Süddeutsche Zeitung

Tradition:Ins Schwarze getroffen

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Der Schützenverein Eintracht Karlsfeld hat sich im Lauf seiner Geschichte gut entwickelt. Heute gehören ihm fast 200 Mitglieder an. An diesem Samstag gibt es zum 90-jährigen Bestehen ein großes Fest

Von Marie Groppenbächer, Karlsfeld

Der Schützenverein Eintracht Karlsfeld, zweitältester Verein der Gemeinde, feiert heuer sein 90-jähriges Bestehen. An diesem Samstag wird der runde Geburtstag mit einem großen Festprogramm gebührend gefeiert. Dass der Verein einmal an die 200 Mitglieder zählen würde, hätten sich die Vereinsgründer von "Altkarlsfeld" 1928 wohl nicht im Traum vorstellen können. Zu dieser Zeit war Karlsfeld noch ein 352-Seelen-Dorf. Doch die Gründungsväter Michael Bscherer, Franz Jungböck, Alois Ludl, Karl und Augustin Freis sowie Ludwig Past hatten mit ihrer Idee ins Schwarze getroffen. Die Mitgliederzahl verdreifachte sich beinahe bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Mit Ausbruch des Krieges 1939 kam der Schießsport jedoch nach und nach zum Erliegen und wurde 1941 gänzlich eingestellt.

14 Jahre später erinnerten sich einige der noch lebenden ehemaligen Vereinsmitglieder an die ersten Jahre des Schützenvereins. Allen voran Augustin Freis, der wusste, was man bei einer Vereinsgründung zu beachten hat. Schließlich hatte er dies 1928 schon einmal geschafft. Im Herbst 1955 wurde dem Schützenverein unter dem Namen "Eintracht Karlsfeld e.V." neues Leben eingehaucht.

Seither gewann der Verein stetig Mitglieder hinzu. Darunter sind heute nicht nur 130 Schützen und einige junge Leute im Nachwuchsbereich. Immerhin 43 Damen sorgen dafür, dass am Schiessstand nicht nur Männer aktiv sind. Sportlich gesehen sind sie auf einem aufsteigenden Ast: "Unsere Damenmannschaft trainiert momentan für die Bayerische Meisterschaft", freut sich Detlef Steuer, zweiter Schützenmeister des Vereins.

Früher trafen sich die Vereinsmitglieder im "Alten Wirt". Seit dem Umzug 1980 wird im Bürgerhaus in Karlsberg geratscht und im Keller des Gebäudes geschossen. Zehn Schießstände bieten genügend Platz. Um die Anlage meisterschaftstauglich zu halten, wurde das störanfällige Auswertgerät vor einigen Jahren in elektronische Anzeigen umgebaut. Seither bietet der Schießstand beste Bedingungen für die Wettkampfschützen und die Schützenjugend.

Noch tiefer in die Tasche greifen musste der Schützenverein Eintracht Karlsfeld im Jahr 2016. Die bisherige Anlage genügte laut Gutachter nicht mehr den Brandschutzanforderungen. Jeder Stand bekam eine eigene Abluftanlage. Nur ein Jahr später kam die nächste Misere. Aus Brand- und Schallschutzgründen und wegen der unzureichenden Lüftungsanlage war der Verein 2017 erneut zu einem Umbau gezwungen. Doch der für Karlsfeld nicht mehr wegzudenkende Schützenverein konnte auf die finanzielle Unterstützung der Gemeinde bauen. Nach fünf Monaten Umbau befand sich der Schießstand wieder in einwandfreiem Zustand.

Die Gemeinde unterstützt den Verein, wenn es nötig ist. Denn er trägt zum gesellschaftlichen Leben in Karlsfeld bei. Die Fahnenabordnungen nehmen regelmäßig an der Fronleichnamsprozession, an Gottesdiensten oder am Siedlerfestzug teil. Der traditionelle Schützenball und das alljährliche Grillfest bringt Abwechslung in das Leben der Gemeinde.

Die wöchentlichen Treffen finden immer montags und freitags zwischen September und Mai statt. Die Sommerpause ist traditionell begründet, wie Detlef Steuer erklärt. Früher ging die Schießsaison sogar nur von Oktober bis März. Die restlichen Monate waren Arbeitszeit, denn die Felder mussten bestellt und die Ernte eingeholt werden. Heute gibt es kaum noch Vereinsmitglieder, die im Sommer auf dem Feld arbeiten. Die Pause sei aber nach wie vor sinnvoll, so Steuer, da viele in dieser Zeit in den Urlaub fahren.

An diesem Samstag wird nicht nur die Vereinsgründung vor 90 Jahren gefeiert. Auch das Bestehen der Salutschützen jährt sich zum 25. Mal. Aus diesem Anlass hat der Festausschuss um Ludwig Buchberger, dem ersten Schützenmeister, ein vielfältiges Festprogramm organisiert. Um 14.30 Uhr geht es mit der Begrüßung der Vereine vor der Kirche St. Anna los. Darauf folgt in der Kirche ein ökumenischer Festgottesdienst um 15.30 Uhr. Um 16.30 folgt dann vor der Kirche St. Anna die Aufstellung zum Festzug zum Bürgerhaus. Am Bürgerhaus findet um 17 Uhr eine erneute Begrüßung und der Einmarsch der Fahnenabordnungen statt. Um 17.30 Uhr wird im Bürgerhaussaal bei Festansprachen und Grußworten zu Abend gegessen. Um 19 Uhr werden die Sieger des Freundschaftsschießens und des Gemeindeschießens geehrt. Danach eröffnen die Schützenkönige gegen 20 Uhr den Jubiläumsball. Bei Musik und Tanz soll der Abend in gemütlicher Atmosphäre ausklingen. Alle Besucher sind eingeladen, das Tanzbein zu schwingen - der Eintritt ist frei.

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Quelle:
SZ vom 15.06.2018
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