Süddeutsche Zeitung

Glasarche am Karlsfelder See:Kunstwerk auf Reisen

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Der Verein Dachauer Moos feiert die Ankunft der Glasarche 3 aus Wien am Karlsfelder See. Die außergewöhnliche Arbeit gilt als Symbol für die Zerbrechlichkeit der Natur und ist bis zum 11. Mai zu bestaunen

Von Horst Kramer, Karlsfeld

Sie ist imposant und wirkt dennoch zerbrechlich: die "Glasarche 3", ein Glaskunstwerk, geschaffen im Bayerischen Wald. Eigentlich ist sie eher ein Kahn denn eine Arche. Sie wird von einer mächtigen Holzhand gehalten, Arche und Hand sind gute acht Meter lang. Am Dienstagabend ist die Glasarche am Karlsfelder See angelandet, am Donnerstag feierte der Verein Dachauer Moos (VDM) das Ereignis zusammen mit zahlreichen Politikerinnen und Politikern ihrer Mitgliedskommunen aus den Landkreisen Dachau, München-Land und Fürstenfeldbruck, darunter Landrat Stefan Löwl, seine Stellvertreterin Marianne Klaffki, Dachaus OB Florian Hartmann und Karlsfelds Rathauschef Stefan Kolbe. Der Verein wurde vor einem Vierteljahrhundert gegründet und begeht sein Jubiläum mit verschiedenen Aktionen.

"Die Arche ist ein Symbol für die Zerbrechlichkeit der Natur", erklärte Robert Rossa, der VDM-Geschäftsführer, "die Hand deutet die Verantwortung des Menschen an." Einige Anwesende wie Landrat Löwl interpretierten die Hand als "die Hand Gottes". Und er meinte: "Kunst lädt immer zur Interpretation ein."

Der "geistige Vater" des Projekts, Dieter Helms, 66, war ebenfalls in Karlsfeld dabei. Der Geologe, der 25 Jahre als Umweltabteilungsleiter in seiner Heimat Zeitz (Sachsen-Anhalt) tätig war, lernte vor 15 Jahren die erste Glasarche kennen, die am Fuße des Bergs Lusen im Bayerischen Wald, aufgestellt ist. "Ich habe mich auf den ersten Blick in sie verliebt", gestand er. Zusammen mit dem Schöpfer der Ursprungs-Glasarche, Roland Fischer, entwickelte Helms, mittlerweile der Vorsitzende des Landschaftspflegevereins Mittleres Elstertal, die Idee einer neuen Arche.

Es ist schon die dritte Version des Glashand-Konzepts - die "Glasarche 2", eine kleinere Ausgabe, ist vor dem Glasmuseum in der Ferienregion Frauenau im niederbayerischen Landkreis Regen aufgestellt. Die Glasarche 3 sei von Anfang an als "Reisearche" konzipiert, so Helms, sie solle die Botschaft der menschlichen Verantwortung gegenüber der Natur durch die Welt tragen. Ihre Realisierung nahm rund zehn Jahre in Anspruch, sie wurde größtenteils durch Spenden realisiert. Seit Juni 2016 ist die Glasarche 3 unterwegs. Am Dienstag kam sie aus Wien, wo sie drei Monate im "Sigmund-Freud-Park", nicht weit von der Votivkirche, ausgestellt war. Von Mitte Juni bis Mitte August wird sie am Augsburger Dom vor Anker gehen. Sie war Teil der Begleitausstellung zur UN-Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz im Dezember 2018. Der VDM-Geschäftsführer Rossa hatte den Kontakt zu Helms hergestellt. Rossa betreute Naturschutzprojekte im Bayerischen Wald.

Die Kommunalpolitiker zeigten sich von der Glasarche 3 tief beeindruckt. Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier, der Vorsitzende des VDM, sprach von "unserer Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung", an die das Kunstwerk gemahne. Er zog eine Parallele zur Aufgabe des VDM, der sich für die Bewahrung und Revitalisierung des Dachauer Mooses einsetze, eine Landschaft, die in den vergangenen 150 Jahren gewaltigen Veränderungsprozessen unterworfen gewesen sei. Felbermeier dankte dem Landrat und dem Landkreis, die Aufstellung am Karlsfelder See mit Landkreis-Zuschüssen ermöglicht zu haben. "Auch mit Mitteln aus unserer Kreisumlage", fügte der Haimhausener Rathauschef mit einem Augenzwinkern an. Der katholische Pfarrer Bernhard Rümmler und sein evangelischer Kollege Roman Breitwieser segneten die Arche, die bis zum 11. Mai am Karlsfelder See zu bewundern sein wird. "Sie stellt einen wunderbaren Auftakt für unser Jubiläumsjahr dar", sagte Robert Rossa. Das Jubiläumsprogramm ist auf www.verein-dachauer-moos.de zu finden.

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SZ vom 13.03.2020
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