Süddeutsche Zeitung

Parzivalstraße:Karlsfelder Mustersiedlung

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Eine iranische Delegation besichtigt die Flüchtlingsunterkunft an der Parzivalstraße.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

186 Flüchtlinge leben in den 31 kleinen Wohnungen mit jeweils drei Zimmern, eigener Küche, Bad und Wohnraum. Die Einrichtung an der Karlsfelder Parzivalstraße sollte eine Mustersiedlung für Flüchtlingsunterkünfte im gesamten Landkreis werden. Schnell, billig, nachhaltig und für die Bewohner möglichst konfliktfrei, so hatte das Münchner Startup-Unternehmen REF+ sein Pilotprojekt vor einem Jahr konzipiert. Allerdings ist die Zahl der Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen, seitdem stark gesunken; die vier Karlsfelder Häuser sind bislang die einzigen dieser Art geblieben, die REF+ fertiggestellt hat. Als Vorzeigeprojekt taugt die Siedlung aber immer noch - sogar bundesweit und international.

Am Dienstag empfing Landrat Stefan Löwl (CSU) Staatssekretär Gunther Adler aus dem Bundesbauministerium, der das Karlsfelder Projekt in höchsten Tönen lobte, weil er die Vorstellungen der Bundesregierung darin "wunderbar umgesetzt" sah. Adler hatte auch eine iranische Delegation unter dem stellvertretenden Bauminister Mohsen Nariman mitgebracht, die sich einmal anschauen wollte, was die deutschen Ingenieure in Karlsfeld so ausgetüftelt haben. Der Iran hat eine junge, sehr schnell wachsende Bevölkerung, für die das Land rasch guten und günstigen Wohnraum schaffen muss. Daher ging es zunächst vor allem um technische Fragen. Generalkonsul Abdollah Nekounam Ghadirli lobte allerdings auch ausdrücklich die "großartige humanitäre Arbeit", die Deutschland mit der Aufnahme der Flüchtlinge leiste. Gleichzeitig mahnte er, alle Staaten müssten sich gemeinsam anstrengen, um Fluchtursachen zu beseitigen.

Löwl, obwohl als Landrat "fernab der Weltpolitik", ließ es sich nicht nehmen, "einen kleinen Kiesel" zum Brückenbau beizusteuern. Er wies darauf hin, dass auch schon der israelische Generalkonsul eine Flüchtlingsunterkunft im Landkreis besichtigt habe. Vielleicht kämen sich beiden Länder ja über gemeinsame Interessen irgendwann näher.

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Quelle:
SZ vom 18.01.2017
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