Süddeutsche Zeitung

MD-Gelände:Geduld, Geduld

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Dem Bauausschuss ist der Zeitplan für die Sanierung der MD-Industriebrache in Dachau eröffnet worden. Demnach dauert es noch Jahre, bis mit dem Bau des neuen Stadtteils am Rande der Altstadt begonnen werden kann.

Von Walter Gierlich

Die Dachauer müssen sich wohl lange gedulden, bis auf der Brache der ehemaligen MD Papierfabrik am Fuße der Altstadt nennenswerte Fortschritte zu sehen sind. Bis die parallel laufenden Verfahren für ein Sanierungskonzept, einen städtebaulichen Vertrag zur rechtlichen Absicherung der Stadt und sowie den Bebauungsplan abgeschlossen sind, dürften zwei Jahre ins Land gehen, wie CSU-Stadträtin Gertrud Schmidt-Podolsky am Dienstag unwidersprochen im Bau- und Planungsausschuss sagte.

Anschließend dürfte es mindestens noch weitere zwei Jahre dauern, möglicherweise sogar vier, bis der Boden und das Grundwasser auf dem MD-Gelände saniert sowie alle Gebäude abgebrochen sind und das gesamte Material abgefahren ist. Allein die Entsorgung wird nach grober Schätzung 30 Millionen Euro kosten, sagte Martin Bosch von der Axel Christmann Ingenieurtechnik GmbH (ACI), der den Ausschuss über den Stand der Altlastenerkundungen informierte.

Die Untersuchungen sowie die Erstellung eines Sanierungskonzepts finden in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, vor allem dem Landratsamt und dem Wasserwirtschaftsamt, statt, sagte Bosch. Ziel des Investors, des Dachauer Bauträgers Herbert R. Ullmann und der finnischen Grundbesitzerfamilie Myllykoski, die gemeinsam das etwa 17 Hektar große Gelände entwickeln, sei es, das Areal komplett zu dekontaminieren. Der gesteckte Zeitrahmen von zwei Jahren sei nur einzuhalten, wenn parallel zur Boden- und Grundwassersanierung der Abriss der Gebäude stattfinde. Die koordinierte Vorgehensweise sei notwendig, weil insbesondere der Rückbau der hoch belasteten Gebäude wie Kraftwerk und Produktionshallen sehr zeitintensiv sei. Gleichzeitig, so Bosch weiter, müsse mit den Sanierungsarbeiten in den denkmalgeschützten Gebäuden begonnen werden. Der Boden darunter bleibe versiegelt, "dort sind keine Maßnahmen erforderlich". Während der gesamten Bodensanierung werde baulich sichergestellt sein, dass nichts ins Grundwasser gelange.

Kai Kühnel (Bündnis für Dachau) erklärte, dass er sich nicht allein auf die einseitige Information der vom Investor beauftragten Firma verlassen wolle: "Wir bräuchten gleichzeitig die Stellungnahme des Landratsamts und des Wasserwirtschaftsamts." Bauamtsleiter Michael Simon sagte: "So wie sie uns vorliegt, werden wir sie im Bauausschuss vorstellen." Und Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) versprach, den Ausschuss aktuell zu informieren, zumal er sich sicher war: "Das Verfahren wird uns noch eine Weile begleiten."

Claus Weber (FW) mochte der Finanzkraft von Investor Ullmann nicht ganz trauen, er fragte: "Kann es passieren, dass wir auf einer Teilsanierung hocken bleiben?" Bezüglich der Finanzen konnte Bosch dazu nichts sagen, doch versicherte er: "Sobald die Spundwand ringsum steht, ist sichergestellt, dass keine Schadstoffe auf die Nachbargrundstücke gelangen." Das MD-Gelände sei nach der Sanierung wahrscheinlich sauberer als die angrenzenden Areale. Weber pochte jedoch auf eine rechtliche Absicherung. Diese werde durch einen städtebaulichen Vertrag sichergestellt, der vor einer Billigung der Planung unterzeichnet sein müsse, betonte Bauamtsleiter Simon. Wenn es dann losgeht, kommt auf die Dachauer einiges zu: Zigtausende Lastwagenfahrten sind notwendig, um den kontaminierten Boden und den Bauschutt abzufahren. Wiederverwertet kann das Material nicht, das machte Experte Bosch unmissverständlich klar.

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SZ vom 28.05.2014
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