Süddeutsche Zeitung

Mitten in Milbertshofen:Ordnung ist das halbe Kleben

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Der Plakatierer sollte unbedingt aufpassen bei seiner Arbeit. Es gibt ungeahnte Klippen

Kolumne von Thomas Radlmaier

Ein Plakatierer muss sich derzeit das Gespött der Bundesländer Bayern und Hessen anhören, weil er versehentlich zwei Orte verwechselt hat, die gleich heißen: Fürth. Fürth, der Ben (beliebtester Jungenname 2019) unter den Namen für Ortschaften, ist eine Stadt bei Nürnberg. Doch nur 250 Kilometer davon entfernt gibt es auch ein Fürth, eine Gemeinde im Odenwald. Der Plakatierer hat nun zwei Plakate im hessischen Fürth an eine Wand geklebt, die für einen Auftritt des Moskauer Balletts in der Stadthalle werben - leider gibt es in der kleinen Gemeinde gar keine Stadthalle. Gemeint war Fürth bei Nürnberg.

Hahaha. Das Gelächter der Schlaumeier ist jetzt groß. Dabei hätte das jedem passieren können. Man muss an dieser Stelle einmal alle Plakatierer dieser Welt in Schutz nehmen, vor allem in Hinblick auf die anstehende Kommunalwahl, in deren Vorfeld sich Ehrenamtliche wieder die Nächte um die Ohren schlagen, um Laternenmasten und Autobahnbrücken mit lachenden Gesichtern zu tapezieren. Die Verwechslungsgefahr bei Orten ist enorm. Im Landkreis Freising gibt es zum Beispiel die Gemeinde Mauern. Der Freisinger Kreisverband der Partei "Die Partei" hat im Landtagswahlkampf deshalb plakatiert: "Wohnraum schaffen, Mauern abreißen." Griffiger Spruch. Doch den ortsunkundigen Plakatierer, der "Mauern" ins Navi eingibt, hätte das durchaus vor Probleme stellen können. Schließlich existiert auch im Landkreis Fürstenfeldbruck ein Ort namens Mauern, dieser liegt bei Grafrath. Es wäre denkbar, dass Helmut Zechs, des Pfaffenhofener Bürgermeisters, Konterfei bald in Pfaffenhofen in der Hallertau zu sehen ist anstatt in Pfaffenhofen a. d. Glonn. Groß ist auch die Verwechslungsgefahr bei Milbertshofen. Wer den Auftrag bekommt, dort zu plakatieren, fährt wahrscheinlich in den Münchner Norden. Dabei könnte damit auch der Ort bei Vierkirchen gemeint sein. Es ist also höchste Vorsicht geboten beim Plakatieren für die Kommunalwahl!

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Quelle:
SZ vom 13.11.2019
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