Süddeutsche Zeitung

Markt Indersdorf:Mundart-Stück mit Landkreisbezug

Lesezeit: 3 min

Warum Werner Popfinger "Foulspui" für das Indersdorfer Theater ausgewählt hat.

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

46 Jahre besteht jetzt das Indersdorfer Theater. Altbürgermeister Josef Kaspar gründete 1970 die Bühne, seit 2006 hält Werner Popfinger die Fäden in der Hand. Jedes Jahr eine neue Inszenierung, darunter Klassiker wie "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt oder "Arsen und Spitzenhäubchen" aus der Feder von Joseph Kesselring. Schon bei der Wahl des Stücks muss sich ein Spielleiter den Kopf zerbrechen: Was bringen wir heuer auf die Theaterbretter? Bauernbühnen, die auf Gaudi und Situationskomik setzen, gibt es mittlerweile in fast jedem Ort. Wer die Messlatte ein bisschen höher hängen will, muss schon bei der Wahl des Stückes beginnen. Welcher Stoff ist nicht zu platt, aber trotzdem unterhaltsam? Welches Thema ist aktuell und hat vielleicht auch noch einen Bezug zum Landkreis? Und vor allem: Welche Darsteller, welche Charaktere kommen für die Rollen in Frage?

Das sind die Themen, mit denen sich Werner Popfinger jedes Jahr auseinandersetzt. Schon die Auswahl eines Stückes dauert Monate. Im vergangenen Jahr spielte das Indersdorfer Theater "Hüttenzauber", ein eher ernstes Stück über menschliche Abgründe mit realen Bezügen, in dem sogar ein Mord passiert. Der Stoff war für das Indersdorfer Theater eher Neuland, kam bei den meisten Besuchern aber trotzdem gut an. Heuer tat sich Popfinger mit der Wahl des Stückes ein bisschen schwer. Er hatte zwar einige Ideen, auch einen Klassiker von Thoma oder Dürrenmatt würde er gern wieder aufführen. "Dazu braucht man markante Köpfe, das ist vor allem bei den Männern schwierig", sagt Popfinger. Früher hat er auf Charakterköpfe wie Erwin Niedersteiner, Rudi Ott, Jim Moser oder Klaus Auernhammer setzen können. Doch die spielen jetzt nicht mehr mit, weil sie sich wegen anderer Verpflichtungen schwerer so stark engagieren können. Das muss der Spielleiter bei der Auswahl der Stücke berücksichtigen.

Probeszene im original nachgebauten Metzgerladen: Jule Lachmann und Geselle Markus Niedersteiner.

Beim Imbisstalk: Hendrik Höink, Andrea Bogner, Andreas Bogner.

Dennoch wirken auch dieses Jahr wieder teilweise erfahrene Darsteller mit. Popfinger baut aber auch gern neue Leute ins Ensemble ein. Heuer steht das Stück "Foulspui" auf dem Programm, eine Komödie in drei Akten von Gerhard Loew. Der Spielleiter ließ sich vom Mundart-Verlag fünf Stücke schicken. Er wählte schließlich "Foulspui" aus, ein Stück, das auch das Bayerische Fernsehen schon zeigte.

Schillernder Präsident

Gerhard Loew ist ein bekannter Autor und gehört den Münchner Turmschreibern an. "Außerdem passen meine Darsteller zu den Rollen", sagt der Regisseur. Zwar ist "Foulspui" letztlich eine leichte Komödie, die vom Wirrwarr des Beziehungsgewurschtels lebt. Es geht um einen Fußballverein in der bayerischen Provinz, dessen Präsident ein Benefizspiel gegen den großen FC Bayern an Land gezogen hat. Aber der Trainer des kleinen Vereins spielt sein eigenes Spiel. Leidenschaft und Rachegefühle blitzen auf - der Mann ist schließlich Italiener. Er heizt dem Präsidenten und den Spielern ein. Im Jahr der Europameisterschaft ist Fußball natürlich ein aktuelles Thema. Popfinger hat daran aber auch gereizt, dass es Bezüge zum Landkreis gibt. Ähnliche Typen wie in der Komödie könnte man sich auch beim FC Pipinsried vorstellen, der ja einen schillernden Präsidenten hat, sagt der Spielleiter augenzwinkernd.

Die Besetzung der Rollen ging nicht reibungslos über die Bühne. Die junge Frau, welche die Tochter des Vereinspräsidenten spielen sollte, konnte die Rolle nicht übernehmen. Vor dem Probenbeginn prallte sie gegen eine Autotür und brach sich die Hüfte. Für sie sprang Anika Hirschfeld ein, die deshalb sogar eine Reise nach Thailand absagte. "Anika ist eine Allzweckwaffe", lobt Popfinger. Seit drei Wochen wird im Barocksaal des Klosters geübt. An diesem Donnerstag ist Generalprobe. Bis dahin sollte alles sitzen. Und am Freitag folgt die Premiere.

Termine für die Aufführungen des Indersdorfer Theatervereins im Barocksaal des Klosters: Freitag, 11. November, 19.30 Uhr; Samstag, 12. November, 19.30 Uhr; Sonntag, 13. November, 17.30 Uhr; Dienstag, 15. November, 19.30 Uhr; Freitag, 18. November, 19.30 Uhr; Samstag, 19. November, 19.30 Uhr; Sonntag, 20. November, 17.30 Uhr. Kartenvorverkauf bei der Volkshochschule Indersdorf zu den Öffnungszeiten, Telefon 08136 / 938835.

Darsteller:

Emmeran Dirmhirn, Metzgermeister und Vereinspräsident: Berni Brandl

Irma, seine Frau: Conny Schätzl

Susi, ihre Tochter: Anika Hirschfeld

Eros Kabanossi, der Fußballtrainer: Andy Bogner

Otto, Metzgergeselle und Mittelfeldspieler: Markus Niedersteiner

Erika, eine Metzgereiverkäuferin: Jule Lachmann

Frau Sonnleitner, eine Kundin: Christiane Gumbart

Esmeralda, Ex-Frau von Eros Kabanossi: Andrea Bogner

Guiseppe, der Begleiter von Esmeralda: Hendrik Höink

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Quelle:
SZ vom 10.11.2016
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