Süddeutsche Zeitung

Digitalisierung in der Schule:Geht das auch günstiger?

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Die Grund- und Mittelschule in Ebersberg soll neue Geräte bekommen - über den Umfang und die Kosten gehen die Meinungen jedoch auseinander.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Für die Schulkinder der Kreisstadt soll es moderne Unterrichtstechnik geben, den Beschluss hat der Ebersberger Stadtrat schon vor einiger Zeit einstimmig gefasst - darüber, was diese Technik kosten soll, gab es nun im Ferienausschuss indes einigen Diskussionsbedarf. Hintergrund war die anstehende Ausschreibung für die erste Tranche der neuen Geräte für die Grund- und Mittelschule, die in den kommenden drei Jahren mit mindestens 900 000 Euro zu Buche schlagen.

Eine Summe, die für Jürgen Friedrichs (Grüne) durch das Preis-Leistungs-Verhältnis der geplanten Anschaffung nicht gerechtfertigt sei. Er bemängelte unter anderem, dass laut Plan zahlreiche erst drei Jahre alte Bildschirme in den Klassenzimmern gegen neue ausgetauscht werden sollten. "Wo ist denn da der Mehrwert?", fragte Friedrichs. "Wenn wir schon so viel Geld ausgeben, gibt es im Sinne der Pädagogik doch sicher bessere Möglichkeiten."

Wobei er grundsätzlich nicht gegen neue Geräte für die Schule sei, so Friedrichs, er wünsche sich aber mehr Informationen darüber, warum gerade diese - und in diesem Umfang - nötig seien. Auch fehle die Information darüber, was die neue Technik an Folgekosten verursache, also was etwa die Wartung koste. Friedrichs beantragte daher, bevor man in die Ausschreibung gehe, sollte man im Ausschuss die Schulleitung dazu anhören.

Im Januar hatten die Stadtratsmitglieder ein digitales Musterklassenzimmer besichtigt

Bedenken hinsichtlich der Kosten gab es auch aus anderen Fraktionen. "Wir sollten die Fragen schon klären, bevor wir so viel Geld ausgeben", sagte Christoph Münch (SPD). Eduard Zwingler (FW) erklärte, er sei zwar grundsätzlich für die Anschaffung der neuen Geräte, wüsste aber auch gerne "was kostet der Unterhalt und brauchen wir da zusätzliche Leute dafür?"

Zumindest einige der Fragen konnte die Verwaltung klären, die Stadt werde voraussichtlich eine weitere Stelle im IT-Bereich schaffen, so Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos). Dies sei aber nicht nur für die Schule, sondern auch für die Verwaltung insgesamt nötig. Was die Bildschirme angeht, wusste Hauptamtsleiter Erik Ipsen zu berichten, dass diese durch Touch-Screens für interaktives Arbeiten ersetzt werden sollen.

Verständnis für die Besorgnis über die insgesamt hohen Kosten äußerte auch Gerd Otter (Pro Ebersberg), er gab aber zu bedenken, "dass der Wille zum Sparen oft teuer kommt, wenn man ein laufendes Verfahren unterbricht". Martin Schedo (CSU) verwies darauf, dass die Schule sehr wohl bereits erklärt habe, wofür man die neuen Geräte brauche - etwa auf einem Ortstermin mit Besichtigung eines digitale Musterklassenzimmers Anfang des Jahres, "das ist eben jetzt Stand der Technik".

Wer einen gebrauchten Bildschirm sucht, könnte bald bei der Stadt fündig werden

Auch Proske warb dafür, der Schule die bestmögliche Ausstattung zukommen zu lassen, "das ist auch ein Standortvorteil, wir sollten nicht zulasten der Schüler sparen". Auch der Bürgermeister erinnerte daran, dass man das Thema Schuldigitalisierung bereits ausgiebig im Umwelt-, Sozial- und Kulturausschuss im Januar diskutiert hatte.

Auch wegen des avisierten Zeitplans - in den Faschings- oder Osterferien kommenden Jahres sollen die ersten 20 Klassenräume umgerüstet werden - sollte man mit der Ausschreibung baldmöglichst starten, so Ipsen. Der zuständige Ausschuss habe dies ja auch schon beschlossen, "wir sind am Ende des Verfahrens".

Letztlich gab es keine Mehrheit für den Antrag von Jürgen Friedrichs auf Vertagung. Der Beschluss, in die Ausschreibung zu gehen, fiel anschließend ohne Gegenstimmen. Demnach werden im kommenden Jahr 370 000 Euro, 2025 dann 340 000 und im folgenden Jahr 190 000 Euro für digitale Lehrmittel ausgegeben. Christoph Münch richtete noch die Bitte an die Verwaltung, die nicht interaktiven Bildschirme der Schule nicht einfach wegzuwerfen: "Von mir aus verschenken wir sie auch", aber für den Müll seien die Geräte zu schade.

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