Zuhause gefunden", sagte sie. "Aber jetzt freue ich mich darauf, den Bettenbelegungsplan gegen einen Hotelprospekt tauschen zu können."

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Quelle:
SZ vom 30.03.2019
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