Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Drei Bürgermeisterinnen plus X

Drei Rathauschefinnen sind fix, drei weitere könnten hinzukommen. Das wären sechs Mal so viele wie bisher im Landkreis Ebersberg. Welche Herausforderungen auf die Pionierinnen nun warten.

Kommentar von Franziska Langhammer

Die Anzahl der weiblichen Bürgermeister im Landkreis hat sich mit der diesjährigen Kommunalwahl vervielfacht. Zwar steht Angelika Obermayr noch die Stichwahl in zwei Wochen gegen ihren CSU-Konkurrenten bevor, doch (Stand Sonntagabend) ist sie nicht länger die einzige Frau im Chefsessel eines Rathauses im Landkreis. An dieser Stelle könnte man in Jubel ausbrechen und verkünden, die Stunde der Frauen sei endlich gekommen. Man könnte sich aber auch die harten Fakten anschauen und fragen: Warum erst jetzt? Wieso gab es zum Beispiel in der Kreisstadt Ebersberg keine einzige weibliche Bewerberin um das Amt, ebenso in Poing und Markt Schwaben? Oder in der CSU in Bruck nur Männer auf der Liste?

Dass Frauen nun auf dem Vormarsch sind, ihren männlichen Kollegen den Chefposten abspenstig zu machen, in Anzing, Emmering, Steinhöring, Egmating, das ist nicht nur längst überfällig, sondern sollte auch selbstverständlich sein. Viel zu lange und leider immer noch gibt es viel zu wenige Frauen, die es in dieses höchste Amt der Gemeinde geschafft haben. Und diese wenigen Frauen, auf die wartet nun anstrengende Pionierarbeit in den nächsten Monaten.

Pionier zu sein, das bedeutet auch immer: neue Ideen umzusetzen, Schwierigkeiten zu bewältigen, an die sich noch kein anderer gewagt hat. Pionierin zu sein jedoch, das beinhaltet eine ungleich schwierigere Aufgabe. Denn zumeist treffen Frauen, die das erste Mal einen sonst von Männern frequentierten Weg gehen, auf ausgetretene Pfade, auf Strukturen, die sich nicht leicht ändern lassen - und die von Männern für Männer gemacht wurden.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2020
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