Süddeutsche Zeitung

Emmering:Tiefes Misstrauen

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Der Bau der B 15 neu sorgt in Emmering nach wie vor für Verunsicherung, das wird bei einer Veranstaltung im Bruckhof klar

Von Anselm Schindler, Emmering

Immer noch bewegt der Bau der Bundesstraße B 15 neu die Gemüter in Emmering. Das zeigt sich schon daran, dass der Saal des Bruckhofs am Mittwochabend bis auf den letzten Platz gefüllt war, als Christian Rehm, stellvertretender Direktor des Rosenheimer Bauamts, die konkreten Pläne für die Straße erläuterte. Knapp 50 Bürger, darunter auch die lokale Politprominenz, waren gekommen. Dabei hatte es doch bereits im Juli 2015 Entwarnung für die Emmeringer gegeben.

Eigentlich sei schon alles gesagt, zumindest was den Landkreis Ebersberg betreffe, erklärte Rehm im Saal des Gasthofs den Zuhörern, unter denen auch viele Bürger aus der Kreisstadt und dem Umland waren. Mit einem Laserpointer zeichnete Rehm den Trassenverlauf nach, wie er aktuell geplant ist. Nach diesen Plänen führt die neue Bundesstraße nicht mehr durch den Landkreis Ebersberg. Unterstützung erhielt Rehm von Karl Wiebel, Ministerialdirigent der Baubehörde des bayerischen Staatsministeriums, der erklärte wie wichtig die B 15 neu angesichts steigender Verkehrszahlen sei. Doch selbst wenn dieser Verkehr nun nicht mehr an ihrer Haustür vorbei rollen soll, treibt das Thema die Emmeringer offenbar weiter um.

Mit der Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans scheint die Gefahr für die Gemeinde ja vorbei zu sein. In früheren Plänen hatte die Trasse direkt durch Emmering geführt und auch das Naturschutzgebiet Attelthal durchschnitten. Naturschützer und Anwohner liefen Sturm dagegen. Im Sommer 2015 machte das bayerische Innenministerium die neuen Pläne bekannt. In diesen endet die neue Trasse, welche von Regensburg nach Südbayern führt, auf Höhe von Haag und mündet dort in die bereits bestehende Bundesstraße, die den Landkreis Ebersberg nicht schneidet.

Diese soll ausgebaut werden, im Plan sind auch mehrere Ortsumfahrungen vorgesehen. Der Landtagsabgeordnete Thomas Huber hatte bereits 2015 mit Landrat Robert Niedergesäß und dem Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz (alle CSU) versucht, den Emmeringern klar zu machen, dass am neuen Plan definitiv festgehalten werde. Doch die Bürgerinitiativen, die sich bereits seit Mitte der Siebzigerjahre gegen die geplante Trasse engagieren, hielten das für eine Finte und standen der Entwarnung skeptisch gegenüber. Trotz der neuen Pläne gab es auch in den vergangenen beiden Jahren noch Protestveranstaltungen. Allen voran versuchte Max Maier, grüner Gemeinderat und seit den Siebzigerjahren gegen die Trasse aktiv, die Emmeringer zu weiteren Protestaktionen zu bewegen. Doch bereits im September 2015 kamen nur noch wenige Emmeringer zum Mahnfeuer im Hinterhof der Wirtschaft Bruckhof. Als der Bundestag dann im vergangenen Jahr dem abgeänderten Plan der B 15 neu zustimmte, ebbte die Protestbewegung im Landkreis fast vollständig ab. Es war freilich eine trügerische Ruhe, die Trassengegner standen nach wie vor in den Startlöchern, sie trauten der Politik nicht mehr. "Die Pläne können sich ja jederzeit wieder ändern", sagte Max Maier noch im vergangenen Sommer.

Bei der jüngsten Veranstaltung im Bruckhof ging es deshalb vor allem darum, das Vertrauen in die Politik wiederherzustellen. Huber und Lenz schlugen versöhnliche Töne an, die sie vor allem an die Protestbewegung richteten. Auch Niedergesäß lobte das Engagement der Bürger und der Lokalpolitik. "Es ist gut, dass da in den letzten Jahren so viel Druck von der Basis da war", sagte Niedergesäß. An diesem Punkt ist er auch der gleichen Meinung wie Max Maier. "Ohne den Druck wäre das hier nicht so gekommen", erklärte Maier und erinnerte daran, dass die B 15 neu in anderen Teilen Bayerns weiterhin zu Umweltproblemen führe An dieser Stelle scheiden sich nach wie vor die Geister. Auch wenn man sich gegen die Attelthal-Route gewehrt habe, grundsätzlich stehe die CSU zu dem Bauprojekt, das machten Huber und Lenz klar.

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Quelle:
SZ vom 10.02.2017
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