Süddeutsche Zeitung

Rodung:Kahlschlag an allen Ecken: In Karlsfeld fällt ein Baum nach dem anderen

Lesezeit: 2 min

Arbeiter der Bahn und Flussmeisterei müssen derzeit viele morsche Bäume in Karlsfeld fällen. Auch der Biber ist ein Problem.

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Sägen kreischen. Das Holz kracht. Ab und zu fällt ein Baum. Die Arbeiter von Flussmeisterei München, Deutscher Bahn und Gemeinde Karlsfeld haben derzeit alle Hände voll zu tun: Noch schnell vor der Brutzeit muss ausgeholzt werden. Grund ist die so genannte Verkehrssicherheit. Bäume, die nicht mehr standfest sind, und irgendwann umzukippen drohen, werden umgesägt. Totholz aus den Kronen geschnitten und klapprige Äste ausgedünnt. Niemand soll zu Schaden kommen, nur weil er unter einem Baum gelaufen ist. Bis Ende Februar müssen die Arbeiten erledigt sein. Denn ab März, wenn der meteorologische Frühling beginnt, ist Brutzeit, dann dürfen Vögel und Insekten nicht mehr gestört werden. Und so wirkt es in Karlsfeld, als ob an allen Ecken und Enden ein Kahlschlag droht.

Am schlimmsten ist es wohl an der Alten Münchner Straße in der Rothschwaige. Die alte Eschenallee, die sogar als Naturdenkmal geschützt ist, und deshalb unbedingt erhalten werden sollte, ist von einem Pilz befallen. Schon in den Jahren zuvor mussten einige der etwa 50 bis 60 Jahre alten Bäume fallen, auch heuer wird dort die Säge wieder angesetzt. Der Pilz macht sich durch vorzeitiges Welken bemerkbar, die Blätter Fallen, Äste ebenso. Die Kronen werden lichter. Im fortgeschrittenen Stadium wird auch die Rinde befallen, es kommt zur Holzfäule bis hin zum kompletten absterben. Nur wenige von den alten Eschen werden übrig bleiben. Nachgepflanzt werden kann bedauerlicherweise nicht, denn es gibt bislang keine Sorte, die pilzresistent ist. Man forscht noch daran.

Abgeschnitten sind bereits die Bäume, die entlang der Krenmoosstraße standen. Dort wird demnächst gebaut. An Waldschwaigsee und Krebsbach ist der Bauhof und auch einige Fremdfirmen noch tätig.

Auch der Biber aktiv

Ebenso ist derzeit die Deutsche Bahn entlang des Moosgrabens zwischen Karlsfelder See und Schwarzhölzl aktiv. Seit Anfang dieser Woche schneiden Forstarbeiter dort Kronen zurück, fällen kranke und morsche Bäume. Diejenigen Stämme, die noch einigermaßen stabil sind, sollen jedoch stehen bleiben, um höhlenbrütenden Vögeln und Insekten ein Quartier zu bieten. Ein großes Problem ist dort wohl auch der Biber, der seine Zähne in manchen Stamm geschlagen und ihn so umsturzgefährdet hat.

Am Würmkanal hat die Flussmeisterei etwa 30 Bäume gefällt, die meisten waren Pappeln, die mit 60 bis 80 Jahren ihre Lebensdauer bereits überschritten hatten. Das Risiko, das sie eines Tages auf den beliebten Radweg kippen könnten, war dem Baumkontrolleur des Wasserwirtschaftsamts München wohl zu groß, deshalb rückten die Arbeiter mit Säge und zwei Baggern an. Diese drückten die stattlichen Stämme bei der Ernte in Richtung Fluss, damit nichts auf angrenzende Grundstücke fallen konnte. Anschließend zogen die Bagger die Bäume wieder heraus. Am Würmkanal wird nichts nachgepflanzt, dort gibt es natürlichen Anflug, so der Flussmeister.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4339106
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 21.02.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.