Süddeutsche Zeitung

Kunst:Sieben Minuten pro Ausstellung

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Die "Lange Nacht der offenen Türen" in Dachau dauert fünf Stunden. Für das riesige Angebot ist das ziemlich kurz

Von Gregor Schiegl, Dachau

Soll man als erstes zur Vernissage von Heiko Klohn gehen oder zu der von Martin Off? Schaut man sich lieber Bauhaus-Design an oder abstrakte Skulpturen? Zum 13. Mal veranstaltet der Förderverein Wasserturm die "Lange Nacht der offenen Türen in Dachau". Von 19 bis 24 Uhr laden an diesem Freitag 42 Ateliers, Galerien, Museen und Werkstätten zum Flanieren und Entdecken ein, es gibt zahlreiche Vernissagen im gesamten Stadtgebiet. Offiziell eröffnet wird die Lange Nacht am Wasserturm um 19 Uhr mit der Bläsergruppe La Fanfare de l'Orient Express. Der Eintritt ist an diesem Abend überall frei. Ein Überblick über das Programm strategisch geordnet nach Stadtteilen.

Altstadt

"Am falschen Ort II": Die international renommierte Künstlerin Katharina Sieverding präsentiert im Dachauer Schloss zentrale Werkgruppen aus ihrem umfangreichen Oeuvre. Gezeigt werden großformatige Fotoarbeiten, darunter auch neue, speziell für Dachau geschaffene Werke, sowie eine Medieninstallation. Um 20 Uhr und um 21.30 Uhr finden Führungen statt. Kuratiert wird die Ausstellung von der Volksbank, in deren Räumen weitere Arbeiten von Sieverding zu sehen sind. Letzter Ausstellungstag im Schloss ist bereits an diesem Sonntag, 15. September. Dann kostet die Ausstellung wieder Eintritt.

"Heinz Mack": Das zentrale künstlerische Thema von Heinz Mack, Mitbegründer der Künstlergruppe Zero, ist das Licht. Die Galerie Lochner, Konrad-Adenauer-Straße 7, zeigt dazu Skulpturen aus verschiedenen Materialien und Arbeiten auf Papier.

"Die Anfänge der Künstlergruppe Dachau": Die Gemäldegalerie Dachau, Konrad-Adenauer-Straße 3, zeigt ausgewählte Werke der ersten Künstlergeneration der KVD. Um 21.30 Uhr gibt es eine Kurzführung. Letzter Ausstellungstag ist an diesem Sonntag, 15. September.

"Expedition Nord 2.0": Die Kleine Altstadtgalerie zeigt in der Burgfriedenstraße 3 ein Revival der legendären Ausstellung "Expedition Nord", die vor zehn Jahren in Glückstadt an der Elbe mit vier Künstlern stattfand. "Spuren": Der Grafiker Heiko Klohn zeigt seine Zeichnungen in der Galerie der KVD. Mit dabei sind auch seine Elefanten aus der "Raus"-Ausstellung, die an diesem Tag zu Ende geht.

"gigi - Ich bin in der Farbe": Wasserturm am Hofgartenweg mit Bildern der 2018 verstorbenen Malerin gigi.

Raumerkundungen: Raum ist das Thema, mit dem sich die drei Künstlerinnen Regina Baierl, Susanne Pitroff und Afra Dopfer in der Neuen Galerie Dachau, Konrad-Adenauer-Straße 20, auseinandersetzen.

100 Jahre Bauhaus: Der Wasserturm-Verein zeigt im Architekturbüro Horst Stepper, Augsburger Straße 11, neben der Buchhandlung Wittmann eine Ausstellung zur Bauhaus-Bewegung.

"51 - der 3te Akt": Joachim Schwarzenau ist nicht nur Anwalt, sondern betätigt sich auch als Künstler. In seiner mittlerweile dritten Ausstellung zeigt der 51-Jährige Bilder, in denen er sein Leben reflektiert. "Für mich ist das die bislang persönlichste Ausstellung", erklärt Schwarzenau. "Darin geht es diesmal nur um mich." Die Kanzlei liegt in der Augsburger Straße 17.

Lebens-Formen: Seit ihrer ersten Reise nach Südamerika im Jahr 2000 befasst sich die Dachauer Keramikerin Claudia Flach in ihren Arbeiten mit der Darstellung von Lebendigkeit. Ihr Glasurrezepte hat Flach selbst entwickelt. Einen Querschnitt ihrer Arbeiten ist in ihrer Keramikwerkstatt, Pfarrstraße 5, zu bewundern.

"Powerfrauen": Nina Schiffner zeigt neben Mode und Design Installationen, die einerseits auf 100 Jahren Frauenwahlrecht fußen, andererseits als Hommage an die "Malweiber" zu verstehen sind. Diese abwertende Bezeichnung galt bekanntlich den kunstsinnigen Damen, die sich um die Jahrhundertwende mit Courage und Kampfeslust ihren Platz in der Kunstszene erstritten. Schiffners "Malweiberhaus" in der Burgfriedenstraße 10 ist am Freitag für Besucher geöffnet.

