Süddeutsche Zeitung

Der Sport im Ort:"Ich denke, es ist alles möglich"

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Julia Pollak aus Ebersberg hat einen Profivertrag beim FC Bayern unterschrieben und gehört nun zum Kader beim Finalturnier der Frauen-Champions-League in Spanien. Vorab spricht sie über Einsatz- und Titelchancen

Interview von Korbinian Eisenberger

Die Saison hatte alles andere als wünschenswert begonnen für die Fußballerin Julia Pollak. Im November 2019 zog sich die Ebersbergerin zwei Bänderrisse im Sprunggelenk zu, was sie einige Monate zurückwarf. Pollak, 18, stand zu diesem Zeitpunkt im Kader der zweiten Mannschaft des FC Bayern Frauen. Künftig soll sie bei der Bundesligamannschaft über die linke Außenbahn flitzen. Trotz Verletzungspech hat Pollak einen Profivertrag bei den Bayern unterschrieben. So geht es für die einstige Jugendspielerin des TSV Ebersberg Ende August zum Finalturnier der Champions League nach Spanien. Vorab spricht Pollak per Freisprechanlage im Auto über ihren Vertrag und die Titelchancen des FC Bayern.

SZ: Frau Pollak, wo geht's hin?

Julia Pollak: Ich fahre zu einer Freundin nach Ingolstadt.

Sie tragen auf dem Platz seit einiger Zeit keine Sportbrille mehr. Wie kommt's?

Ich trage jetzt Kontaktlinsen, fürs Training und fürs Spiel klappt das. Es sind speziell angepasste Linsen für mein Auge. Und meine Tränenflüssigkeit ist nicht mehr ein solches Problem wie vorher.

Demnächst geht es nach Bilbao, am Freitag, 21. August, steht das Viertelfinal-K.o-Spiel der Champions League gegen Titelverteidiger Olympique Lyon an. Wie sehen Sie die Chancen auf ein Weiterkommen?

So wie wir in die Vorbereitung gestartet sind, sehe ich unsere Chancen gut. Ich bin da sehr positiv. Wenn wir unsere Leistung abrufen, wird das ein gutes Spiel werden. Wird sind eine sehr gute Mannschaft.

Gut genug, um erstmals den Champions-League-Pokal der Frauen nach München zu holen?

Klar, ich denke, es ist alles möglich. Auch im weiteren Verlauf des Turniers.

Vor einem Jahr haben wir uns über Ihren Elfmeter-Treffer im Finale der U17-EM gegen die Niederlande unterhalten. Nun geht es um das Konzert der ganz Großen. War dieser Schritt, der Profivertrag bei Bayern, abzusehen?

Es war schon ein bisschen länger im Gespräch, seit Anfang dieses Jahres. Es ist ja nicht so, dass nur auf die zweite Mannschaft geschaut wird, auch bei der U17-Nationalmannschaft habe ich Spiele gemacht, wo man mir zusehen konnte. Ich bin froh, dass sie mir bei Bayern trotz meiner Verletzungen das Vertrauen geschenkt haben.

Was bedeutet denn der Profivertrag für Sie konkret?

Ich bin Teil der Ersten Mannschaft, voll im Kader. Ich bin aber auch noch spielberechtigt für die U 20, habe da die Möglichkeit, Spielpraxis zu sammeln.

Und abseits des Platzes?

Ich bin mit der Schule fertig, habe mein Abitur und nun mehr Zeit, mich auf Fußball zu konzentrieren. Hier bei der Ersten läuft alles noch intensiver ab. Es ist deutlich zeitintensiver, mehr Trainingseinheiten, alles deutlich professioneller.

Woran kann man das konkret festmachen?

Wir machen vor den Trainingseinheiten viele Tests. Damit steuern wir die Belastung jedes Spielers, um das Verletzungsrisiko zu minimieren. Es wird individuell auf die Spielerin eingegangen, um maximalen Erfolg zu erreichen.

Man hat schon spektakuläre Vertragsunterzeichnungen von Profis mit Liveübertragung erlebt. Wie verlief Ihre Unterzeichnung?

Es war zu der Zeit Corona-Hochphase, da war alles ein bisschen schwierig zu regeln. Der Verein hat mit den Vertrag zugeschickt, es war nicht anders möglich. Ich habe ihn dann einfach daheim unterzeichnet.

Mit 18 Profi beim FC Bayern. Wird Ihnen das nicht langsam unheimlich?

Man muss von Schritt zu Schritt schauen, Bayern steht im Vordergrund, und ich versuche mich da einzufinden. Wenn man immer von Schritt zu Schritt denkt, führt das zu irgendwas. Ich bin auf das hier und jetzt fokussiert.

Jetzt hören Sie sich schon wie ein alter Hase an. Klingt nach Medienschulungen.

Nein, aber ich habe durch die Verletzungen erkannt, nicht zu weit in die Zukunft zu schauen. Aktuell bin ich schon mit Kurzeinsätzen zufrieden.

Darf man seine eigene Meinung rüberbringen oder die Ansicht des Vereins?

Klar darf man sagen, was man für richtig hält. Man darf rüberbringen was man denkt.

Auch bei der Frage nach dem Gehalt im Profivertrag?

Ja, aber ich beantworte solche Fragen einfach nicht. Ich finde das eine blöde Frage. Weil es nicht damit zu tun hat, wie die Spieler spielen.

Die Frage interessiert, weil es eine große Schere beim Gehalt von Männern und Frauen im Profifußball gibt. Können Sie von Ihrem Gehalt leben?

Wie gesagt, diese Frage hat nichts mit mir als Fußballerin zu tun.

Wie fit sind Sie nach den beiden Verletzungen?

Dem Sprunggelenk geht es gut. Ich bin immer noch getapet, aber ich habe keine Probleme mehr, seit der zweite Riss vor einem halben Jahr verheilt ist.

Werden Sie und Ihr starker Linksfuß in der Champions League zum Einsatz kommen?

Das kann ich jetzt noch nicht sagen, da es ja noch eine Woche hin ist bis zum Spiel. Auf meiner Position gibt es Spielerinnen, die wesentlich mehr Erfahrung und Routine im internationalen Bereich haben.

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Quelle:
SZ vom 14.08.2020
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