Süddeutsche Zeitung

Mitten in Dachau:Schlagerlos durch die Weihnacht

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Erst wurde das  Dachauer Volksfest abgesagt, dann kam das Aus für den Christkindlmarkt. Und jetzt fällt dem Virus auch noch Helene Fischers Weihnachtsshow zum Opfer. Mussten wir nicht schon genug leiden?

Kolumne von Thomas Balbierer

Immer wenn man denkt, es könnte schlimmer nicht mehr werden, folgt in dieser scheußlichen Pandemie eine neue Hiobsbotschaft. Erst wurde das Dachauer Volksfest abgesagt, dann kam das Aus für den Christkindlmarkt. Und jetzt - das Corona-Monster kennt keine Gnade - fällt dem Virus auch noch Helene Fischers Weihnachtsshow zum Opfer. Mussten wir nicht schon genug leiden?

Statt einer pompösen Gala mit Musik und Artistik, die im vergangenen Jahr fast sechs Millionen Zuschauern das lebkuchensüße Herz erwärmte, strahlt das ZDF am ersten Weihnachtstag nur einen Zusammenschnitt alter Sendungen aus. Helene Fischer äußerte sich "unendlich traurig", dass ausgerechnet das zehnte Jubiläum ihrer Show ausfällt. Aber konnte die Schlagersängerin die Katastrophe wirklich nicht kommen sehen? In Aluhut-Kreisen kursiert die Theorie, dass Fischer in ihrem Lied "Atemlos" schon vor Jahren Hinweise auf die Covid-19-Pandemie versteckte. Die schockierende Vermutung: Fischer und Microsoft-Gründer Bill Gates erdachten das Coronavirus gemeinsam, um die Sängerin vor einem weiteren entblößenden TV-Auftritt an Weihnachten zu bewahren.

Dachauer Weihnachtsenthusiasten, die schon heute die "Jingle Bells"-Playlist von Spotify in Dauerschleife hören, müssen den Advent nun jedenfalls neu entdecken. Die täglichen Feierabendrunden vor dem Rathaus mit hochtemperierten Schnaps-Wein-Mischungen und zahnschmelzgefährdendem Zuckerzeug sind plötzlich weg. Was bleibt, sind Löcher in Kalender und Herz. Wie man sie füllt? Einige werden mit entschlossenem Trotz ihren Weihnachtspulli aus der Mottenkiste kramen, im Supermarkt Spekulatius und Glühwein hamstern und einen Christkindlmarkt dahoam feiern. Andere werden sich melancholisch zurückziehen, eine Kerze anzünden und die stade Zeit mal wirklich in Ruhe verbringen. Und mit einer Träne im Auge die Wiederholung einer alten Helene-Fischer-Show schauen.

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Quelle:
SZ vom 02.10.2020
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