Süddeutsche Zeitung

Haushalt Karlsfeld:41 Millionen Euro für neue Grundschule

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Die Kosten für den Neubau an der Krenmoosstraße in Karlsfeld explodieren. Ursprünglich waren die Kosten auf 33 Millionen Euro veranschlagt. Doch die starke Nachfrage im Bausektor treibt die Ausgaben in die Höhe

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Kosten für die Grundschule an der Krenmoosstraße in Karlsfeld explodieren weiter: 32,9 Millionen Euro sollte der Neubau im Herbst 2017 nach Abschluss aller Planungen kosten. Bei Baubeginn im Oktober 2019 waren es bereits 34 Millionen Euro. Bis zum Herbst vergangenen Jahres sollte das Mammutprojekt dann schon 39,5 Millionen Euro verschlingen, und jetzt musste die Gemeinde die Bausumme erneut nach oben korrigieren. 41 Millionen Euro werden nun im Haushalt 2021 für die Grundschule bereitgestellt.

Der Grund für die Teuerung liegt vor allem darin, dass der Bauboom die Preise für die Gewerke in die Höhe getrieben hat. Kämmerer Alfred Giesinger spricht von einer Kostensteigerung von 2, 7 Prozent. Außerdem sind laut Gebäudemanager Alexander Reichl 40 weitere Aufträge vergeben worden, die Kosten von mehr als eine Million Euro umfassen. Das mache eine Korrektur nötig, erklärte er den Gemeinderäten am Dienstag im Hauptausschuss.

Angesichts der extrem angespannten Haushaltslage in diesem Jahr ließ das manch einen Kommunalpolitiker schlucken. Die Gemeinde wird heuer nämlich allein für die laufenden Kosten einen Kredit aufnehmen müssen. Wegen der Coronakrise ist dies ausnahmsweise erlaubt. Etwa vier Millionen Euro fehlen in der Karlsfelder Gemeindekasse, um einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren zu können - zumindest nach derzeitigem Stand. Seit Wochen wird deshalb fieberhaft gerechnet und diskutiert, wo man noch einsparen kann, um möglichst wenig Schulden machen zu müssen. Denn dieser Kredit muss sehr zügig wieder zurückgezahlt werden. Die Nachricht einer erneuten Kostenexplosion kommt da natürlich zur Unzeit. "Mir fehlen die Worte", sagte Finanzreferent Stefan Theil (CSU). "Das ist nicht schön."

Reichl erklärte, dass man voraussichtlich nicht die gesamte Summe brauchen werde. Manches habe das Bauamt abweichend vom ursprünglichen Plan vereinbart, um Geld zu sparen. Es müsse jedoch neu deklariert werden. Da sei zum Beispiel ein Nachtrag über 60 000 Euro für die Ausstattung der Aula dabei, bei dem er jetzt schon wisse, dass die Gemeinde damit etwa 100 000 Euro sparen werde. "Ich bin zuversichtlich, dass wir am Ende unter 40 Millionen Euro bleiben", sagte er.

"Es ist schade, dass die Förderung vom Bund nicht auch in gleichem Maß steigt wie die Preise. Dann hätte ich nicht so große Bauchschmerzen", sagte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). Karlsfeld wird einen Zuschuss von 15,3 Millionen Euro für die Grundschule bekommen. Der Schuldenberg der Gemeinde wird bis Ende des Jahres laut Kämmerer Giesinger auf 28 Millionen Euro anwachsen. Fast alle Kredite sind für den Neubau aufgenommen worden.

"Ich radel jedes Wochenende an der Baustelle vorbei. Es wird ein tolles Gebäude - sehr stattlich", schwärmte Ursula Weber (CSU), die Rektorin in der benachbarten Verbandsgrundschule ist. "Ich höre da Neid heraus", bemerkte Kolbe. Auch die Verbandsgrundschule wird derzeit neu gebaut, allerdings von München. Der zweite Bauabschnitt werde sich etwas verzögern, kündigte Kolbe an. Die Grundschule an der Krenmoosstraße wird dagegen planmäßig fertig. Laut Reichl wird der Innenausbau Ende Juni abgeschlossen sein. Die Außenanlagen sollen im September fertig werden und die Parkplätze im November. Mit Beginn des kommenden Schuljahrs sollen die Kinder dort einziehen.

Für die Gemeinde markiert das Ende der Großbaustelle den Beginn eines neuen kostspieligen Projekts: Die Dreifachturnhalle der Mittelschule soll saniert werden. Vier Millionen Euro wird dies voraussichtlich kosten. Für die klamme Gemeinde kein Pappenstiel. Doch so hatte man es 2019 vereinbart. Sportler und Schüler sollten in die neue Halle der Grundschule umziehen können, um ihr Training nicht unterbrechen zu müssen. Dann wollte man die marode Halle der Mittelschule auf den neuesten Stand bringen. Ob es dabei bleibt, wird der Gemeinderat angesichts der Haushaltslage noch diskutieren müssen. Bis zuletzt hatte Karlsfeld auf einen Zuschuss gehofft, doch bei der Vergabe von Fördermitteln des Bundes kam bisher nur Dachau zum Zuge. Karlsfeld ging leer aus. Gerade im Hinblick auf das noch größere und drängendere Projekt Hallenbadsanierung für insgesamt 11 Millionen Euro war dies ein Schlag ins Kontor. Doch die Bundesregierung will im Sommer eine zweite Ausschüttung machen. Karlsfeld hofft nun, doch noch zum Zuge zu kommen.

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SZ vom 25.03.2021
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