Süddeutsche Zeitung

Digitalisierung:Stadtwerke testen eigenes Funknetz

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Mit dem Lora-Standard sollen Infos an Leitstelle übermittelt werden

Von Helmut Martin-Jung

An einer Endhaltestelle der Straßenbahn kann man sie manchmal sehen: Trambahnfahrer, die einen Kasten in einem der Wagen öffnen und dann kontrollieren, ob genügend Sand für die Bremsen der Tram in dem Behälter ist. Gut möglich, dass den Trambahnfahrern diese Aufgabe künftig erspart bleibt. Den Füllstand mit Sensoren zu kontrollieren und automatisch per Funk an die Leitstelle zu übermitteln - das ist eines der Beispiele, das die Stadtwerke nennen für ein Projekt, bei dem ein eigenes Funknetz das gesamte Stadtgebiet überziehen soll.

Dieses Netz wird nach dem Lora-Standard aufgebaut. Lora steht für long range, also hohe Reichweite. Das ist aber nicht das einzige, das diese Technik auszeichnet. Diese Funktechnik, die verwandt ist mit dem Mobilfunk für Handys, eignet sich besonders für Sensoren, die nur selten etwas senden und auch dann nur ein paar Messwerte: Ist noch genügend Sand im Kasten, ist die Mülltonne schon voll, wie sieht es mit dem Feinstaub aus?

Doch wieso braucht es dafür eigentlich ein eigenes Netz? Das hat mehrere Gründe. Zum einen wäre es zu teuer, für jeden Sensor in einer Mülltonne eine Sim-Karte wie in einem Handy und ein Funkmodul zu verwenden. Zum anderen verbrauchen solche Geräte auch viel mehr Energie als Lora-Funkmodule. Und schließlich spricht auch die Reichweite des Netzes für Lora. Das funktioniert mit gerade einmal zehn Antennen-Standorten fürs gesamte Stadtgebiet; einige davon haben die Stadtwerke sogar schon gebaut, so etwa am Wasserturm in der Zentrale der Stadtwerke an der Emmy-Noether-Straße.

Für die Münchner Stadtwerke, die auch als Kommunikationsanbieter unterwegs sind, ergibt es Sinn, auch diese Dienstleistung anzubieten. Sie brauchen sie für den eigenen Betrieb ja ohnehin, warum aber sollten nicht auch andere, zum Beispiel Münchner Unternehmen, diese Infrastruktur nutzen. Technologien wie Lora sind nämlich gerade sehr in Mode. Auch die Deutsche Telekom und Vodafone bieten ähnliche Dienste, die allerdings das Mobilfunknetz nutzen. Darüberhinaus haben Anbieter wie Sigfox ein eigenes Netz aufgebaut.

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Quelle:
SZ vom 05.06.2018
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