Süddeutsche Zeitung

Fotografie:München, du Paradies für Dackel

Selbst als kleiner Hund muss man stolz sein auf diese große Stadt. Hündin Halina führt ihren rumänischen Freund Aurelio durch München. Ein Rundgang in Bildern.

Von Karl Forster und Catherina Hess

Es ist ein Hundeleben, aber ein Leben wie Gott in Frankreich. Für Dackel ist München ein Paradies, schon weil der Dackel dem Münchner Kindl als Wahrzeichen der Stadt längst den Rang abgelaufen hat. Kein Wunder also, dass die Münchner Rauhaardackeldame Halina ihrem neuen Mitbewohner Aurelio aus dem fernen Rumänien voller Stolz ihre Stadt zeigt. Und dieser aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. "Minunat" knurrt er immer wieder, "minunat!" Wunderbar. "Bună ziua, das heißt Grüß Gott auf Rumänisch. Ich heiße Aurelio und komme eben aus Rumänien. Jetzt lebe ich seit kurzem in München bei meinem neuen Frauchen Ursula Haydt-Sprenger. Und meine Freundin Halina, Rauhaardackel wie ich, wird mir heute die Stadt zeigen. Ich bin schon so gespannt, wie meine neue Heimat aussieht. Aber ich fühle mich hier jetzt schon wie zu Hause."

Halina (links): "Noch einen kleinen Schluck, bevor wir losziehen?" - Aurelio: "Na gut, ich bin ja so gespannt auf diese große Stadt!"

Aurelio (links): "Das haut mich um: In der Ernst-Reuter-Grundschule gibt es Sprachunterricht für Ausländer. Da lernst du schnell, wie man sich auch bei uns in Rumänien verständigt. Zum Beispiel: Das Schwänzchen unter dem ţ von mulţumesc, also von Danke, wird fast nicht gesprochen."

Aurelio (rechts): "Also, ich kenn' mich auf diesem Stadtplan überhaupt nicht aus. Gibt es nicht ein kleines Navi für Dackel?" - Halina: "Das kommt davon, dass ein Stadtplan für Menschen nach nichts riecht. Da kann man sich überhaupt nicht orientieren. Zumindest nicht als Dackel."

Halina (rechts): "Der Fischbrunnen ist einer meiner Lieblingsorte in der Stadt, wenn es so heiß ist. Kühlt den Bauch, und trinken kann man auch." - Aurelio: "Wir haben auch ein paar Brunnen in Bukarest, zum Beispiel auf der Piaţa Unirii, dem Platz der Vereinigung. Da gibt es sogar einen echten Springbrunnen."

Aurelio (rechts): "Aber so was gibt es da nicht wie hier an der Metzgerzeile auf dem Viktualienmarkt: Leberkäs, Blut- und Leberwurst. Mi-e foame, das heißt: Ich habe Hunger." - Halina: "Ja, aber man muss aufpassen, dass man sich nicht überfrisst. Sonst wird dir schlecht."

Aurelio (rechts): "Lieber Radltaxler, ist das hier der Hofgarten? Ich komme aus Rumänien, da macht man viel Musik im Freien. Könntest Du uns an so einen Ort bringen?" - Halina: "Aber bitte keine Blasmusik, die ist so laut und tut mir in den Ohren weh!"

Halina (vorne): "Schau, die spielen jetzt extra was von George Enescu, einem rumänischen Komponisten. Klingt gar nicht schlecht." Aurelio: "Ja, den kennt man schon, vor allem, weil sein Konterfei auf dem 5-Lei-Schein drauf ist. Das ist ungefähr ein Euro."

Halina (zweite von links): "Gestatten! Die beiden da rechts, das sind meine Freunde Moritz und Frodo; die treffe ich immer im Englischen Garten. Wir gehen dann oft Kinderanbellen oder Entenjagen am Kleinhesseloher See. Oder Wiener-Würstl-Betteln am Bussi-Kiosk." - Aurelio: "Ja, so Bänke haben wir auch bei uns. Aber da sitzen dauernd die Arbeitslosen, da haben wir meistens keinen Platz."

Catherina Hess' Eltern sind Journalisten. Sie selbst hat sich früh in ihrem Leben auf die Fotografie konzentriert. Seit mehr als 20 Jahren arbeitet sie für die Süddeutsche Zeitung. Am liebsten erzählt sie mit ihren Bildern kleine Geschichten - wie die von den Dackel-Freunden, mit der sie zeigen will, dass man das Thema Integration auch mal aus einer ganz anderen Perspektive betrachten kann.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4115773
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.