"Love Letters": Sehr emotional wird es am Freitag in der Galeria Cara, Pfarrstraße 14.

Evelyn Karrach präsentiert ihre neuen Werke mit Liebesbriefen von so unterschiedlichen Künstlern wie Thomas D. von den Fantastischen Vier, Frida Kahlo, Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke. Vernissage ist um 19 Uhr.

"Start again": Gabriele Steinlechners Werke sind geprägt von farbexpressiven Bildräumen im permanenten Stilwechsel. Die Adresse der Galerie: Am Sandberg 6.

Sophia Hubert zeigt ihre Bilder im JUZ Ost.

Bildhauerin Gertrude Oehm-Rudert lädt in ihr Atelier ein.

Zu sehen sind auch Arbeiten von Katharina Sieverding.

Und Inge Jakobsen.

"Freiraum"-Künstler stellen aus.

Ebenso wie Herbert F. Plahl.

Und Joachim Schwarzenau.

"Die Kartoffel": Das Bezirksmuseum, Augsburger Straße 3, zeigt eine Familien-Ausstellung über das wohl bekannteste Lebensmittel unseres Alltags, die Kartoffel. Wer noch mehr über die leckere Knolle erfahren will: Um 20.30 Uhr gibt es eine Kurzführung durch die Ausstellung.

Schmuck von Edith Conrad: Die Dachauer Designerin zeigt ihre Arbeiten bei "Rahmen Glück" in der Konrad-Adenauer-Straße 20.

Fotokunst: Neben ihrem Tagesgeschäft - Porträts und Hochzeitsbilder - ist die Fotografin Claudia Reiter auch künstlerisch tätig. Ihre Arbeite sind in ihrem Fotoatelier in der Schleißheimer Straße 7 zu sehen.

Bunte Landschaften: Thema von Johannes Broschs Arbeiten sind zumeist Landschaften, die er in farbintensiver, flächenhafter Malweise ausführt. Der Weg zum Atelier: Am Burggraben nach 250 Meter bei Hausnummer 15 links, nach 30 Metern rechts kommt man zum Atelier.

Acrylbilder: In Yvonne Justs Werken findet man sowohl realistische als auch experimentelle Malereien. Das Atelier liegt in der Loestraße 14.

Findelkunst: Die Künstlerin Tina Glanz bannt Fundobjekte aller Art auf ihre Bilder, Holzstücke aus dem Meer, genannte Spielzeugautos, bemalte Holzklötzchen und Steine in allen Naturfarben, Formen und Facetten. Zur ihrer Ausstellung im Schermhof, Jocherstraße 7, gibt es auch eine kleine Vernissage.

Bildhauerei: Im Stadtgebiet sind ihre Skulpturen wie der Wassernöck oder das Trachtenpaar bestens bekannt. In Gertrude Oehm-Ruderts Atelier kann man Skulpturen, Büsten und Bleistiftzeichnungen betrachten. Es befindet sich am Rand der Altstadt in der Hochstraße 9.

Unterer Markt

"Papercut Portraits": Papierarbeiten von Martin Off im Dachauer Forum, Ludwig-Ganghofer-Straße 4.

"Ich häng seit Jahren an der Nadel": In den Kursräumen des Vereins Arttextil, Martin-Huber-Straße 27, präsentiert Christine Walder ihre frei Bildstickerei.

Maler alter Schule: Christian Maria Huber sieht sich in der Tradition der Künstlerkolonie, deren Mitglieder mit der Staffelei in die Natur hinauszogen und ihre Motive in der Dachauer Landschaft suchten. Und weil Dachau heute anders aussieht als vor 100 Jahren, finden sich auf seinen Gemälden und Grafiken auch Motive wie Windräder. Atelier: Martin-Huber-Straße 19.

Werke aus Ton und Metall: Monika Siebmanns lebt und arbeitet in Dachau und in Sarnico in Italien. Seit 1978 entstehen in ihrer Werkstatt in Dachau Werke aus Ton und Metall. Sie führt unterschiedliche Materialien in abstrakten Skulpturen und Wandreliefs zusammen. Ihr Atelier befindet sich in der Martin-Huber-Straße 15.

Naturverbundene Motive: Herta Minzlaffs Gemälde sind geprägt von ihrer engen Beziehung zur Natur, die Motive des Waldes spielen eine wichtige Rolle. Mit ihren Bildern versucht sie, die Farbigkeit der Natur auf der Leinwand wiedergeben. Zu sehen in der Münchner Straße 5.

Bilder vom Weltenbummler: Herbert F. Plahl lässt sich von seinen Gedanken und Gefühlen inspirieren und in ganz besonderer Weise auch von den Reisen, die ihn um die ganze Welt führen. Dabei entstehen farbenfrohe, abstrakte Bilder, die Plahl auch immer wieder überarbeitet. Atelier Plahl, Villa Stockmann, Münchner Straße 28.

