Süddeutsche Zeitung

Funkloch wird gestopft:Eigener Mast für die Ortschaften

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Der Mobilfunkempfang in den Dörfern südöstlich von Ebersberg ist derzeit eher schlecht, der Ausbau verläuft schleppend. Nun will die Stadt selbst tätig werden.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Gegend rund um die Kreisstadt lädt zu Ausflügen ein. Die meisten Ausflügler suchen die Erholung - einige aber auch Mobilfunkempfang. So war es kürzlich im Ebersberger Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Digitales zu erfahren. "Manche fahren bis nach Grafing, wenn sie mal ins Netz müssen", so Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) über das Funkloch rund um Traxl.

Dieses soll nun aber gestopft werden und zwar nach der alten Devise: "Wer will, dass etwas richtig gemacht wird, muss es selber machen." Denn die Kreisstadt bemüht sich schon seit geraumer Zeit, ihre Ortschaften an die moderne Kommunikation anzuschließen. Bereits seit 2018 ist man in Kontakt mit Vodafone und Telekom, um endlich die "permanente Unterversorgung der Mobilfunkstärke" im Ebersberger Südosten zu beheben.

Seit 2019 gibt es auch die Zusage für Fördergeld: Bis zu einer halben Million Euro aus dem Programm "Mobilfunk" des Freistaates Bayern kann Ebersberg bekommen. Passiert ist seitdem indes nicht viel, und das hat mit einer anderen Unterversorgung im Kommunikationsbereich zu tun: der schlechten Internetanbindung auf dem Land. Dagegen helfen soll der Breitbandausbau - doch bis beschlossen wurde, wie dieser vonstatten geht, hing auch der Ausbau des Mobilfunknetzes in der Warteschleife.

Nördlich von Traxl soll der Mast gebaut werden

Inzwischen steht hier aber der Plan, so dass es auch in Sachen Mobilfunkmast bei Traxl wieder weitergehen kann. Wie Hauptamtsleiter Erich Ipsen nun im Ausschuss erläuterte, habe man den Standort auch schon so gut wie gesichert. Ursprünglich hätte der Sendemast auf der Anhöhe direkt nördlich von Traxl gebaut werden sollen, nach Beratungen mit der Naturschutzbehörde im Landratsamt wird der Standort nun etwas nach Osten neben die Straße nach Englmeng versetzt. Mit den Eigentümern der Grundstücke habe man sich bereits geeinigt, auch das Forstamt habe Zustimmung signalisiert, die finale Entscheidung steht hier aber noch aus.

Sollte diese eingehen und der Mast gebaut werden können, solle dies die Stadt selbst tun, schlug die Verwaltung vor. Das Förderprogramm lasse diese Möglichkeit ausdrücklich zu, so Ipsen, "wenn es die Firmen nicht machen wollen". Mobilfunkbetreiber würde die Stadt dadurch allerdings nicht, der Mast wird an eine Firma verpachtet. Das Modell gibt es in Ebersberg bereits, der Aussichtsturm auf der Ludwigshöhe gehört der Stadt und wird an Mobilfunkbetreiber als Sendemast vermietet. Im aktuellen Fall muss allerdings der Pachtvertrag bereits abgeschlossen sein, bevor der Sendemast gebaut werden kann, nur dann gibt es Fördergeld. Da dieses 80 Prozent der Kosten, aber maximal eine halbe Million Euro beträgt, dürfe der Bau nicht mehr als 625000 Euro kosten, rechnete die Verwaltung vor.

Die Ausschussmitglieder waren ebenfalls von der Eigenbau-Lösung überzeugt, hatten aber einige Sachfragen. So wollte CSU-Stadtrat und Bewohner von Traxl Hans Hilger wissen, ob der Sendemast auch Auswirkungen auf den geplanten Breitbandausbau habe. Nicht direkt, so der Bürgermeister, die Projekte seien getrennt. Allerdings werde auch der Mobilfunkmast einen Breitbandanschluss bekommen müssen. Jürgen Friedrichs (Grüne) fragte, ob man für den Mast auch eine neue Trafostation bauen müsse. Dies werde noch geprüft, so Proske, vielleicht könne die vorhandene in Traxl aufgerüstet werden.

Kritik der Anwohner gibt es keine, im Gegenteil

Marina Matjanovski (CSU) stellte die Frage nach der Akzeptanz des neuen Sendemasten, "es gibt ja sonst oft Kritik, wenn so etwas gebaut wird". Laut Bürgermeister sei das Gegenteil der Fall, die Anwohner der umliegenden Ortschaften drängten darauf, dass der Mast gebaut wird, "die wollen endlich eine anständige Verbindung". Das bestätigte auch Hilger, er und seine Nachbarn seien alle für den Bau. Genau wie eine Ortschaft weiter, in Rinding, so der dort wohnende SPD-Stadtrat Stefan Mühlfenzl: "Wir begrüßen es, dass die Peripherie ans Netz angeschlossen wird." Es sei schon auch richtig, dass "die Landschaft etwas beeinträchtigt" werde, aber die Vorteile überwögen eindeutig, zudem es auch Gewerbe in den Ortschaften gibt, die auf einen anständigen Empfang angewiesen seien.

Ohne Gegenstimmen empfahl der Ausschuss dem Stadtrat, die Eigenbau-Variante für den Sendemast bei Traxl zu beschließen. Dass dieser am 14. Dezember der Empfehlung folgt, gilt als sicher.

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