Süddeutsche Zeitung

Petershausen:Vier neue Klassenzimmer für Ganztagszug

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Die Bezirksregierung genehmigt nur drei neue Klassenzimmer, das vierte zahlt die Gemeinde Petershausen selbst.

Schritt für Schritt kommt das Projekt Schulerweiterung Petershausen voran. Nachdem seit dem Frühjahr 2016 fest steht, dass ein Neubau-Trakt neben der Grundschule entstehen soll, machte sich der Gemeinderat jetzt ans Nutzungskonzept. Zu klären war, welche Angebote neben dem Schulbetrieb im Anbau untergebracht werden sollen. Bisher nutzen Mittagsbetreuung, Hort, Musik- und Volkshochschule zeitweise einige Klassenzimmer. Wünschenswert erschien daher, diesen Einrichtungen mit dem Neubau mehr Raum und bessere Arbeitsbedingungen zu geben. Doch die Realität holte die Gemeinderäte schnell ein: Nicht alles ist machbar. Tatsächlich entstehen im Anbau nun vier Klassenzimmer plus Mensa für den Ganztagszug, die Mittagsbetreuung bekommt sechs eigene Gruppenräume. Der Hort bleibt für eine Übergangszeit im Schulhaus, bis der Ganztagszug aufgebaut ist. Musikschule und Volkshochschule müssen wie bisher Unterrichtsräume im Wechsel mit dem Schulbetrieb nutzen. Dieses Konzept billigten alle Gemeinderäte.

Im vergangenen Herbst hat Architektin Carola Hain-Fischer in Workshops mit allen Nutzern des Schulhauses erarbeitet, welche Flächen für welche Beteiligten benötigt werden. Dieses Anforderungsprofil wurde dann auf Umsetzbarkeit geprüft. Denn tatsächlich reichen Platz und Geld nicht für alles aus, was wünschenswert wäre. Das mussten jetzt auch die Gemeinderäte in ihrer mehrstündigen Diskussion erkennen. Zu klären war zunächst, ob für den geplanten Ganztagszug zu den zwölf Unterrichtsräumen vier weitere dazu gebaut werden. Das erscheint logisch, da der Ganztag in vier Jahrgangsstufen eingerichtet wird. Die Regierung von Oberbayern hat jedoch mit Blick auf die Bevölkerungsstatistik nur drei Räume gebilligt. Dahinter steht die Erfahrung, dass Schülerzahlen schwanken, manche Jahrgänge deshalb eine Klasse weniger haben.

15 Klassenräume

Eine vierzügige Schule könnte daher für vier Klassenstufen statt mit 16 Klassenräumen durchaus mit 15 auskommen. Oder sogar mit 14, so lautete der erste Genehmigungsbescheid. Nur mit Hinweis auf die geplante Baulandentwicklung in Petershausen konnte Bürgermeister Marcel Fath (FW) bei der Regierung 15 Klassen durchsetzen. Doch die Gemeinderäte wollen zukunftsfest bauen. Auch wenn Petershausen das 16. Zimmer mit Baukosten von etwa 250 000 Euro ohne staatliche Förderung aus eigener Tasche bezahlen muss, werden vier Zimmer neu gebaut, so dass die Grundschule dann über 16 Klassenzimmer verfügt. "Der Landkreis zählt zu den am stärksten wachsenden Regionen Deutschlands", betonte Margarete Scherbaum (FW). Auch Andrea Stang (FW) plädierte für einen "Puffer". Bernhard Franke (SPD) stimmte dagegen.

Zusätzlich eingeplant wird auch Platz für die Mittagsbetreuung. Diese Einrichtung nutzt mit sechs Gruppen derzeit Räume in der Schule, im Gemeindehaus an der Münchner Straße und im Jugendzentrum. Künftig sollen alle unter einem Dach zusammengeführt werden. Eine attraktive Mittagsbetreuung neben dem neuen Ganztagszug an der Schule: Damit will die Gemeinde "den Eltern die Wahlmöglichkeit erhalten", so Daniel Lettmair, CSU-Gemeinderat und Vorstand des Vereins Kinderhaus, der Hort und Mittagsbetreuung organisiert. Dagegen werden für die Hortgruppe des Vereins, die provisorisch seit diesem Jahr im Schulhaus logiert, vorerst keine separaten Räume eingeplant. Zwar soll diese Betreuung in der Schule bleiben, dort aber übergangsweise freie Kapazitäten nutzen, bis der Ganztagszug voll aufgebaut ist. "Denn es ist unvorhersehbar, wie sich die Eltern entscheiden", sagte der Bürgermeister.

Es fehlt die Ferienbetreuung

Nicht alle Gemeinderäte sind überzeugt, dass die gebundene Ganztagsschule starken Zulauf bekommen wird. Den Eltern fehle im Ganztag die Ferienbetreuung, erklärte Gerhard Weber (CSU). Ein attraktives Ferienprogramm könnte diesen Mangel ausgleichen, erwiderte Kämmerer Daniel Stadelmann. Doch die Gemeinde will flexibel bleiben und die Entwicklung beobachten. Sollte sich ein Engpass ergeben, will man Zusatzräume für den Hort schaffen.

Auch über den Platz für die Kurse von Musik- und Volkshochschule wurde heftig debattiert. Denn eigene Räume im geplanten Neubau-Trakt können diese hochgeschätzten Angebote schon aus Kostengründen nicht erhalten. Und ein Umzug in ein multifunktionales Bürgerhaus, zu dem das Rathaus vielleicht einmal umgebaut werden könnte, bleibt vorerst eine Vision. Weil die Kulturvereine aber zuverlässig eine Raumzusage benötigen, bleibt es bei der Kombi-Variante: Musik- und Volkshochschule belegen Schulräume außerhalb des Unterrichts. "Wir sind flexibel", betonte die Vorsitzende des Kulturförderkreises, Barbara Blickle.

Auf der Basis dieses Nutzungskonzepts wird Architektin Carola Hain-Fischer nun mit der Planung beginnen. Der Zeithorizont: Im kommenden Winter soll die Ausschreibung erfolgen, die Bauarbeiten könnten dann 2018 beginnen. Wenn alles nach Plan läuft, könnte zum Schuljahr 2019/2020 der Neubau-Trakt bezogen werden und der Ganztagszug an der Grundschule starten.

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SZ vom 30.01.2017
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