Zeit und Raum: Tadeusz Stupka konzipiert seine realistisch gemalten "Spaces" mit mehreren Bildern im Bild, überlagert und verbindet so verschiedene Zeiten und Örtlichkeiten. Weitere Motive: Stadtansichten, Tänzer, Prominente. Atelier Stupka in der Villa Stockmann, Münchner Straße 28, erster Stock über dem Atelier Plahl.

"Schwarz-weiß": In der städtischen Turnhalle am Ende der Brunngartenstraße und in der Druckwerkstatt der KVD, Brunngartenstraße 5, gibt es einen künstlerischen Austausch zwischen den KVD-Druckern, dem Jugendtreff "Freiraum" und der Sprayer-Gruppe "Outer Circle". Dazu gibt es verschiedene Veranstaltungen.

Flow-Drawing und Aktzeichnen: Kunst macht bekanntlich Arbeit, aber im Yogastudio "Imflow" an der Münchner Straße 10 können Neuling wie Profis erfahren, dass Zeichnen mit "Flow Drawing" auch sehr entspannend und meditativ sein kann. Wer es ausprobieren will, kann sich dort auch zu einem Kurs anmelden. Es gibt Live-Musik von der Band Ampa.

Kunst kennt keine Behinderung: In der 1988 gegründeten Malwerkstatt des Franziskuswerks Schönbrunn geben gut 20 Personen ihrer künstlerischen Begabung regelmäßig für rund zweieinhalb Stunden in der Woche Raum und Zeit. 2008 wurde die Malwerkstatt mit dem Tassilopreis, dem Kulturpreis der Regionalausgaben der Süddeutschen Zeitung ausgezeichnet. Bilder und Objekte der Künstler sind bei autArk am Sparkassenplatz 2 zu sehen

Art to go: Man kann sich Autos leihen, Fahrräder - und in der Artothek Kunstwerke für die eigenen vier Wände. Die Einrichtung der Stadtbücherei am Max-Mannheimer-Platz ist am Abend geöffnet.

Dachau Süd

Kunst zum Knobeln: "Meine Bilder ergeben sich in einer Art Rätsel aus den extremen Kontrasten heraus, wie zum Beispiel Malerisches gegen Form, Stille gegen Bewegtes, Spannung gegen Ruhendes, Dramatik gegen Harmonisches." So beschreibt Inge Jakobsen ihre abstrakten Bilder. Zu sehen in ihrem Atelier in der Hermann-Stockmann-Straße 53.

Duo in der Moosschwaige: Im Atelier des verstorbenen Malers Thomas Vesely in der Kleinen Moosschwaige arbeiten nun zwei KVD-Künstlerinnen: Margot Krottenthaler und Karin Schuff. Schuff arbeitet abstrakt-expressiv und sowohl in kleinen wie großen Formaten. Margot Krottenthalers Werk ist sehr vielfältig; es umfasst auch serielle Arbeiten, Künstlerbücher, Leporellos und manchmal auch geschriebene Geschichten. Die Adresse der Kleinen Moosschwaige ist Sankt Peter-Straße 1.

Schule der Fantasie: Sina Weber ist bekannt als Kunstpädagogin, die Kinder und Erwachsene ermutigt, ihren spontanen künstlerischen Impulsen zu folgen und mit unterschiedlichen Techniken und Materialien zu experimentieren und zu gestalten. In ihrem Atelier in der Ruckteschell-Villa, Münchner Straße 84, zeigt sie ihre Arbeiten.

Bilder und Skulpturen: 2009 hat sich Betina Fichtl ihr eigenes Atelier am Schäferweg 8 in Dachau eingerichtet. Bereits ein Jahr später folgte die erste Ausstellung. Ihre Bilder sind hauptsächlich in Acryl und Öl gemalt, die Holzskulpturen entstehen zum größten Teil mit der Kettensäge.

Dachau Ost

Junge Talente: Zum zweiten Mal beteiligt sich das Jugendzentrum Ost mit Werken junger Nachwuchskünstler. Zu sehen sind Leinwandgemälde von Miriam Lehmann, Feinliner-Zeichnungen des hochtalentierten 21-jährigen Afghanen Zaki Rahimi und verschiedene Kunstobjekte von Sophia Hubert. Das JUZ Ost liegt etwas versteckt im Park an der Ludwig-Ernst-Straße 2. Bei gutem Wetter wird gegrillt.

Glaskunst: Gabriele Metzger zeigt im "Lichtwerk Glas" am Breslauer Platz 3 ihr kunsthandwerkliches Können. Metzger war auch an der Restaurierung der Fenster der Saint Chapel in Paris und der Kathedrale von Chartes im Atelier Gaudin beteiligt.

"Damals": Bilder von Christa Spencer in der Galerie sind im Bürgertreff-Ost am Ernst-Reuter-Platz zu sehen.

Kathi Donath und Irma Wirthmüller stellen in der Heilpädagogischen Praxis im Hochhaus am Ernst-Reuter-Platz, Anton-Günther-Straße 7, aus.

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Quelle:
SZ vom 13.09.2019
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