Süddeutsche Zeitung

Gute Versorgung:Ansturm auf die Bürgerversammlung

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Mehr als zweihundert Haimhausener lassen sich von Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) über die Projekte in der Gemeinde informieren. Zentrale Themen sind der Glasfaserausbau mit schnellem Internet für alle Bewohner und das geplante Ärztehaus

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Was ist da los, wenn an einem ganz gewöhnlichen Werktag in Haimhausen viele Menschen, etwa vier bis fünf Prozent der Bevölkerung, auf der Straße sind und sich Richtung Pfarrkirche St. Nikolaus bewegen? Nein, es ruft kein Gottesdienst. Es ist wieder Bürgerversammlung in Haimhausen. Und die Haimhausener interessieren sich für ihren Ort und nehmen das Angebot der Gemeinde, "mitzureden", wörtlich. So auch jetzt wieder. Die Aula der Grund- und Mittelschule ist wie üblich komplett besetzt, gut und gerne mehr als 200 Besucher bei 5800 Einwohnern. Zum letzten Mal, so Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU), sei das 2015 so gewesen. Damals ging es um die Eröffnung der Flüchtlingsunterkunft am Ort. Das zentrale Thema der diesjährigen Bürgerversammlung ist der Anschluss der Gemeinde an das schnelle Glasfasernetz durch die Firma Deutsche Glasfaser.

15 Mitarbeiter des Unternehmens sind derzeit dabei, die notwendigen Leitungen zu verlegen. Im vierten Quartal dieses Jahres sollen dann die Haimhausener, die sich für einen Anschluss entschieden haben, in den Genuss des schnellen Internets kommen. Das versprach der zuständige Mann der Firma, Leon Dam. "Dann ist alles komplett und alles aktiviert." Wie groß das Interesse am schnellen Internet ist, bewiesen die anschließenden Fragen an die Mitarbeiter des Unternehmens, die in der Grund- und Mittelschule eigens Räume zur Beratung und Information belegt hatten.

Über das neue Mehrzweckgebäude der Gemeinde neben dem Rathaus informierte der Dachauer Architekt Ferdinand Krissmayr. Das zweistöckige Gemeinde- und Ärztehaus muss spätestens zum 1. Januar 2020 bezugsfertig an die Gemeinde übergeben werden. Nicht nur die Gemeindeverwaltung (Passamt,Bürgerbüro, Wahlamt, Sitzungssaal mit Dachterrasse), sondern auch ein Zahnarzt und Allgemeinärzte werden einziehen. Bürgermeister Felbermeier, der kurz die Entstehungsgeschichte rekapitulierte ("Das Gebäude war eigentlich nicht geplant"), sprach von einem "öffentlichen Gebäude, das man sehen" könne. Und damit sich niemand falsche Vorstellungen von seiner Größe macht, ergänzte er, dass es "nicht ausschaut, wie ein Einfamilienhaus". Den Bau begründete Felbermeier unter anderem damit, dass man im alten Rathaus "wahnsinnige Platzprobleme" habe. Aber nicht nur das: "Uns kann nichts Besseres passieren als ein Ärztehaus in kommunaler Hand und eine gute ärztliche Versorgung." Neben einigen Umplanungen, so Architekt Krissmayr, sei vor allem die Unterbringung so vieler Räume auf beengtem Platz eine schwierige Aufgabe gewesen. Das U-förmige Gebäude docke dabei an das bestehende Betreute Wohnen an. Von der Hauptstraße aus können die 55 Stellplätze der Tiefgarage, die bei späterem Bedarf erweitert werden könne, erreicht werden. Auf die Frage, weshalb man das Gemeinde- und Ärztehaus nicht gleich über eine Tiefgarage, die über das Betreute Wohnen führt, anschließt, sagte Krissmayr, dass dies aus Kostengründen derzeit nicht geplant sei. Die Mehrkosten würden dabei durch sehr hohe Brandschutzmaßnahmen, etwa den Einbau einer Feuerschutztür entstehen.

Ebenso eindeutig war die Antwort auf die Frage eines Bürgers, der das Gebäude gerne energetisch durch eine Solaranlage versorgt sehen würde: Das Gebäude sei sehr gut gedämmt und der Energieverbrauch hielte sich in engen Grenzen. Finanziert wird das mit einem begrünten Dach ausgestattete Gebäude zu 100 Prozent durch die Mieteinnahmen, erklärte Gemeindekämmerer Peter Haslbeck. Die Baukosten werden mit 5,5 Millionen Euro veranschlagt.

Das Interesse der Bürger fand auch die geplante Wohnanlage im Baugebiet Schrammerweg. Dort sollen auf einer 3800 Quadratmeter großen Fläche drei große Bauprojekte mit insgesamt 42 Wohnungen (Zwei-,Drei- und Vier-Zimmer) realisiert werden. Davon sollen 30 Wohnungen durch das gemeindeeigene Kommunalunternehmen "Liegenschaften Haimhausen" vermietet werden. Zwölf Wohnungen sollen im Rahmen eines Baulandmodells als Eigentumswohnungen an Einheimische verkauft werden. Dank eines Förderprogramms des Freistaates Bayern werde man die Wohnungen zu einem vermutlichen Quadratmeterpreis in Höhe von elf Euro vermieten können. Kämmerer Haslbeck: "Das ist schon eine Sache."

Noch nicht entschieden ist, wer baut, Gemeinde oder das kommunale Unternehmen. Der Bürgermeister stellte klar: "Wir bauen keine Sozialwohnungen. So können wir vermieten an wen wir wollen und haben maximale Flexibilität." Die nackten Daten zu dem Projekt lieferte Architekt Ferdinand Krissmayr, der die Platzierung der geforderten Stellplätze als große Herausforderung bezeichnete. Aus diesen Gründen werde auch die Gesamtfläche unter den Gebäuden mit einer Tiefgarage unterkellert. Von der Tiefgarage aus seien alle drei Gebäude barrierefrei zu erreichen.

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SZ vom 16.04.2018
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