Süddeutsche Zeitung

Gegen Tankstelle und Lkw-Rastplatz:Initiative strebt Bürgerbegehren an

Lesezeit: 2 min

Einige Odelzhausener um die Grünen-Kreisräte Roderich Zauscher und Ursula Kohn wollen eine Tankstelle mit Lkw-Rastplatz an der nördlichen Autobahnausfahrt der A8 verhindern. Sie sammeln derzeit Unterschriften

Von Horst Kramer, Odelzhausen

Eine Tankstelle mit Rastplätzen für Lastwagenfahrer an der nördlichen Autobahnausfahrt der A 8, das will eine Bürgerinitiative aus Odelzhausen um jeden Preis verhindern. Deshalb sammelt sie derzeit fleißig Unterschriften gegen das Vorhaben. Die Initiatoren - dazu gehören neben dem Dachauer Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz (BN), Grünen-Kreisrat und BGO-Gemeinderat, Roderich Zauscher, die Grünen-Kreisrätin Ursula Kohn und die Odelzhausenerin Elisabeth Lankes - hoffen, mit einem Bürgerbegehren entsprechende Planungen verhindern zu können.

"Eine Tankstelle mit zusätzlichen Lkw-Rastplätzen führt zu mehr Verkehr und Müll und bringt der Gemeinde keinerlei Vorteile", argumentiert Ursula Kohn in einem Gespräch mit Vertretern der Presse. Doch das ist nicht der einzige Grund gegen das geplante Projekt zu sein: "Die Fläche wird benötigt, wenn eines Tages eine S-Bahn-Trasse oder irgendein anderes öffentliches Transportsystem entlang der Autobahn errichtet wird", sagt Roderich Zauscher. Als Alternativen nannte Zauscher die Ottobahn, ein Gondelsystem, über die derzeit intensiv nachgedacht wird, oder das Transportsystem Bögl, eine Magnetschwebebahn.

Das Bürgerbegehren kommt sozusagen im letzten Moment. Es richtet sich gegen eine Erweiterung des Odelzhausener Gewerbegebiets auf der Nordseite der Autobahn, die im Gemeinderat schon seit mehr als vier Jahren diskutiert wird. Im Frühjahr 2019 wurde ein Flächennutzungsplan beschlossen, gegenwärtig läuft das entsprechende Bebauungsplanverfahren.

Das Areal umfasst rund 15 000 Quadratmeter und liegt zwischen der Autobahn A 8 und der Staatsstraße 2051, die von Odelzhausen nach Wiedenzhausen führt. Es grenzt unmittelbar an den Kreisverkehr mit der Auffahrt Richtung Stuttgart und der Ausfahrt für Fahrzeuge, die aus München kommen.

Zauscher war von Anfang an gegen das neue Gewerbeareal. Vor zwei Jahren schlossen sich einige Gemeinderatsmitglieder seinen Bedenken an, darunter die damalige ÖDP-Kreisrätin und aktuelle BGO-Gemeinderätin Elisabeth Kappes und die damalige Gemeinderätin der Freien Wähler Bruni Kiemer. Beide gehören laut Zauscher und Kohn auch jetzt zu dem Kreis, der das Bürgerbegehren unterstützt.

Das Grundstück gehörte früher der Gärtnerei Winkler, die dort eine Baumschule betrieb. Inzwischen ist dort ein kleines Wäldchen entstanden, das geschlagen werden müsste. Das Gelände ist nun im Eigentum der Gemeinde Odelzhausen. Seit geraumer Zeit kursieren im Ort Gerüchte, dass eine große Markentankstelle, die derzeit auf der Südseite der Autobahn, am Eingang zum Gewerbegebiet, ihren Sitz hat, Interesse gezeigt haben soll, in das neue Gewerbegebiet umzuziehen. "Selbst wenn das so sein sollte, haben weder die Gemeinde noch die Bürgerinnen und Bürger davon irgendeinen Vorteil", erklärt Kohn. "Die Gemeinde würde keine zusätzlichen Gewerbesteuereinnahmen erzielen, einzig der Verkehr wird größer und auch der Müll." Zudem seien die Kreisverkehre "schon jetzt überlastet", so Zauscher. "Lkw-Fahrer, die dort einen Rastplatz suchen, aber keinen finden, werden sich im Ort auf die Suche nach einem Parkplatz machen." Lankes, Kohn und Zauscher zeigen sich überzeugt, dass ihre Initiative die nötigen Quoren erfüllen wird. Odelzhausen hat rund 5300 Einwohner. Mindestens zehn Prozent der Wahlberechtigten müssen sich in Listen eintragen, um ein Bürgerbegehren zu initiieren. Gelingt dies, werden die Listen bei der Gemeinde eingereicht. Der Gemeinderat muss anschließend über die Rechtmäßigkeit des Begehrens entscheiden. Lehnt das Gremium das Begehren ab, können die Initiatoren dagegen klagen. Da derzeit das Bebauungsplanverfahren läuft, müssen sich Kohn, Lankes und Zauscher beeilen. Die Unterschriftenlisten liegen im Buchladen Odelzhausen, Schlossstraße 3, und in der Odelzhausener Tierarztpraxis Zauscher an der Dietenhausener Straße 10 aus. Die Bürgerinitiative hat aber noch weitere Sammelaktionen geplant und will auch noch neue Orte finden, wo die Listen ausliegen. "Ich bin überzeugt, dass wir die nötige Anzahl zusammen bringen", ist sich Zauscher sicher, "ich habe selten so viel Zustimmung zu einer Unterschriftenaktion erhalten wie zu dieser in den letzten Tagen."

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SZ vom 30.08.2021
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