Süddeutsche Zeitung

Bürgermeisterwahl Aßling:Die Neuen

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Am 22. September können die Aßlinger ihren neuen Bürgermeister wählen: Sebastian Brilmayer oder Hans Fent. Bei der SZ-Podiumsdiskussion im Gemeindesaal nehmen sie Stellung zu Schulden, Verkehr und Behördenfunk

Von Sophie Rohrmeier

Heiß ist es im Gemeindesaal Aßling, der Spätsommer wartet mit schwüler Luft auf und die vielen Menschen tragen das Ihrige bei. Es ist rappelvoll am Freitagabend, mehr Stühle werden herbeigeholt. Alle, die auf der Suche nach Platz sind, kommen zweier Politiker wegen: Hans Fent (SPD/Grüne/Freie Wähler) und Sebastian Brilmayer (CSU/Unabhängige Neue Liste). Die beiden Bewerber um das Bürgermeisteramt stellen sich den Fragen von SZ-Mitarbeiter Georg Reinthaler. Nach dem Tod von Werner Lampl (CSU) ist der Chefsessel im Rathaus neu zu besetzen - und es geht um Richtungsentscheidungen. Gewerbe, Verkehr, Schule und Energiewende, vor allem aber die hohen Schulden der Gemeinde betreffen die Bürger direkt. Die sitzen denn auch dicht gedrängt im Saal und blicken gespannt nach vorne, zum Podium.

Vorstellungsrunde

Die Zuhörer schenken ihren Applaus beiden Kandidaten, und, das verraten die Gesichter, ihre volle Aufmerksamkeit. Brilmayer verspricht eine "Perspektive über viele, viele Jahre", falls er gewählt und wiedergewählt werde. Damit reagiert der 34-jährige Sohn des Landratsstellvertreters und Ebersberger Bürgermeisters Walter Brilmayer wohl auf Befürchtungen, er könnte mit dem Bürgermeisteramt lediglich eine politische Karriere anderswo starten. Brilmayer betont seine berufliche Qualifikation als Diplom-Wirtschaftsingenieur und Vertriebsleiter für Biomasse, während Fent seine Kandidatur mit den Parallelen, die seine Aufgaben bei Siemens und das Bürgermeisteramt aufweisen, begründet. Dass die verantwortungsvolle Aufgabe sich in der Heimat stelle, gebe den Ausschlag. Der 51-Jährige wirbt vor allem mit seiner Erfahrung im Management von Projekten und Millionensummen. "Mit Geld kann ich umgehen." Er halte seine fehlende kommunalpolitische Vorerfahrung für einen Vorteil, um sich "wirklich gemeinsam" für die Gemeinde einzusetzen. Brilmayer versucht dagegen darzustellen, dass er trotz fehlenden örtlichen Netzwerks politisch nicht unerfahren sei.

Schuldenabbau

Knapp acht Millionen Schulden hat die Gemeinde Aßling. Fents Reaktion darauf: "Man muss einen Kassensturz machen." Vor allem bei den nicht-rentierlichen Schulden gelte es zu klären, ob "man nicht aus dem einen oder anderen Vertrag rauskommt". Brilmayer dagegen sagt, er werde sich an dem vorhandenen Konsolidierungskonzept orientieren. "Die lange Zeit der Refinanzierung, das wurde damals so entschieden - da ist jetzt nicht mehr dran zu rütteln." Er sei kein "Finanzgenie", weshalb er auch Spezialisten aus dem Landratsamt holen wolle. Künftige Investitionen müssten kritisch hinterfragt werden. Fent formuliert es so: Bei jeder künftigen Aufgabe brauche es "ganz klare Kostendisziplin". Er halte es für unverzichtbar, festzulegen, wo genau die Gemeinde in sechs Jahren finanziell stehen soll. Für Investitionen müsse eine Dringlichkeitsliste erstellt werden. "Ganz oben steht die Sicherheit."

Familie und Zukunft

Unsicher ist, ob Aßling als Schulstandort erhalten bleibt. Brilmayer sprach sich dafür aus, auch da die Schule ein Standortfaktor für junge Familien sei. Aber die Gemeinde brauche mehr Kinder, um der rückläufigen Schülerzahl dauerhaft entgegenzuwirken. Fent schloss sich an und fügte hinzu, dass er um der Zukunft willen vor allem die Fachleute aus den Agenda-Arbeitskreisen "wieder mitnehmen" wolle. Auch im Bereich Energie wolle er den "Stillstand beenden". Fent stellte in Aussicht, vor allem durch Einheimischenbauland junge Familien am Ort halten, außerdem Gewerbe ansiedeln zu wollen. Brilmayer betont diesbezüglich die Bedeutung des Angebots von Kinderbetreuung und Vereinen.

Verkehr

"Alles andere als wünschenswert" sei ein höheres Verkehrsaufkommen in Aßling, sagt Brilmayer. Er wolle versuchen, die Geschwindigkeit weiter zu reduzieren, etwa durch Fahrbahnteiler, und die Sicherheit zu erhöhen, etwa durch abgesenkte Bordsteine. Fent betont den Zufluss von Pendlern am Bahnhof und die Parkplatzsituation. Ein Verkehrskonzept soll Übersicht und Planung ermöglichen.

Digitaler Behördenfunk

Ein klares Nein gibt es von Fent zu Aßling als Standort für den digitalen Behördenfunk. Brilmayer indes verwies auf die Gewährleistung von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei. "Der letzte Schritt wäre, einen Standort zu finden, der am meisten verträglich ist."

Vereine und Verwaltung

In der Zusammenarbeit mit Vereinen, Organisationen und in der Gemeindeverwaltung soll es unter Brilmayer respektvoll und mit Anstand zugehen. Fent verspricht vernünftige Entscheidungsgrundlagen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit und unparteiisches Miteinander.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2013
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