Süddeutsche Zeitung

Anzing:Gefährliche Lektüre

Ein offener Bücherschrank in Anzing findet nicht nur Gefallen

Autos, Räder, Wohnungen: Teilen statt selber kaufen ist in. Auch die SPD in Anzing möchte den Gedanken der sogenannten Sharing Economy weiterverfolgen und einen offenen Bücherschrank aufstellen. Dafür reichte Fraktionssprecher Tobias Bönte in der Gemeindeausschusssitzung am Dienstagabend einen Antrag ein.

Anders als in der Gemeindebücherei sollen die Menschen dank des Bücherschranks rund um die Uhr und kostenlos Bücher ausleihen können. Das Möbelstück soll im Ort so aufgestellt werden, dass es für jeden und jederzeit zugänglich ist. Alle Gemeindemitglieder dürfen dann Bücher hineinstellen und herausnehmen. Ähnliche Beispiele gibt es in München und anderen Landkreisen. Um die Kosten einzugrenzen, schlägt Bönte vor, einen alten Aktenschrank zu nutzen, der im Boden verankert werden soll.

"Ich sage, wir brauchen das nicht", äußert sich Martin Kandler (CSU). Seiner Meinung nach reiche die gut sortierte Bücherei. "Die Bücher würden nur überall rumliegen." Die anderen Ausschuss-Mitglieder zeigten sich größtenteils angetan. Nur Zweiter Bürgermeister Florian Alte (CSU) mahnte: "Ich möchte nicht rabiat erscheinen; ich bin es trotzdem: Was das Thema Jugendschutz betrifft, lasse ich nicht mit mir reden." Er bestehe darauf, dass es Bücherschrankpaten gebe. Sie sollen sicherstellen, dass Kinder und Jugendliche nicht an unangemessene Literatur kommen.

Nun soll die Verwaltung mögliche Standorte ausmachen und die Kosten für das Projekt abschätzen. Antragsteller Bönte soll zudem in Erfahrung bringen, welche Zielgruppe der Schrank überhaupt ansprechen würde. Dann wird der Antrag im Gemeinderat diskutiert.

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Quelle:
SZ vom 17.09.2015 / moje
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