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Die Vorbereitungen laufen:Der Ernst des Spiels

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Theatertage der bayerischen Gymnasien finden erstmals in Vaterstetten statt

Von Anna Horst, Vaterstetten

"Die Bühne scheint mir der Treffpunkt von Kunst und Leben zu sein", sagte einmal Oscar Wilde. Zu einem Treffpunkt von Kunst und Schule könnte die Bühne nächstes Jahr in Vaterstetten werden, denn im Juli finden die Theatertage der bayerischen Gymnasien erstmals am dortigen Humboldt-Gymnasium statt. Das älteste Schultheaterfestival Deutschlands bietet seit 1957 eine Plattform für Theater spielende Schüler und ihre Lehrer, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Zehn ausgewählte Theatergruppen führen dort jedes Jahr ihre Stücke auf und haben Gelegenheit, an unterschiedlichen Workshops teilzunehmen. Für die Lehrer und interessiertes Fachpublikum werden Diskussionsforen und Fortbildungen angeboten, die Anregungen für die Weiterentwicklung des Schultheaters liefern sollen.

"Schon allein die Teilnahme ist eine Auszeichnung für die Theatergruppen", sagt Michael Aust, Leiter der Fördergemeinschaft für das Schultheater, die das Festival veranstaltet. Denn wer mitmachen möchte, muss vor einer elfköpfigen Jury bestehen. Sie besucht Aufführungen oder Proben der Bewerber und entscheidet dann, welche Gruppen zu den Theatertagen eingeladen werden. Bewertet werden dabei sowohl handwerkliche als auch künstlerische Mittel. Die Vaterstettener allerdings werden selbst kein Stück zeigen - sie haben mit der Organisation alle Hände voll zu tun.

Insgesamt dreieinhalb Tage lang sind die teilnehmenden Schultheatergruppen am gastgebenden Gymnasium untergebracht. Ein Mammutprojekt, das penibler Planung und ausführlicher Vorbereitung bedarf. Am Humboldt-Gymnasium widmet sich deshalb ungefähr die Hälfte aller 15 P-Seminare der Organisation des Festivals: Die Elftklässler erledigen verschiedene Aufgaben, von der Bühnentechnik bis zum Catering. Vanessa zum Beispiel ist im Crowdfunding- Team, das sich um die Finanzierung kümmert: "Wir wollen versuchen, möglichst viele und große Sponsoren anzusprechen. Geplant ist aber auch, die Schulgemeinschaft mit einzubinden, zum Beispiel durch den Verkauf von Losen", erzählt sie. Allerdings habe erst eine Sitzung des P-Seminars stattgefunden, sodass es noch keine konkreteren Pläne gebe.

Um eine bessere Vorstellung von dem Projekt zu bekommen, hat nun ein sogenannter "Generationentreff" stattgefunden: Die Verantwortlichen am Humboldt-Gymnasium trafen sich mit Vertretern der ausrichtenden Schule des vergangenen Jahres, dem Staffelsee-Gymnasium in Murnau. Eine Veranstaltung, von der die Vaterstettener sehr profitiert haben: Man habe über gut gelaufene Dinge, aber auch über verbesserungswürdige Punkte gesprochen. "Vor allem ist rübergekommen, dass Organisation und Ordnung das A und O sind", sagt Marvin mit ernster Miene. Auch er besucht die elfte Klasse am Humboldt-Gymnasium. Sein Mitschüler Santo ergänzt: "Man hat gemerkt, dass das Ganze wirklich groß ist!"

Auch die Kosten für das Projekt kommen nicht gerade klein daher: Auf etwa 60 000 Euro wird das Budget hinauslaufen, wie die Erfahrungen des Murnauer Gymnasiums gezeigt haben. Zwei Spielbühnen werden benötigt, deren Miete im Juli, wenn viele Events gleichzeitig stattfinden, noch einmal höher ist. Dazu kommen Ausgaben für das Catering und die Technik. Verwaltet werden Spenden und Sponsorengelder vom Förderverein des Gymnasiums.

Ein wichtiger Schritt ist immerhin schon getan: Der Regisseur Christian Stückl, Intendant am Münchner Volkstheater, hat sich bereit erklärt, die Schirmherrschaft für die Theatertage zu übernehmen. Darüber sei man sehr glücklich, sagt Schulleiter Rüdiger Modell. Und er zeigt sich zuversichtlich, dass alles klappen wird: "Insgesamt haben wir hier wirklich ein tolles Team, und das Engagement ist sehr groß. Ich glaube, die Theatertage sind nicht nur eine tolle Veranstaltung für Theaterspielende, sondern auch eine Chance für uns, die Schulgemeinschaft zu stärken."

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Quelle:
SZ vom 03.11.2018
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