Süddeutsche Zeitung

Petition gestartet:Anlieger wollen ihre Sparkassenfiliale zurück

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Die Bank will die Zweigstelle am Klagenfurter Platz in Dachau Süd auch nach der Pandemie nicht mehr öffnen

Von Carla Behnke, Dachau

Nun ist es endgültig: Die Sparkassenfiliale am Klagenfurter Platz in Dachau Süd schließt ihre Türen. Das hat das Bankinstitut der SZ bestätigt. Seit dem ersten Lockdown in der Corona-Pandemie, im Jahr 2020, ist die Zweigstelle nicht mehr aktiv; inzwischen steht fest, dass sie auch nicht mehr öffnen wird. Aber: Die Selbstbedienungsgeräte wie Geldausgabeautomaten sind weiterhin zugänglich. Wer von den Sparkassenkunden in diesem Stadtteil eine persönliche Beratung benötigt oder bevorzugt, wird an die Filiale Dachau Süd an der Münchner Straße verwiesen. Diese ist eineinhalb Kilometer von der geschlossenen Filiale entfernt. Zu viel, finden jedoch manche Anwohner.

Eine gut erreichbare Bank gehöre zur Grundversorgung, sagen Kunden. Einer von ihnen, Emmo Frey, hat daher Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) einen Brief geschrieben. Der habe dieselben Argumente wie die Sparkasse genannt: Die Grundversorgung sei über die Selbstbedienungsgeräte und telefonische Beratung, vor allem zu Zeiten der Corona-Pandemie, abgedeckt. "Darüber hinaus hat sich das Serviceverhalten der Kunden in den letzten Jahren gravierend verändert", sagt Susanne Allers, Pressesprecherin der Sparkasse in Dachau. Inzwischen liege der Fokus viel mehr auf Online Banking, das heute schon zum "Standard" geworden sei.

Außerdem, sagt die Sprecherin des Kreditinstituts, beinhalte das Beratungsangebot der Sparkasse "von jeher" auch die Möglichkeit einer persönlichen Beratung zuhause. Trotzdem sind Frey, seine Frau Bärbel und weitere Anwohner nicht überzeugt. Am 1. April haben sie einen Brief erhalten, der sie über die Schließung informierte; auch Sparmaßnahmen wurden darin als Begründung für die Schließung aufgeführt. Gerade diese kaufen die Freys ihnen aber nicht ab. "Wir vermieten Dachau und den Landkreis", zitieren sie ein Werbeplakat der Bank für ihr Immobiliengeschäft. Außerdem verweist Frey darauf, dass die Digitalisierung des Bankgeschäfts zwar ihre Vorteile habe, aber vor allem für Senioren nicht immer zugänglich sei.

Um die Filiale zu erhalten, haben sie eine Petition gestartet. Eine funktionierende Zweigstelle, so Freys Ansicht, habe einen wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität im Viertel. Der Klagenfurter Platz sei ein "zentraler Treffpunkt" des Stadtviertels, mit einem kleinen Lokal, einem Arzt und einem Zeitungsladen mit Poststelle. Die Bank spielt hier auch eine soziale Rolle, wie die Anlieger meinen.

Zudem macht die Petition darauf aufmerksam, dass hier "sehr viele ältere Menschen, Menschen mit Einschränkungen, sowie immobile Menschen leben, als auch viele Familien mit Kindern". Ein weiterer wichtiger Punkt ist für die Initiatoren der Petition, dass die Schließung das in Untersuchungen bestätigte Wachstum des Viertels ignoriert; im Fokus dieser Entscheidung liege rein der wirtschaftliche Vorteil. Wie gut die Chancen für die Petition stehen, kann Frey nicht einschätzen. "Ich weiß nicht genau, wie viele Leute in Dachau Süd leben und wie viele davon die Filiale am Klagenfurter Platz benutzen. Und wie viele dann auch noch die Petition unterschreiben." Auch glaubt er nicht, dass ein paar hundert Unterschriften die Sparkasse interessierten. Mit sehr viel mehr rechnet er allerdings nicht.

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Quelle:
SZ vom 08.06.2021
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