Süddeutsche Zeitung

Verseuchte Fische:Verursacher des Freisinger Fischskandals kommt aus Landkreis Dachau

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Behörden sperren Zuchtbetriebe bei Neufahrn, weil in den Fischen ein krebserregender Stoff gefunden wurde. Die Spuren führen in den Landkreis Dachau.

Von Alexandra Vettori und Christiane Bracht, Dachau/Freising

Malachitgrüne Teiche erregen im Nachbarlandkreis Freising schon seit etwa einem halben Jahr die Gemüter. Drei Fischzuchtbetriebe sind bereits seit September gesperrt. Dort wurden verseuchte Fische gefunden. Früher hat man das Medikament Malachitgrün zur Bekämpfung von Parasiten eingesetzt, doch inzwischen steht es im Verdacht, krebserregend zu sein, und so hat man das Mittel bereits 2004 verboten. Aus Fischerkreisen ist nun durchgesickert, dass die Ursache für den Freisinger Skandal möglicherweise aus dem Landkreis Dachau herrührt.

Auch hier gibt es einen Betrieb, in Hebertshausen, dem im Oktober alle 16 Teiche gesperrt und der Verkauf im Hofladen untersagt wurde. Das bestätigte das Landratsamt Dachau der Süddeutschen Zeitung . "Es bestand keine Gefährdung für die Bürger", deshalb habe man das nicht öffentlich gemacht, erklärte Pressesprecher Wolfgang Reichelt. Bei der Abwägung der Verhältnismäßigkeit habe das persönliche Interesse des Betroffenen schwerer gewogen, zumal dieser auch nicht verurteilt sei. Ein Ermittlungsverfahren ist bei der Kriminalpolizei Erding anhängig.

Geperrte Teiche

Wie bei den Fischzuchten Moosach abwärts wurden auch in Hebertshausen Proben genommen. Ein kleiner Teil der Teiche habe nach kurzer Zeit wieder geöffnet werden dürfen, da die Fische nicht belastet waren. Die übrigen blieben gesperrt. Der Züchter durfte nur Setzlinge aus den unbelasteten Teichen verkaufen, nicht an Verbraucher, sondern an Vereine und andere Fischzuchtbetriebe, so Reichelt. Nach und nach werden nun erneut Kontrollen gemacht. "Die Fische bauen das Medikament im Körper ab", erklärt Reichelt. Sind sie frei vom Wirkstoff, darf der Teich wieder freigegeben werden. "Aktuell sind noch fünf gesperrt." In den nächsten Wochen werden neue Proben gezogen.

Publik wurde die Sache erst vor zwei Wochen, als der Anglerverein Moosburg Alarm schlug. Ende Januar war der Verein vom Landratsamt Freising darüber informiert worden, dass es ein Problem mit dem Wasser in der Moosach gebe. Eigene Untersuchungen von Fischen des Vereins zeigten dann deutlich, dass nicht der Fluss, sondern lediglich die Fische verseucht waren. Das Malachitgrün musste also im Fischereibetrieb eingesetzt worden sein. Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt nun. Nähere Informationen gibt es von ihr jedoch nicht.

Der Verursacher soll sich selbst angezeigt haben

Dass der Verursacher vermutlich im Landkreis Dachau sitzt, wird offiziell nicht bestätigt. In Fischereikreisen ist es jedoch ein offenes Geheimnis, dass ein Betrieb aus dem Landkreis Dachau Teiche in der Neufahrner Moosmühle gepachtet haben soll. Der Inhaber soll sich, nachdem er von Fischern auf das grüne Wasser angesprochen worden war, selbst angezeigt haben. Er wollte der SZ dazu jedoch nichts sagen.

Die beiden Freisinger Fischzüchter Peter Baumgartner und Benjamin Nadler sind nun erleichtert, dass sie vom Verdacht des Umweltfrevels frei sind. Doch ihre einst florierenden Betriebe sind nun in Nöten. "Wir verkaufen nur noch Kleinmengen, erst kürzlich ist ein weiterer Großkunde abgesprungen", klagt der Freisinger Stadtfischer. "Außerdem fehlt ein ganzer Fischjahrgang, weil wir im September keine Setzlinge einbringen durften, und die Fixkosten laufen ja weiter." Baumgartner denkt nun ernsthaft ans Aufhören. Die Freisinger Fischer hoffen, dass die Haftpflichtversicherung des Verursachers den Schaden ersetzt. Damit rechnet Baumgartner aber frühestens in einigen Jahren: "Das gehört zu der Taktik der Versicherungen, dass die durch alle Instanzen gehen." Die nicht verkauften Fische dürfen die Züchter laut Tierschutzgesetz nicht töten, "betreutes Wohnen" nennt Baumgartner das.

Glimpflich davongekommen sind die Fischzuchten, die am Lauf der Moosach oberhalb der Teiche an der Moosmühle liegen, die Fischzucht Nadler bei Günzenhausen etwa oder die Fischzucht Moosmühle. Auch die Fischzucht Mauka, die seit 1919 dem Landesfischereiverband gehört, ist weder belastet noch gesperrt. Sauer ist man beim Verband trotzdem, wie aus einer Pressemeldung hervorgeht. Schließlich haben Fischereivereine monatelang belastete Fische in ihre Gewässer ausgesetzt. Jetzt sei das Landratsamt Freising zwar bemüht, alle Kunden der betroffenen Fischzuchten zu informieren. In Zukunft sollte das aber schneller gehen.

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Quelle:
SZ vom 19.03.2019
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