Süddeutsche Zeitung

Siedlerfest in Karlsfeld:Gelungener Auftakt

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Das Karlsfelder Siedlerfest beginnt nach Maß: Bei strahlendem Sonnenschein ist der Andrang groß. Und auch der Bürgermeister bleibt gelassen, obwohl er sich vorm Anzapfen noch einmal umziehen muss.

Anna Schultes

Die Klänge der Karlsfelder Blaskapelle tönen durch die Straßen, die Motoren der historischen Bulldogs rattern - und unter den Festwagen kann man einen ganz besonders gut hören. Seit kurzem hat die Gemeinde Karlsfeld ihren eigenen Burschenverein. Zur Eröffnung des 56. Siedler- und Seefests ziehen die jungen Männer beim traditionellen Umzug am Samstagnachmittag mit rund 1500 anderen Vereinsmitgliedern und Musikanten bestens gelaunt in Richtung Festgelände am Karlsfelder See.

Die Burschen haben in zweitägiger Arbeit einen Wagen aus Holz gebaut, geschmückt ist er mit gelben und orangen Studentenblumen. Eine Frau habe nicht geholfen, versichert Vorsitzender Christian Sedlmair, "nur die Blumenhändlerin". Weit vorne im Zug sitzt Karlsfelds Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) in einer Kutsche. Er ist ein erklärter Fan des Burschenvereins und freut sich über die Traditionspflege in seiner Gemeinde.

Mit ihren Gefährten haben sich die vielen Vereine heuer wieder große Mühe gegeben: Überall sieht man Blumen, auf dem Wagen des Karlsfelder Hallenbads thront eine überdimensional große Luftmatratze in Form eines Krokodils, die Bulldog-Parade der Wuidara Blos`n glänzt. Bei mehr als 30 Grad sorgen Kinder mit Wasserpistolen für eine kurze Abkühlung.

Während die Straßenränder entlang der Festzugstrecke mit Menschen gefüllt sind, ist an den Fahrgeschäften und Spielbuden noch wenig los. Um diese Uhrzeit kommen nur vereinzelt Besucher zum Dosenwerfen zu Helen und Johnny Lettner. Das Schaustellerehepaar aus Augsburg reist seit vier Jahren mit dem Spielwagen an, seit mehr als 20 Jahren ist es zusätzlich mit seinem Kettenkarussell in Karlsfeld.

Mit ihren drei Kindern Romina, Manuel und Johnny haben die beiden mittlerweile tatkräftige Unterstützung. "Wir sind ein reiner Familienbetrieb", erzählt Helen Lettner. "Ich denke, unsere Kinder werden einmal in unsere Fußstapfen treten." Noch können die sich im Schatten der Bude ausruhen, in der Nachmittagshitze zieht es die Besucher eher in das Festzelt und vor allem in den Außenbereich.

Der Rathauschef zapft schon wie ein Profi an

Vor dem offiziellen Bieranstich muss sich Kolbe erst einmal umziehen - denn die frechen Wasserspritzer haben selbst den Bürgermeister nicht verschont. Doch der nimmt es gelassen. "Kein Problem", sagt er. "Das gehört hier alles dazu." Unter lautem Anfeuern der Burschen braucht Kolbe dann nur zwei Schläge, bis es wieder einmal heißt: "O`zapft is!" Zwar hat er seinen eigenen Rekord damit nicht gebrochen, Festwirt Burkhard Greiner ist trotzdem begeistert. "Wie ein Profi", kommentiert er.

Greiners Familie kümmert sich seit 1974 um die kühle Maß, die Portion Radi oder Hendl auf dem Siedlerfest. Der Festwirt schätzt das Gelände direkt am See, besonders schön sei es beim Brillantfeuerwerk. Bei gutem Wetter werden an diesem Abend bis zu 40000 Menschen kommen. "Für so eine Kulisse muss man in Bayern schon weit fahren", sagt Greiner. "Das ist ein Aushängeschild für Karlsfeld." An solchen Tagen kann es in seinem Zelt, in das rund 2800 Menschen passen, auch einmal eng werden. Der Biergarten bietet weitere 1800 Plätze.

Bürgermeister Kolbe und die Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord, die das Traditionsvolksfest veranstaltet, hoffen für die kommende Woche auf gutes Wetter und eine friedliche Atmosphäre. "Eine kleine Rangelei gibt es immer einmal", das weiß Festreferentin Christa Berger-Stögbauer aus Erfahrung.

Doch die Polizei habe ihr bestätigt, dass das Siedlerfest in Karlsfeld eines der ruhigeren Volksfeste sei. Berger-Stögbauer freut sich über diese Entwicklung: "Unser schlechter Ruf ist lange her."

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SZ vom 02.07.2012
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