Süddeutsche Zeitung

Maxvorstadt:In dieser Bar wird gefeiert bis zum Abriss

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Von Laura Kaufmann

Die Schaufenster sind von innen schwarz angestrichen. Wenig befriedigt bleibt die Neugier derer, die tagsüber vorbeigehen an dem Altbau in der Türkenstraße, der längst dem Abriss geweiht ist. Die Bar "Fox" ist hier vor kurzem gezwungenermaßen ausgezogen, ein paar Häuser weiter in das ehemalige "Barer 47". Sie hat sich dort einen gemütlichen Fuchsbau eingerichtet, mit hübschem Holztresen und Fuchskunst an den Wänden.

Aber trinken scheint hier, in der Türkenstraße 52, trotzdem noch möglich. Zumindest stehen irgendwo ein paar Getränkepreise gekritzelt, "Trau dich" steht an der Tür.

Trauen, das kann man sich am Wochenende, ab Donnerstagabends. Dann ist auch vor der Tür Leben: Gepolsterte Paletten liegen auf dem Gehweg vor dem Laden, darauf Menschen, und "Trau dich" steht offen. Die Tür führt in den kleinen Klamottenladen, der früher neben dem "Fox" lag. Aber Klamotten gibt es hier keine mehr; stattdessen ein Meer von alten Büchern und Schallplatten, die die Wand säumen, und abgesessene Ledersofas. Eine Garderobe und daneben eine zweite Tür, die in die ehemalige Bar führt, die jetzt wieder eine Bar ist, bis Ende Juni zumindest.

"Die Bar" heißt sie schlicht. Die Gründer von "Broy Beer", einer Münchner Mini-Brauerei, deren Markenzeichen ist, dass sie ihr Erzeugnis in Dosen statt in Flaschen abfüllen, haben sie ins Leben gerufen. Durch Verbindungen zum Hausbesitzer kamen sie an die Räume. Seit guten vier Wochen und noch bis zum Abriss regiert hier das feuchtfröhliche Leben und elektronische Musik. Laut und leuchtend; die Wände hat der Künstler Ray Moore gestaltet, Figuren in kamasutraesken Posen und Sprüche, "I feel like pegasus riding on pixie dust", "which road to eden if fire made my soul", sie leuchten bunt auf, wenn das Licht sie trifft.

An der Bar, die vom Fox geblieben ist, mittig im Zentrum des Geschehens, gibt es natürlich das Dosenbier der Chefs, 2,90 Euro kostet eins. Dazu die üblichen Verdächtigen wie Sprizz oder Weinschorle (4,50 Euro), Gin Tonic, Wodka Mate oder Soda (8,50 Euro), auch einen Basil Smash oder Mojito (9 Euro) oder einen Pfeffi oder Frangelico für zwischendurch. Drumherum tanzen die Gäste, bis etwa halb vier Uhr morgens ist geöffnet.

In den nächsten Tagen soll die Bar auch schon am Nachmittag Anlaufstelle für ein Dosenbier in der Sonne sein (oder eben für einen Sprizz). Wie und wann, darüber hält "Die Bar" auf ihrer gleichnamigen Facebookseite auf dem Laufenden, wie auch über die DJs, die auflegen. Wenn das Haus in ein paar Wochen abgerissen wird, steht für die Kleinbrauerei ein Umzug aufs ehemalige Mahag-Gelände an. Getränkeausschank inmitten von Kunst aus Ray Moores Händen wird es auch dort geben.

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