Süddeutsche Zeitung

Weniger Straftaten:Sicher leben in Karlsfeld

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Laut Polizei sinken Kriminalitätsrate und Unfallzahlen enorm

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Stefan Priller, der neue stellvertretende Leiter der Dachauer Polizeiinspektion, hatte bei seinem ersten Auftritt in einer Karlsfelder Bürgerversammlung gleich eine höchst positive Mitteilung für die gut 150 Besucher der Veranstaltung: "Karlsfeld ist sehr sicher", vermeldete er angesichts der 2018 erneut enorm gesunkenen Kriminalitätsrate in der 22 000-Einwohner-Gemeinde. Hatten die Beamten 2015 784, ein Jahr später dann 753 und 2017 noch 655 Straftaten registriert, so sank die Zahl im darauf folgenden Jahr auf 608. Gestiegen ist hingegen die Aufklärungsquote, die 2018 bei 57,9 Prozent lag. Eine Entwicklung, die nach Prillers Ausführungen auch im gesamten Landkreis zu beobachten war.

Das Gros der Delikte machten in Karlsfeld mit 214 Fällen Diebstähle aus, deren Zahl aber um 39 gesunken ist. Ebenfalls seltener schlugen Fahrraddiebe zu: 68 Mal statt 61 Mal im Jahr zuvor. Wohnungseinbrüche seien sogar um ein Drittel von neun auf sechs zurückgegangen, wobei diese für die Betroffenen jeweils besonders belastend seien, wie der Vize-Polizeichef betonte. Doch 2016 hatten noch 37 Karlsfelder feststellen müssen, dass Fremde in ihre Wohnung und damit in ihren engsten Lebensbereich eingedrungen waren. Auch hier verlief die Entwicklung im Landkreis parallel: Von einem Höchststand im Jahr 2016 mit 131 Einbrüchen ging deren Zahl auf 47 im vergangenen Jahr zurück. Priller hob als eine wesentliche Ursache dieses positiven Kurvenverlaufs eine Reihe polizeilicher Maßnahmen hervor, von penibler Spurensicherung und intensiver Fahndung, über Präventionstipps in den Medien und die Verteilung von Flyern bis hin zum Einsatz von uniformierten und zivilen Beamten. "Sie sehen uns vielleicht nicht, aber wir sind trotzdem da", versicherte er. Auch die Bürger könnten einiges zum Schutz ihrer Wohnungen tun, zum Beispiel Gebäudesicherung, Pflege guter Nachbarschaft wie auch schnelle Mitteilung an die Polizei, wenn doch ein Einbruch passiert ist, "damit wir Spuren sichern können, so lange sie noch frisch sind".

Ein noch deutlicheres Indiz, wie sicher sich die Karlsfelder fühlen können, ist die sogenannte Häufigkeitszahl in der Kriminalstatistik, die aussagt, wie viele Straftaten je 1000 Einwohnern in einem bestimmten Bereich begangen wurden. Hier liegt Karlsfeld mit 29 unter der Zahl im Landkreis (32) und deutlich unter dem Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord (40) und erst recht unter der Häufigkeitszahl von ganz Bayern, die bei 49 liegt.

Doch nicht allein bei der Kriminalitätsentwicklung zeichnete Priller ein erfreuliches Bild, sondern auch bei der Unfallentwicklung in der zweitgrößten Landkreiskommune. Von 513 auf 482 hat sich die Zahl der bei der Polizei gemeldeten Unfälle von 2017 auf 2018 reduziert. Das seien exakt zehn Prozent aller Unfälle im Landkreis. "Damit ist Karlsfeld eigentlich unterrepräsentiert, obwohl der Verkehr hier am dichtesten ist." Und Priller hatte die Lacher im Saal auf seiner Seite, als er weiter anmerkte: "Vielleicht deswegen, weil man keinen Unfall bauen kann, wenn man steht."

Rückläufig war auch die Anzahl der Unfälle mit Verletzten (72), die im Jahr zuvor noch bei 78 gelegen war. Gleichbleibend hoch mit 128 war die Menge der registrierten Unfallfluchten, von denen 41 aufgeklärt wurden. Priller riet den Besuchern, immer die Polizei zu verständigen, auch wenn man nur auf einem Parkplatz einen anderen Wagen touchiert habe: "Sonst haben sie möglicherweise ein Verfahren am Hals und stehen vor dem Richter, denn Unfallflucht ist eine Straftat."

Prillers Fazit fiel rundum positiv aus: "Trotz enormer Verkehrsbelastung sinkende Unfallzahlen, dazu eine niedrige Kriminalitätsbelastung. Karlsfeld ist eine sehr sichere Gemeinde in einem sehr sicheren Landkreis." Doch ganz am Schluss seiner Ausführungen erwähnte er noch eine Tatsache, die ihm und seinen Kollegen zunehmend Sorgen bereitet: betrügerische Anrufe, einst vor allem als "Enkeltrick" bekannt. Neuerdings gäben sich die Anrufer als Polizeibeamte aus und erschlichen sich oft über einen längeren Zeitraum das Vertrauen ihrer potenziellen Opfer. Doch Stefan Priller sagte es klipp und klar: "Wir rufen Sie nicht mit der 110 im Display an - und wir werden nicht kommen und Ihr Geld abholen."

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SZ vom 03.06.2019
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