Süddeutsche Zeitung

Ticket-Abgabe: Folgen für Flughafen München:Drehkreuz in Gefahr

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Berlin bittet Flugreisende mit einer Ticket-Abgabe zur Kasse. Freisinger Abgeordnete fürchten nun um die Zukunft des Münchner Flughafens als internationales Drehkreuz. Einen Profiteur sehen sie bereits - allerdings außerhalb Deutschlands.

Peter Becker

Die Bundesregierung will von Fluggesellschaften vom kommenden Jahr an eine ökologische Luftverkehrsabgabe verlangen. FMG-Pressesprecher Ingo Anspach glaubt, dass dadurch der Status des Münchner Flughafens als internationales Drehkreuz unangetastet bleibt.

Die Ticketabgabe, mit der die Bundesregierung liebäugelt, soll pro Jahr eine Milliarde Euro in die Staatskasse spülen. Im Gespräch ist ein Betrag zwischen 10 und 15 Euro, der von jedem Passagier, der von einem deutschen Flughafen aus startet, bezahlt werden soll. Was bedeutet, dass Umsteiger gleich doppelt zur Kasse gebeten werden.

FMG-Pressesprecher Ingo Anspach hält es allerdings für verfrüht, konkrete Aussagen zu machen, welche Auswirkungen die Ticketabgabe auf den Luftverkehr und insbesondere auf den Münchner Flughafen haben könnte. "Das wären alles Spekulationen", sagt er. Anspach gibt allerdings zu bedenken, dass der Münchner Flughafen im Wettbewerb zur ausländischen Konkurrenz stehe. Diese könne durchaus von einer ökologischen Luftverkehrsabgabe in Deutschland profitieren. Die Position des Flughafens im Erdinger Moos als internationales Drehkreuz sieht er aufgrund der vorhandenen Infrastruktur aber nicht gefährdet.

"Fliegen wird teurer"

Der gegenteiligen Auffassung ist Christian Magerl. Der Landtagsabgeordnete der Grünen sieht den Status des Münchner Flughafens als internationales Drehkreuz in Gefahr. Die Ticketabgabe erschüttere das Intraplan-Gutachten, in dem der Bedarf für eine dritte Startbahn am Münchner Flughafen dargestellt wird. Die ökologische Luftverkehrsabgabe sei ein Kostenfaktor, der noch nicht berücksichtigt worden sei. Ab dem Jahr 2012 werden die Airlines zusätzlich in den EU-Emmissionshandel einbezogen. "Das Fliegen wird teurer", stellt Magerl fest. Gewinner könnte nach Ansicht Magerls vor allem der Züricher Flughafen sein, weil die Schweiz nicht zur Europäischen Union gehöre.

Manfred Pointner, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, und der CSU-Abgeordnete Florian Herrmann halten die Ticketabgabe für eine richtige Entscheidung. "Der Luftverkehr war ja bisher von Steuern verschont", stellt Pointner fest. "Autofahrer müssen ja auch Ökosteuer zahlen", sagt Herrmann. Beide bezweifeln aber, dass ein Zuschlag von zehn bis 15 Euro jemanden vom Fliegen abhält. "Diese Kosten fallen nicht ins Gewicht", glaubt der Landtagsabgeordnete der Freien Wähler.

Für Pointner wiegt das gesamte Sparpaket der Bundesregierung viel schwerer: "Der Gedanke, sparen zu müssen, setzt sich in den Köpfen der Menschen fest". Dies werde die Bereitschaft, das Flugzeug als Verkehrsmittel zu benutzen, wesentlich mehr beeinflussen. Und damit auch den Bedarf für eine dritte Startbahn.

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Quelle:
SZ vom 09.06.2010
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