Süddeutsche Zeitung

Ebersberg:Erreger im Klostersee

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Ebersberg verhängt ein Badeverbot für den Klostersee. Die Konzentration an gefährlichen Bakterien ist zu hoch.

Malte Conradi

Pünktlich zur Rückkehr des Sommers hat die Stadt ein Badeverbot über den Klostersee verhängt. In einer Probe vom vergangenen Montag sei eine zu hohe Konzentration von Escherichia- coli-Bakterien festgestellt worden, sagte Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer. An einer Stelle des Sees sei der Grenzwert um 50 Prozent überschritten worden. Der für Badegewässer vorgesehene Leitwert für Kolibakterien wurde sogar um das 35-fache überschritten.

Zwar gilt seit Donnerstagnachmittag gegen 15 Uhr ein offizielles Badeverbot im Klostersee. "Wir werden aber niemand verhaften, der trotzdem schwimmen geht", so Brilmayer. Tatsächlich handeln Badende seit gestern also auf eigene Gefahr. So steht es auch auf den Warnschildern, die am Freitagmorgen an dem beliebten Ebersberger Badesee aufgestellt werden.

Monika Wirth, Ärztin beim Gesundheitsamt in Ebersberg, warnt indes eindringlich davor, die Gefahren zu unterschätzen. Nicht nur eine hohe Konzentration des Bakteriums Escherichia coli sei im Klostersee gefunden worden, auch der Leitwert für Enterokokken sei in dem Gewässer überschritten. "Beides sind Indikatorkeime und weisen auf eine deutliche fäkale Verunreinigung des Sees hin", erläutert Wirth.

Neben den Keimen dürften sich auch Krankheitserreger im Wasser befinden, die für Menschen gefährlich sein können. "Kontakt mit den Erregern kann zu Durchfallerkrankungen, Magen-Darm-Problemen, bis hin zu Organschädigungen führen", sagt Wirth. Wer in den vergangenen Tagen im Klostersee gebadet hat und sich nun unwohl fühlt, solle unbedingt einen Arzt aufsuchen und das Gesundheitsamt informieren.

Christian Pfeifer vom Ebersberger Bauamt, der seit Jahren mit dem Klostersee befasst ist, zeigte sich gestern ratlos angesichts der Frage, warum nur in einer von zwei Proben eine Grenzwertüberschreitung festgestellt worden ist. Fest steht für Pfeifer hingegen, warum es überhaupt zu einem Anstieg der Bakterienkonzentration gekommen ist: "Es ist kräftig gedüngt worden in den letzten Tagen und es hat wahnsinnig geregnet.

Bei solchen Ereignissen muss man einfach damit rechnen, dass es zu Verunreinigungen im See kommt." Die heftigen Regenfälle in den Tagen vor der Probenentnahme am Montag hätten die Gülle von den umliegenden Feldern in die Weiherkette und wasserführende Gräben gespült. Der Stadtmitarbeiter geht jedoch nicht davon aus, dass sich die Probleme von vor einigen Jahren wiederholen. Damals hatte der Klostersee immer wieder wegen Grenzwertüberschreitungen geschlossen werden müssen. "Solche Regenfälle sind ja nicht normal", sagt Pfeifer. "Wir gehen davon aus, dass wir in Zukunft nicht mehr allzu viele Grenzwertüberschreitungen bekommen."

Vor nicht einmal zwei Wochen hatte das Gesundheitsamt eine Warnung vor einer hohen Blaualgenkonzentration im Klostersee ausgesprochen. Auch damals wurde als Ursache starker Regen in Verbindung mit der Düngung umliegender Felder genannt. "Wenn es nicht weiter regnet - und die Vorhersage ist gut - müsste die Situation sich bald bessern", hofft Pfeiffer. Er hat das Gesundheitsamt gebeten, möglichst bald erneut Wasserproben zu entnehmen. "Bis dahin", sagt Bürgermeister Brilmayer, "wollen wir aber kein Risiko eingehen."

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SZ vom 25.06.2010
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