Süddeutsche Zeitung

Gewaltverbrechen gibt weiter Rätsel auf:Der Verdächtige schweigt

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Der 53-jährige Mann, der in Petershausen zwei Frauen ermordet haben soll, äußert sich nicht zu den Vorwürfen. Die Staatsanwaltschaft will zu den Ermittlungen keine Angaben machen

Von Robert Stocker, Petershausen

Der 53-jährige Mann, der in Petershausen zwei Frauen ermordet haben soll, schweigt laut Polizei noch immer zu den Vorwürfen. Die Staatsanwaltschaft München II hatte gegen den Verdächtigen Haftbefehl wegen zweifachen Mordes beantragt. Mittlerweile wurde dieser in einen Unterbringungsbefehl umgewandelt; der mutmaßliche Täter wurde in die geschlossene Psychiatrie nach Haar eingewiesen. Ein Gutachter hatte festgestellt, dass es konkrete Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung des Mannes gebe. Welche Erkenntnisse die Ermittler der Kripo Fürstenfeldbruck bisher haben, ist nicht bekannt. "In diesem frühen Stadium der Ermittlungen können wir keine Angaben machen", erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Nein, den Mann habe kaum einer im Ort gekannt, sagte damals ein CSU-Gemeinderat. Nachbarn berichteten, dass sich der 53-Jährige unauffällig verhalten habe. Und plötzlich dieser fürchterliche Tatverdacht: Er soll am Faschingssonntag oder Rosenmontag zwei Frauen in seiner Wohnung in Petershausen getötet haben. Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer im Ort herum, Medien berichteten in ganz Bayern darüber. Hinweise, dass der 53-Jährige gefährlich war, haben die Ermittlungen bislang nicht ergeben. Der arbeitslose Meteorologe soll seit Jahren unter Depressionen gelitten haben. Er besuchte die sozialpsychiatrische Tagesstätte der Dachauer Caritas. Dort lernte er in einer Therapiegruppe die beiden Frauen kennen. Eines der Opfer soll psychisch labil gewesen sein. Vor ihrem Verschwinden sollen die Frauen davon gesprochen haben, mit einem Bekannten in Petershausen Fasching feiern zu wollen. Ihre Leichen wurden am Rosenmontag in der Wohnung des Mannes entdeckt. Am Tag zuvor war der Faschingszug durch den Ort gezogen. Der 53-Jährige wurde noch in der Wohnung festgenommen. Weil es keine Zeugen gibt, müssen die Ermittler der Kripo Fürstenfeldbruck den Tathergang anhand von Spuren rekonstruieren. "Die Einzelheiten werden wohl erst in der Verhandlung bekannt", vermutet ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern in Ingolstadt.

Der 53-Jährige wohnte in der Musikersiedlung direkt am S-Bahnhof. Die Straßen sind hier nach berühmten Komponisten benannt. Das Mehrfamilienhaus, in dem der Tatverdächtige lebte, liegt am Georg-Friedrich-Händel-Weg. Die Siedlung gelte als "Bronx von Petershausen", sagt ein Mitarbeiter einer örtlichen Zeitung, der in einem Nachbarort wohnt. Wenn es um Drogen gehe, tauche immer wieder ihr Name auf. Auf Ortsfremde wirkt das Viertel beschaulich. Eine ruhige Siedlung, in der kaum Menschen zu sehen sind.

Hier wurden die beiden Frauen umgebracht, sind sich die Ermittler der Kripo sicher. Als Dachauer Polizeibeamte die Wohnung des 53-Jährigen am Rosenmontag von einem Schlüsseldienst öffnen ließen, fanden sie nicht nur die Leichen der Frauen vor, sondern auch den Wohnungsinhaber. Angehörige hatten die beiden 40-jährigen Dachauerinnen als vermisst gemeldet. Die Suche führte die Polizei nach Petershausen, weil es hier eine Kontaktadresse gab. Motiv und Hintergründe des Verbrechens liegen im Dunkeln. Die Ermittler wissen womöglich schon mehr, geben aber aus taktischen Gründen keine Details bekannt. Wurden die beiden Frauen im Schlaf getötet? Kämpften sie gleichzeitig mit dem Täter? Wurden sie vor ihrer Ermordung betäubt? Der Ablauf der Tat könne nur mit Hilfe der Spuren ermittelt werden, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Die Polizei wolle sich dazu nicht äußern, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden. Die Spurenauswertung laufe immer noch. Die Obduktion der Leichen am Institut für Rechtsmedizin in München hat laut Polizei ergeben, dass die Frauen durch Gewalteinwirkung gestorben sind. "Unter anderem gegen den Hals", so der Präsidiumssprecher.

Die Betroffenheit über das Gewaltverbrechen war in Petershausen sehr groß. "Eine fürchterliche menschliche Tragödie", erklärte Petershausens Bürgermeister Marcel Fath. Auch die Schwestern des Franziskanerordens im benachbarten Schönbrunn, dem das Mehrfamilienhaus am Georg-Friedrich-Händel-Weg gehört, waren fassungslos. "Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen der Opfer", so Sigrun Wedler, Sprecherin des Franziskuswerks.

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Quelle:
SZ vom 28.03.2018
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