Süddeutsche Zeitung

Röhrmoos:Draußen vor der Tür

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Mit seinen sinfonischen Sommerkonzerten setzt der Kulturkreis Röhrmoos seit Jahren Akzente, die über die Gemeindegrenzen hinaus Beachtung finden. Was bis heute fehlt, ist ein geeigneter Veranstaltungsraum

Von Wolfgang Eitler, Röhrmoos

Von einem Traum würde der neue Kulturkreisvorsitzende von Röhrmoos, Michael Wockenfuß, nicht reden. Dabei sind solche großen Worte in der Gemeinde durchaus gebräuchlich. Das Franziskuswerk von Schönbrunn hat sich zum Beispiel eine "Vision 2030" gegeben. Aber mit einem lautstark verkündeten Traum würde sich Michael Wockenfuß doch arg unter Druck setzen. Da belässt er es, wie sein Vorgänger Michael Christoph, ehemals stellvertretender Bürgermeister, bei einem dezent vorgetragenen Wunsch. Einem, der in anderen Gemeinden des Landkreises längst in Erfüllung gegangen ist.

Kult A 8 im westlichen Teil brüstet sich mit wunderbaren Spiel- und Versammlungsorten, mit einer ehemaligen Malztenne in Odelzhausen oder dem Schlossgut in Sulzemoos. Der Haimhausener Kulturkreis hat seine eigene Kneipe und den Haniel'schen Theaterstadl dazu. Altomünster ist im Kapplerbräu gleich in zwei Dependancen gut untergebracht, einschließlich des Jugendstil-Theatergebäudes. In Erdweg hat sich ein Kulturverein gegründet, um das historische, eben erst sanierte Wirtshaus zu bespielen. In Petershausen haben sie wenigstens die Aula der Grundschule als ständiges Angebot.

In Röhrmoos aber ist wenig vorhanden. Das Haus der Vereine, eine eher komplizierte Angelegenheit wegen zahlreicher rechtlicher Fallstricke für Veranstalter, überbietet noch den Charme der früheren düsteren Wartesäle an Bahnhöfen. Mit einem solchen Ambiente wird es schwer, Angebote zu entwickeln, die überregional für ein Publikum bis zu 100 Besuchern interessant wird.

Michael Christoph hat stets gehofft, dass die Gemeinde bei der Debatte um eine Ortsmitte kulturelle Belange berücksichtigt. Deswegen warb er für einen Veranstaltungsraum, den man sich als multifunktionale Bock Box vorstellen könnte, vergleichbar mit der Kulturkreiskneipe in Haimhausen. Noch hüllt sich der gesamte Gemeinderat in Schweigen. Angeblich will Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) im Oktober mit Vorschlägen an die Öffentlichkeit gehen. Michael Wockenfuß rechnet nicht mit einem Durchbruch für die Kultur. Vielleicht erfährt er bei seinem Termin im Gemeinderat am Donnerstag, 25. Juni, 19.30 Uhr, im Röhrmooser Rathaus mehr.

Eventuell könnte sich eine Kooperation mit dem gerade im Bau befindlichen Haus der Begegnung in Schönbrunn entwickeln. Bekanntlich will das Franziskuswerk einen ganz eigenen Weg der Inklusion gehen, also der selbstverständlichen gesellschaftlichen Teilhabe behinderter Menschen. Geschäftsführer Markus Tolksdorf will Schönbrunn zu einem solchen Ort der Begegnung machen, indem die Menschen hierher kommen. Insofern böte sich eine Kooperation mit dem Kulturkreis an.

Nach der erfolgreichen Regina-Ullmann-Ausstellung mit Lesungen und Konzerten im Hofgut Mariabrunn richten sich die Begehrlichkeiten von Michael Wockenfuß und Pressesprecherin des Kulturkreises, Susanne Engelke, dorthin. Rilke-Freundin Regina Ullmann hatte einige Zeit in Mariabrunn gelebt, das den meisten Landkreisbürgern vor allem wegen des idyllischen Biergartens ein Begriff ist. Wockenfuß sagt: "Die Zusammenarbeit mit Inhaber Wolfgang Breitling war unproblematisch." Warum also nicht dort einen regelmäßigen, wenn nicht ständigen Spielort in einem der historischen Gemäuer der ehemaligen Brauerei schaffen?

Schuld an all den Überlegungen und Begehrlichkeiten ist der Erfolg: Die Geschichte des Kulturkreises Röhrmoos begann mit einem Paukenschlag. Mit der ersten Sinfonischen Sommernacht vor elf Jahren in Schönbrunn und damit an einem herausragenden Standort für Openair-Konzerte. Es folgten im Laufe der Jahre weitere Veranstaltungen wie das große Weihnachtskonzert (Regensburger Domspatzen), das Aufspuin beim Wirt und das Faschingskranzl. "Der Leuchtturm der sinfonischen Sommerkonzerte wird bleiben", sagt Wockenfuß. Vorstandsmitglied Susanne Engelke wird sich um neue Kinderangebote kümmern. Erste Gespräche über spezielle Veranstaltungen für Jugendliche haben bereits begonnen. Auch das Treffen heimischer Künstler unter dem Titel "Sterne der Gemeinde" hat sich bewährt. Michael Christoph war bekanntlich ein Freund des Altomünsterer Kulturförderkreises und dessen öffentlichen Stammtische zu unterschiedlichen Themen. Im Herbst startet eine ähnliche Reihe in der Gaststätte Kiermeier in Arzbach. Mit Blick auf seinen Vorgänger sagt Michael Wockenfuß: "Wir setzen auf Kontinuität."

Sinfonische Sommernacht: Wilde Gungl mit dem neuen Dirigenten aus Rohrmoos, Michele Carulli. Solist Eric Maria Baroni (Klarinette). Samstag, 11. Juli, 20 Uhr, Marienplatz in Schönbrunn. Karten: www. kultur-roehrmoos.de.

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SZ vom 24.06.2015
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